Die Top-Pharmafirmen weltweit

Nicht zuletzt Corona hat die angestammte Rangliste der umsatzstärksten Pharmafirmen der Welt deutlich verändert. Wir haben zudem neue Allzeit-Umsatzkönige – bei Firmen wie Präparaten.

Abb.: Die Top 10 der globalen Pharmafirmen nach Rx-Herstellerumsatz in Milliarden US-$; parallel sind die Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F + E) ausgewiesen.
  (© R. Herzog)

 

Die Branchenseite pharmexec.com publiziert jährlich eine Rangliste der 50 größten Pharmafirmen global, sortiert nach ihrem weltweiten Umsatz mit verschreibungspflichtigen Präparaten (Rx). Grundlage sind Erhebungen der US-Datenfirma Evaluate Pharma (www.evaluate.com). Der frühere Goldmedaillengewinner der 1990er/2000er Jahre, nämlich Pfizer, kehrt wieder (wie schon 2021) an die Spitze zurück, mit stolzen 91,3 Mrd. US-$ Rx-Umsatz, ein All Time High der gesamten Pharmabranche. 37,8 Mrd. $ steuerte allein der m-RNA Impfstoff Comirnaty gegen SARS-CoV-2 bei, und markiert damit ebenfalls einen Allzeit-Rekord für ein einzelnes Präparat. Auch Paxlovid, das bekannte Covid-19-Therapeutikum, hierzulande vor allem auf Halde liegend, steht mit 18,9 Mrd. $ ebenfalls ganz weit oben auf der Liste der umsatzstärksten Präparate in den Büchern des Herstellers. Diese Sonderkonjunktur läuft aber absehbar aus. Das weiß die Börse ebenfalls: Der – übrigens gar nicht mal so große – Höhenflug der Aktie ist einstweilen vorbei.

So sind die Plätze verteilt ...

Platz 2 nimmt AbbVie ein, mit Humira als (noch) Hauptumsatzträger (21,2 Mrd. $ Präparateumsatz), immer noch beachtlich angesichts der Patentabläufe. Johnson & Johnson steht auf dem Bronzeplatz. Mit 9,7 Mrd. $ Umsatz hat das Präparat Stelara die größte Bedeutung für diesen Konzern, der ja ansonsten noch in der Medizintechnik und mit Konsumgütern unterwegs ist. Novartis und Merck (die amerikanische …) folgen, wobei bei Merck das Onkologikum Keytruda mit fast 21 Mrd. $ imponiert. Der HPV-Impfstoff Gardasil liegt mit knapp 7 Mrd. $ für einen Impfstoff auch sehr gut im Rennen. Zurückgefallen ist die schweizerische Roche, 2020 auf Platz 1. Zweistellige globale Umsätze (zu Firmenpreisen) erwirtschafteten noch, welch Wunder, der konkurrierende m-RNA-Coronaimpfstoff von Moderna (Spikevax, 18,4 Mrd. $) sowie der Gerinnungshemmer Eliquis von Bristol Myers Squibb (11,8 Mrd. $). BMS hat zudem mit Revlimid ein weiteres Präparat am Markt, welches die Zweistelligkeit nur ganz knapp verfehlt, und das Jahr davor schon 12,8 Mrd. $ eingespielt hat. Biktarvy von Gilead Sciences, ein Integrase-Hemmer bei HIV-1, spielt mit 10,4 Mrd. $ ebenfalls in diesem elitären Club.

Auf den hinteren Rängen ...

Und wo bleibt Deutschland, einst berühmt, die Apotheke der Welt zu sein? Nach dieser Aufstellung ist Boehringer Ingelheim das Unternehmen mit den höchsten Rx-Umsätzen (19,5 Mrd. $) bei 5,4 Mrd. $ Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F + E), gefolgt von Bayer (19,0 Mrd. $ Rx-Umsatz, 7,0 Mrd. $ F + E). Die deutsche Merck steht auf Platz 24 (8,4 Mrd. $ Rx-Umsatz, 2,7 Mrd. $ F + E). Der Abstand zu den Top-Firmen ist evident, sowohl hinsichtlich Umsatz als auch Forschungspower. Daran dürfte sich absehbar nichts ändern, trotz aller politischen Lippenbekenntnisse zum Pharmastandort Deutschland.

 

„Für alles gibt es eine Arznei, außer gegen Tod und Steuern.“  (aus den USA)

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Prof. Dr. Reinhard Herzog

Apotheker

Apothekenexperte, Fachautor und seit 1993 Lehrbeauftragter an der FH Sigmaringen im Studiengang Pharmatechnik – und dort seit 2020 Honorarprofessor. Herausgeber und langjähriger Autor des AWA.