Devisen

Erfolgskurs des Euro?


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Mit Fremdwährungs-Investments war zumindest in den vergangenen beiden Jahren wenig Rendite zu erzielen: Gegenüber dem Euro gaben die meisten Anlagewährungen nach, sodass die oft durchaus attraktiven Zinsen mehr als aufgezehrt wurden. Kommt jetzt die Wende?

Chart am Scheideweg

Blickt man hingegen auf die bei Währungsanlagen wichtige Kursgrafik, steht der Dollar momentan an einem Scheideweg. Nach den Regeln der Chartanalyse verlaufen bei 1,40US-Dollar mehrere bedeutende Widerstandslinien. Gelingt dem Euro ein nachhaltiger Anstieg über diesen Wert, steht einem Erreichen früherer Rekordkurse tatsächlich nichts mehr im Weg. Wahrscheinlicher ist jedoch eine baldige Gegenreaktion, die den Euro wieder auf ein auch von der Wirtschaft angestrebtes Niveau von 1,20US-Dollar zurückbringen könnte. Ein Grund dafür wäre z.B. eine Verschärfung des Ukraine-Konflikts, die den Euro weitaus mehr belasten würde als den US-Dollar.

Ohnehin muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass insbesondere fundamentale Gründe zwar der Auslöser für eine Wechselkursschwankung sein können, das Ausmaß jedoch in erster Linie von den Spekulanten bestimmt wird. Schließlich basieren mehr als 95% aller Euro/Dollar-Transaktionen nicht auf realen Warengeschäften, sondern auf Finanzmarkttransaktionen. Machen sich Anleger hier für oder gegen eine Währung stark, ist dies wesentlich bedeutsamer als mancher Konjunkturindex.

Welche Konsequenzen ergeben sich daraus für den Anleger? Sicher ist, dass Fremdwährungs-Investments in keinem gut sortierten Wertpapierdepot fehlen sollten. Denn selbst wenn damit temporäre Wechselkursverluste verbunden sind, stellt z.B. die Dollaranlage – und dies wurde von den Anlegern insbesondere zum Höhepunkt der Eurokrise geschätzt – eine wertvolle Absicherung des eigenen Vermögens dar. Auch momentan sollten Investoren diese Taktik beibehalten, da sich das Blatt schnell wenden kann – siehe Ukraine. Im Übrigen muss man bedenken, dass der Euro in der Vergangenheit schon zu deutlich tieferen Kursen gehandelt wurde. Hier ist etwa das Jahr 2000 zu nennen, als lediglich 0,80US-Dollar je Euro zu bezahlen waren. Seinen Tiefststand hatte der Euro bzw. die DM als Vorläufer im Jahr 1985 mit umgerechnet lediglich 0,57 US-Dollar/Euro.

Als Anlagemöglichkeit bieten sich insbesondere die an deutschen Börsen gehandelten US-Unternehmensanleihen erster Adressen an. Hier lassen sich z.B. mit fünfjährigen Titeln Renditen zwischen 2,2% und 2,6% erzielen, bei nicht ganz so erstklas­sigen Emittenten sind sogar mehr als 3,0% erreichbar. Sicherlich überlegenswert sind daneben auch amerikanische Aktien, steuert doch z.B. der Dow Jones-Index bereits seit 2009 auf Rekordkurs. Ähnlich wie in Deutschland ist dabei allerdings zu bedenken, dass jede Hausse einmal zu Ende geht, sodass Ak­tienengagements nicht nur gute Fachkenntnisse, sondern auch eine laufende Beobachtung erfordern.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(11):15-15