Editorial

Menschliches, Allzumenschliches


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„wir brauchen“, so Sebastian Gallander kürzlich in der Süddeutschen Zeitung (SZ), „einfach nicht nur mehr künstliche Intelligenz, sondern auch mehr menschliche Zugewandtheit.“ Wohl auch deshalb ist der Kommunikationswissenschaftler, der bislang die Vodafone Stiftung Deutschland führte, ab 1. August für nebenan.de tätig. Dieses Online-Portal will seiner Homepage zufolge Nachbarn dabei helfen, „sich im echten Leben miteinander zu verbinden“: Hat man sich als Anwohner angemeldet, kann man mit der eigenen Hausgemeinschaft, der eigenen Nachbarschaft oder auch den angrenzenden Nachbarschaften „kommunizieren“. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, Mitstreiter für einen gemeinsamen Spieleabend oder einen Babysitter zu suchen. Zudem lässt sich nach Herzenslust tauschen, verschenken oder verkaufen, und es können überdies – gerade für Apotheken nicht ganz uninteressant – Veranstaltungen angekündigt werden.

Die Stiftung von nebenan.de, der Gallander nun vorsteht, soll dementsprechend eine gute Nachbarschaft fördern, und zwar – so liest man in der SZ – „vor Ort und gerne offline.“ Es gehe dabei „um mehr als einen oberflächlichen Trend“, nämlich darum, das Menschliche in unmittelbarer Nähe wiederzufinden.

Für dieses Menschliche in unmittelbarer Nähe steht nicht zuletzt die Apotheke vor Ort. Eine gute, fachkundige Beratung und die notwendige Empathie vorausgesetzt, können unsere Patienten bei uns somit auch finden, wonach sie in einer immer weiter anonymisierten Welt zunehmend suchen. Gerade hierin liegt die Chance, sich von der scheinbar übermächtigen Konkurrenz abzugrenzen!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2018; 43(15):2-2