Festverzinsliche Wertpapiere

Nach der Baisse folgt die Konsolidierung


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Harte Zeiten durchlebten Rentenanleger in den letzten Monaten: Die Umlaufrendite kletter­te um mehr als 1%-Punkt, die Kurse brachen um bis zu 20% ein. Mittlerweile beginnt sich die Lage jedoch zu stabilisieren, sodass kein schnelles Handeln mehr erforderlich scheint.

Anleihen gelten im Allgemeinen als „sicherer Hafen“ im Bereich der Geldanlage. Auch ihre Kurse können zwar schwanken, jedoch sorgt allein schon die mindestens jährliche Zinszahlung in den meisten Jahren für eine solide Rendite.

Dass es aber auch bei fest­ver­zinslichen Wertpapieren zu er­heblichen Turbulenzen kom­men kann, haben die vergangenen Monate bewiesen. Die durchschnittliche Umlaufrendite stieg seit letztem Sommer von 1,8% auf aktuell rund 2,9%, sodass die Kurse deutlich nachgaben. So ging etwa der Kurs der 3,75%igen Bundesanleihe mit Laufzeit bis 2015 (ISIN: DE0001135267) von 111% auf nur noch 105,3% zurück, was einem Minus von 5,1% entspricht. Anleger müssen sich also eineinhalb Jahre gedulden, bis der Kursrückgang durch die Zinszahlung aufgefangen wird.

Massive Verluste bei Langläufern

Noch massiver war das Mi­nus bei längerlaufenden Titeln wie etwa der 6,5%igen Bundesanleihe mit Laufzeit bis 2027 (ISIN: DE0001135044), deren Kurs von 154% auf 135% oder um über 12% einbrach. Auch das Minus beim Deutschen Rentenindex REX von rund 129 auf nur noch rund 122 Punkte war so ausgeprägt wie zuletzt im Jahr 1999, als Anleger ihre Gelder massiv in Aktien umschichteten.

Konjunktur treibt Zinsen

Die Gründe für den Zinsanstieg sind vielfältig. Zu nennen ist beispielsweise die starke Konjunktur, die zu einer höheren Kreditnachfrage aus Unternehmenskreisen führt, aber auch Inflationsängste auslöst. Eine steigende Geldentwertungsrate – dies ist eine alte Regel der Volkswirtschaft – lässt sich jedoch am besten mit höheren Zinsen bekämpfen und angesichts dieser Tatsache hielten sich viele Investoren an den Kapitalmärkten zurück.

Doch auch die Tiefststände bei den Zinsen führten dazu, dass sich viele Anleger anderweitig orientierten und z.B. in Aktien investierten. Dieses Phänomen ließ sich in den ersten Monaten 2011 an manchen Börsentagen sehr genau beobachten: Als die Aktienkurse stiegen, gaben die Rentenkurse nach – und umgekehrt. Zudem dürfte auch die wachsende Unsicherheit in Zusammenhang mit dem Fortbestand des Euros und den Defiziten zahlreicher EU-Staaten eine Rolle spielen.

So bitter die Kursrückgänge für Anleihebesitzer auch erscheinen mögen, gilt es gleichwohl zu relativieren. Denn zum einen wurden damit lediglich die vorangegangenen Übertreibungen korrigiert, waren die Rentenkurse doch zwischen 2008 und 2010 massiv gestiegen. Zum anderen wurde mittlerweile wieder ein Zinsniveau erreicht, das Investments lukrativ erscheinen lässt. Zwar liegt etwa die Durchschnittsrendite von Bundesanleihen immer noch im Bereich von mageren 2,9%. Wer sein Geld jedoch besser anlegen will, kann beispielsweise mit Bank­schuld­ver­schrei­bun­gen mit sechs Jah­ren Restlaufzeit deutlich über 3,5% erzielen. Und Unternehmensanleihen solider Gläubiger werfen sogar zwischen 4,0% und 5,5% ab.

Denn mittlerweile gehen die meisten Experten davon aus, dass der Kursrückgang zumindest vorerst beendet ist. Kleinere Korrekturen – etwa ein Anstieg der Umlaufrendite auf 3,1% bis 3,2% – sind zwar noch denkbar, ein weiterer schneller Anstieg ist angesichts des dadurch drohenden Konjunkturrückschlags aber relativ unwahrscheinlich.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(11):12-12