Editorial

Planloser Chef sucht Taugenichts


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

an qualifiziertem Personal mangelt es überall. Da ist guter Rat teuer: Wie gelingt es, eine vakante Stelle mit dem passenden Mitarbeiter neu zu besetzen? Ja, wie überhaupt richtet man die Aufmerksamkeit potenzieller Kandidaten – bei aller Konkurrenz – auf das eigene Unternehmen? Vielleicht, indem man ihnen einen "17er fürs Freibier" verspricht?

Dass das funktionieren kann, hat sich laut "Spiegel" im Fall von Jochen Kalz bestätigt. Kalz, der ein Unternehmen für Brandschutz und Elektrotechnik leitet, hatte mehr als zwei Jahre auf konventionellem Weg nach neuen Mitarbeitern gesucht, in diversen Zeitungen annonciert, die Agentur für Arbeit und auch Facebook bemüht – mit bescheidenem Erfolg. Dann aber kam er zu dem Schluss, es in der zahlengetriebenen, kalten Wirtschaftswelt mit Humor und Selbstironie zu versuchen. So inserierte er erneut in der Lokalzeitung – als "inkompetenter und planloser Chef", der für sein "Möchtegernunternehmen" "unmotivierte Taugenichtse" suchte, denen er unter anderem eben jenen "17er fürs Freibier" versprach. Und siehe da: 25 (teils überqualifizierte) Kandidaten bewarben sich, zwei davon stellte Kalz ein.

Sicherlich ist das kein Patentrezept, um neue Mitarbeiter zu gewinnen. Gerade in Apotheken gilt es schließlich, auch auf die "Außenwirkung" in Form von Zuverlässigkeit, Fachkompetenz und Seriosität bedacht zu sein. Aber etwas Humor und Selbstironie sollten durchaus nicht schaden.

Kalz jedenfalls, der dem "Spiegel" zufolge "Sicherheit, Verlässlichkeit und Korrektheit" verkauft, fürchtete zunächst um seinen Ruf. Trotzdem wagte er es – und gewann.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2018; 43(19):2-2