Prof. Dr. Reinhard Herzog
Anleger setzen jetzt allein auf Sicherheit: Tages- und Festgelder, Bundeswertpapiere und Investmentfonds mit extrem konservativem Anlagespektrum stehen hoch im Kurs. Hingegen wird alles gemieden, was nur den geringsten Anschein eines Risikos birgt – ob Unternehmensschuldverschreibung oder gar Aktie. Das Problem jedoch: Die Renditen sind in den vergangenen Monaten drastisch gesunken. Gerade einmal 2,5% lassen sich beispielsweise mit 5-jährigen Bundesobligationen erzielen, die durchschnittliche Umlaufrendite ist auf 3,1% zurückgefallen.
Während diese – magere – Rendite jedoch bei der Direktanlage allenfalls in geringem Umfang durch Kauf- bzw. Verkaufspesen und Depotgebühren geschmälert wird, haben Rentenfonds ein Problem: Die vergleichsweise hohen Kosten – der Ausgabeaufschlag liegt meist bei 3,0%, die jährlichen Verwaltungskosten übersteigen oftmals die Ein-Prozent-Marke – führen dazu, dass die Renditen drastisch einbrechen. Schon jetzt haben sich viele Anleger für den Ausstieg entschieden und die Zahl dürfte nach der Veröffentlichung der Halbjahresentwicklungen in den kommenden Monaten drastisch ansteigen.
Doch die Fondsmanager haben Alternativen entwickelt: Rentenfonds mit Unternehmensanleihen gelten derzeit als Ausweg aus dem Dilemma. Und in der Tat sind die Chancen verlockend: Vor dem Hintergrund der Finanzkrise sind die Kurse der Unternehmensanleihen in den vergangenen zwölf Monaten so massiv eingebrochen, dass viele Bonds Renditen zwischen 5% und 10% pro Jahr erwarten lassen.
Keine Sicherheitsgarantien
Dabei sind es durchaus renommierte Adressen, die unter den Hochzins-Produkten zu finden sind. BMW-Anleihen rentieren derzeit etwa mit rund 4,5%, Daimler-Titel bringen es auf zirka 6,0% und wer dem Einkaufskonzern Metro Geld leihen will, kann immerhin rund 6,5% dafür erzielen. Noch höher rentieren Papiere angeschlagener Firmen, deren Anleger zum Teil mehr als 20% Jahresertrag erwarten können – vorausgesetzt, die Firma erleidet bis zum Fälligkeitsdatum keinen Schiffbruch. Eine Fondsanlage bietet zudem den Vorteil der Risikostreuung, falls ein Emittent insolvent werden sollte.
Jeder Anleger sollte sich allerdings der Tatsache bewusst sein, dass Unternehmensanleihenfonds keineswegs mit klassischen Rentenfonds vergleichbar sind. Zwar kann durchaus mit höheren Renditen gerechnet werden, jedoch werden diese auch mit größeren Risiken „erkauft“. Denn schließlich kommt der Vorteil der Risikostreuung lediglich dann zum Tragen, wenn nur einzelne wenige Emittenten ausfallen. Sollte jedoch eine größere Zahl von Papieren betroffen sein, zehrt dies letztlich auch am Fondspreis. Kritiker sehen aktuell sogar die Gefahr, dass mancher Fondsmanager angeschlagene Papiere seiner Muttergesellschaft ins Depot nimmt, sodass mögli- che Verluste letztlich zu Las-ten der Anleger gehen, die Bankbilanzen jedoch bereinigt werden. Nicht zuletzt ist auch der derzeit extrem enge Markt zu beachten, der Zufallskursen – ob „gesteuert“ oder nicht – Tür und Tor öffnet.
Vor dem Kauf sollten Sie daher auch den Fondsprospekt zur Hand nehmen, in dem das Portefeuille aufgelistet ist. Investiert das Management überwiegend in Emittenten, die als seriös anzusehen sind, kann eine Depotbeimischung in Betracht gezogen werden. Unbekanntere, speziell ausländische Titel müssen jedoch als Warnsignal gesehen werden.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2009; 34(11):14-14