Anleihen

Nicht jede Rendite ist auch garantiert


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Zu einer langfristig orientierten Firmenstrategie zählt auch die Finanzplanung. Soll beispielsweise in vier Jahren die Offizin renoviert werden, ist es überlegenswert, frühzeitig finanzielle Mittel anzusparen. Dabei lassen sich mit Anleihen durchaus attraktive Renditen erzielen.

Nachrangige Anleihen

In den Auswahltabellen, die von Kreditinstituten, aber auch z.B. der Börse Stuttgart im Internet veröffentlicht werden, finden sich jedoch manche „Ausreißer“, die eine vergleichsweise hohe Rendite bringen, aber dennoch von einem renommierten Emittenten wie etwa der Münchener Rückversicherung stammen. Hier handelt es sich oft um nachrangige Anleihen, erkennbar an einem Kürzel in der Rubrik Sonderbedingungen. Der Unterschied liegt in der Besicherung: Bei klassischen Anleihen handelt es sich um Schulden des Emittenten, die bei Insolvenz vorrangig zu bedienen sind. Hingegen können Inhaber von Nachrang-Papieren im Insolvenzfall nur dann auf eine Zahlung hoffen, wenn die meisten anderen Gläubiger bereits befriedigt wurden. Eine solide Geldanlage sind Nachrang-Papiere daher nur, wenn sie von wirklich erstklassigen Emittenten stammen, bei denen praktisch kein Insolvenzrisiko besteht. Zudem sollte jeder Interessent solche Titel bloß dann kaufen, wenn er die Detailregelungen wirklich versteht.

Daneben gibt es noch eine Vielzahl weiterer Sonderbedingungen. Dazu zählen Papiere mit Step-Up-Kupon. Hier ist vorgesehen, dass das Unternehmen einen höheren Zinssatz zahlen muss, wenn eine führende Ratingagentur die Bonität des Emittenten zurückstuft. Dies war zuletzt bei verschiedenen deutschen Konzernen der Fall, sodass sich ein in­teressanter Mehrertrag ergibt. Hier sollte man jedoch prüfen, ob neue Risiken das Investment trotz höherer Zinsen möglicherweise gefährden könnten.

Laufende Anpassung

Dieses Problem haben Anleger nicht, die auf Papiere mit variablem Zins setzen; die Anpassung der Verzinsung basiert z.B. auf den Interbankenzinssätzen LIBOR oder EURIBOR. Der Vorteil: Da stets marktgerechte Zinsen bezahlt werden, verändert sich der Kurs der Anleihe wenig. Interessant sind solche auch als „Floater“ bezeichnete Titel, wenn das Geld für eine längere Zeit (>5 Jahre) investiert werden soll, ohne dass man nennenswerte Kursrisiken eingehen möchte.

Ebenfalls viel Sicherheit bieten inflationsgeschützte Anleihen, bei denen der Nennwert um die Inflationsrate bereinigt wird. Da sie meist erhebliche Zinsnachteile vorsehen, sollte ein Kauf nur in Phasen deutlich steigender Verbraucherpreise erwogen werden.

Durchaus eine Alternative zu Anleihen mit regelmäßiger Zinszahlung sind Zerobonds, auch als Nullkuponanleihen bezeichnet. Hier gibt es keine laufende Verzinsung, vielmehr werden sie ent­sprechend abgezinst emittiert und an der Börse notiert. Der Anleger spart sich so den Aufwand der Wiederanlage der Erträge. Auch eignen sie sich zur Verschiebung der Steuerlast: Die Besteuerung der Zinsen erfolgt meist erst am Ende der Laufzeit in einer Summe, was vorteilhaft ist, wenn das Einkommen und da­mit die Steuerbelastung im Fälligkeitsjahr niedriger als aktuell sind. Einen ähnlichen, wenn auch deutlich abgeschwächten Effekt bieten Stufenzinsanleihen, bei denen der Zins in regelmäßigem Turnus steigt. Der faire Kurs lässt sich jedoch hier schwer errechnen, auch werden die Papiere nur in geringen Volumina gehandelt.

Eine weitere Sonderform sind Tilgungs- bzw. Auslosungsanleihen, bei denen Teile der Emission zu festgelegten Terminen zurückgezahlt werden, wobei die Auswahl meist per Auslosung erfolgt. Diese eignen sich daher weniger zu einer zeitlich zielgerichteten Geldanlage. Zudem sind gerade bei hochverzinsten Papieren, die deutlich über 100% notieren, die Rückzahlungspreise bei vorzeitiger Rückgabe oft sehr niedrig.

Aber auch bei klassischen Anleihen behält sich der Emittent häufig ein Sonderkündigungsrecht vor. Er kann also zumindest einen Teil der Emission vorzeitig vom Markt nehmen, z.B. durch Rückkauf an der Börse oder durch ein Rückkaufangebot an die Anleihe­besitzer. Das Problem: Der Kurs wird im Angebot meist nicht genannt, sondern erst nach Abschluss der Transaktion bekanntgegeben. Solange man von einem Papier überzeugt ist, empfiehlt es sich, das Angebot abzulehnen. Wird allerdings die gesamte Emission gekündigt, muss man sich mit dem gezahlten Erlös zufriedengeben. Empfehlenswert ist es daher, schon vor dem Kauf die Bedingungen in Hinblick auf die vorzeitigen Kündigungsmöglichkeiten zu überprüfen.

Schließlich sind im Bereich der klassischen Anleihen die sogenannten Perpetuals zu nennen, die überhaupt keinen festen Fälligkeitstermin vorsehen. Sie laufen also so lange, bis sie vom Emittenten gekündigt werden, und bieten oft einen überdurchschnittlich hohen Zins. Vielfach sind Perpetuals auch mit einer variablen Verzinsung verbunden. Als dauerhafte Geldanlage ohne Kursrisiko sind diese Papiere zwar durchaus geeignet, nicht jedoch für die gezielte Anlage für eine bestimmte Dauer.

Aktienkomponente

Daneben gibt es noch viele Anleihevarianten, die oft an Aktienanlagen erinnern. Hier sind z.B. Wandelanleihen zu nennen, bei denen der Gläubiger das Recht hat, die Anleihe in eine bestimmte Stückzahl von Aktien des Unternehmens zu tauschen. Steigt der Kurs der Aktie nach Emission der Anleihe deutlich, wird sich der Anleihekurs weitgehend analog zum Aktienkurs bewegen. Gibt der Aktienkurs jedoch nach oder stagniert er, kommt die Anleihekomponente zum Tragen: Der Anleger wird auf die Wandlung verzichten und bekommt bei Fälligkeit sein eingesetztes Kapital zurück.

Ähnlich sind Optionsanleihen: Sie sind meist niedrig verzinst, als Ausgleich bekommt der An­leger ein Optionsrecht, d.h., er kann die Aktie des Emittenten zu Vorzugskonditionen beziehen. Das Anleiherecht bleibt davon unberührt, die Rückzahlung erfolgt planmäßig zum Fälligkeits­termin. Gegenüber klassischen Papieren bieten „Optionsanleihen ohne Option“ jedoch keine nennenswerten Vorteile.

Anders ist die Lage bei Aktienanleihen. Sie sehen meist einen überdurchschnittlich hohen Zins von z.B. 8, 10 oder mehr Prozent p.a. vor. Allerdings kann der Emittent die Anleihe entweder zum Nennwert zurückzahlen oder eine festgelegte Zahl bestimmter Aktien gutschreiben. Der Nennwert kommt zur Auszahlung, wenn die entsprechende Aktie bis zur Fälligkeit steigt. Hingegen werden bei einer Baisse Aktien geliefert, sodass sich hierdurch ein bedeutender Verlust ergeben kann. Alle diese Papiere mit Aktienkomponente – von denen es noch viele Varianten gibt – eignen sich zwar nicht für eine zeitgesteuerte Geldanlage, durchaus aber als Beimischung zu einem gut sortierten Wertpapierdepot.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2014; 39(11):13-13