Dr. Eva-Maria-Stoya
- Ist eine EDV-Schulung notwendig, weil eine neue Software installiert wird oder neuen Mitarbeitern die Software vollkommen unbekannt ist?
- Ist eine Verkaufsschulung oder ein Kommunikationstraining nötig, um den Umgang mit den Kunden zu verbessern?
- Soll das Know-how in verschiedenen pharmazeutischen Fachbereichen oder im Kosmetik- bzw. Freiwahlsektor vertieft werden?
- Existieren starke interne Kommunikationsschwierigkeiten, sodass es gilt, Spielregeln für das Team zu entwickeln?
- Auch Zielgruppenmarketing, Aktionsgestaltung, Konzeptentwicklung im Team, Motivationstraining, Zeitmanagement, die gemeinsame Entwicklung von Visionen und Zielen samt Maßnahmen der Umsetzung, Prozessoptimierung sowie bessere Personalführung können Trainingsinhalte sein.
Machen Sie sich also bewusst, welche Potenziale – also welche Fähigkeiten – „anzukurbeln“ sind, um wichtige Unternehmensziele zu erreichen.
Wer soll geschult werden?
Personalentwicklung sollte immer „oben“ beginnen, also bei den Führungskräften, und sich dann nach unten durcharbeiten. Manche Schulungen – Stichwort Personalführung – sind ohnehin nur für den Apothekenleiter, seinen Stellvertreter oder die Führungscrew sinnvoll. Zudem sind Führungskräfte auch für die Wissensweitergabe nach unten zuständig und verantwortlich.
Soll an einer Maßnahme das gesamte Team teilnehmen, sind Inhouseseminare besonders effizient. Geht es hingegen um die Entwicklung einzelner Mitarbeiter, ist deren Persönlichkeitsstruktur bei der Entwicklungsmaßnahme zu berücksichtigen. Nicht jeder lernt schließlich auf die gleiche Weise.
Methoden im Überblick
Seminare, Workshops, Coachings, Trainings und die reine Beratung arbeiten nach unterschiedlichen Methoden. Auch Online-Seminare und Fernkurse sollten durchaus in Betracht gezogen werden.
Training: Den Begriff kennt jeder vom Sport. Ein Trainer macht den Sportlern eine Übung vor beziehungsweise sagt ihnen, was wie geübt werden soll. Die Sportler machen es nach, so lange bis sich ein Verbesserungseffekt einstellt. Beim beruflichen Training ist es nicht anders. Es geht nicht um reine Wissensvermittlung, sondern mehr um die Übungssituation. Gerade Berufsneulinge oder neue Mitarbeiter sollten gezielt in ihrem Aufgabenbereich trainiert werden. So schleifen sich Fehler gar nicht erst ein und der neue Arbeitnehmer wird optimal auf die Anforderungen des Berufsalltags vorbereitet.
Coaching: Eine andere mögliche Personalentwicklungsform ist das Coaching, das mehr auf das Individuum und Ursachen abstellt. In einer Eins-zu-eins-Situation gibt der Coach Ihrem Mitarbeiter direktes Feedback. Quasi als „Einzelnachhilfeunterricht“ werden konkrete persönliche Verhaltensweisen vermittelt, Umsetzungsprobleme und ungenutzte Potenziale sowie Lösungsansätze angesprochen.
Workshop: Bei einem Workshop (englisch für „Werkstatt“) geht es in moderierten Lehrgängen ums konkrete Erarbeiten. Die Workshop-Teilnehmer werden in einzelne Gruppen aufgeteilt und jede Gruppe erhält eine Aufgabe, die nach bestimmten Vorgehensweisen in einer vorgegebenen Zeit zu lösen ist. Anschließend stellt jede Gruppe ihr Ergebnis vor. Dieses wird im Erfahrungsaustausch mit den anderen Teilnehmern des Workshops diskutiert.
Seminar: Mitarbeiter, bei denen es vornehmlich darum geht, erlerntes Wissen aufzufrischen und zu vertiefen, können auf Seminare geschickt werden. Dies ist im Kern vergleichbar mit Schulunterricht, bei dem im Frontalvortrag Wissen vermittelt wird. Das Einüben des Wissens steht nicht im Vordergrund.
Beratung: Dies ist der umfassendste Ansatz. Hier geht es um Aufbau- und Ablauforganisation der Apotheke, Prozessoptimierung von der Großhandelsbelieferung bis zur Sicht- und Freiwahlgestaltung unter genauer Analyse vorhandener betriebswirtschaftlicher Daten. Primär die Apothekenleitung und Führungspersonal werden hierbei eingebunden sein.
Web Based oder Computer Based Training: Lerneinheiten, die als Lernsoftware auf DVD bzw. CD gespeichert sind oder online mittels Internet abgerufen werden können und dann am PC in der Apotheke oder sogar privat beim Mitarbeiter zu Hause vermittelt werden, finden immer mehr Anhänger. Vorteil für den Apothekenleiter: Die Fortbildungszeiten können weitgehend individuell geplant werden, der Mitarbeiter ist in der Apotheke anwesend und für den „Notfall“ greifbar, Reisekosten fallen nicht an. Fernkurse oder -studien bestehen meist aus einer Kombination aus derartigen E-Learnings, gedrucktem Schulungsmaterial und Präsenzveranstaltungen.
Screening der Angebote
Die Fort- und Weiterbildungsangebote im Apothekensektor sind recht groß. Aus der Fülle müssen Sie – womöglich nach Rücksprache mit dem Anbieter – entscheiden, ob eher ein „Training von der Stange“ oder eine individuelle Schulung notwendig ist. Veranstaltungsort, -zeit und -dauer (Abendschulung, Halbtags-, Ganztags-, Zweitagesseminar, Training bei laufendem Betrieb, Samstagnachmittag- oder Wochenendangebot, Online- beziehungsweise Fernschulung – womöglich über Monate) spielen zusätzlich eine große Rolle für den Erfolg. Handelt es sich um ein Teamtrai‑ning außerhalb der üblichen Arbeitszeiten, ist eine frühzeitige Planung mit zwei bis drei Monaten Vorlauf anzustreben. Auch die Mitglieder Ihres Teams haben schließlich private Verpflichtungen, die einzukalkulieren sind.
Den richtigen Trainer finden
Gerade im Bereich Coaching oder für die konkrete „Vor-Ort“-Beratung sollten Sie nicht den Erstbesten nehmen. Persönliche Empfehlungen von befreundeten Kollegen helfen hier. Zusätzlich ist es sinnvoll, im Vorfeld mit dem Trainer zu sprechen, um herauszufinden, ob die „Chemie“ stimmt. Niemand gibt Ihnen allerdings die Garantie, dass der Trainer oder Seminarleiter, den Sie persönlich gut finden, auch bei Ihren Mitarbeitern ankommt – und umgekehrt! Viele „weiche Faktoren“ wie Sympathie oder Humor, soziale Kompetenz und Einfühlungsvermögen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Für ein geplantes Inhouse-Training sind auch die didaktischen Fähigkeiten Ihres zukünftigen Trainers entscheidend. Ziele, Trainingsmethoden und zur Verfügung gestellte Dokumentation für das Team beziehungsweise Führungspersonal müssen – abgesehen von den Kosten – im Vorfeld klar definiert sein.
Kosten im Blick
Nicht zuletzt stehen die Kosten für die Personalschulungen im Blick. Für ein Inhouse-Teamtraining muss mit Tagessätzen eines „freien Trainers“ von 1.500€ bis 2.500€ netto, zuzüglich Reisekosten, Spesen, Material gerechnet werden.
Bezahlen Sie einem Mitarbeiter eine spezielle teure Schulung, aus der dieser besondere berufliche Vorteile zieht, können Sie die Kostenübernahme auch an eine Bindungs- beziehungsweise Rückzahlungsklausel koppeln. Ihr Mitarbeiter verpflichtet sich darin, für eine gewisse Zeit nach Ende der Fort- oder Weiterbildungsmaßnahme bei Ihnen zu bleiben, um die Kosten hierfür quasi bei Ihnen „abzuarbeiten“. Geht er vorher, muss er die entstandenen Kosten oder einen Teil hiervon zurückzahlen. Allerdings legt die Rechtsprechung an solche Bindungsklauseln strenge Voraussetzungskriterien unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit.
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2011; 36(19):10-10