Keinesfalls nur steigend

Ladenmieten 2018/2019


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Jährlich analysieren wir die Ladenmieten in wichtigen Städten und Metropolregionen. Während die Wohnungsmieten in den städtischen Regionen nur eine Richtung kennen – nämlich steil nach oben –, sieht es bei Ladenmieten weitaus differenzierter aus.

Wie gewohnt finden Sie am Ende des Beitrags die Städtetabelle mit aktuellen Mietpreisen in verschiedenen Geschäftslagen. Die Daten stammen freundlicherweise wieder vom IVD – Immobilienverband Deutschland e.V. Eine ausführliche Publikation, die selbst kleinere Gemeinden bis auf Kreisstadtebene umfasst, ist ebenfalls erhältlich (Stichwort: IVD Gewerbe-Preisspiegel 2018/2019).

Die unterschiedlichen Geschäftslagen erklären sich wie folgt: Eine 1A-Spitzenlage bedeutet herausragend gelegene Objekte an höchstfrequentierten Innenstadtlagen mit in der Spitze um oder etwas über 10.000 Passanten in den Haupteinkaufszeiten. 1A-Lagen auf den Haupt-Einkaufsmeilen gelten immer noch als sehr gut. In größeren Städten lassen sich hier tagsüber zu den Einkaufszeiten Ströme von etlichen tausend Passanten pro Stunde erwarten. Unterhalb dieser 1A-Kategorien nimmt die Frequenz jedoch empfindlich ab.

Bisweilen wird hiervon noch die 1A-"Edellage" (für teure Läden der Mode- und Schmuckbranche) unterschieden. Immerhin finden sich dort in den Hauptzeiten Passantenfrequenzen im unteren vierstelligen Bereich je Stunde. In 1B-Lagen sind es nur noch einige hundert je Stunde. Apotheken können mit etwa 1% bis allenfalls 2% "Abschöpfungsquote" aus der reinen Straßen-Passantenfrequenz heraus rechnen (innerhalb von Einkaufscentern sind die Quoten jedoch weit höher). Reicht das nicht – wie in den meisten Lagen –, müssen Kundenbringer wie Arztpraxen oder Läden des täglichen Bedarfs sowie die umliegende Wohnbevölkerung den Standort tragfähig machen.

1A- und 1B-Lagen gibt es sowohl in den Geschäftskernen ("Frankfurt Mitte") als auch in den viel günstigeren Nebenkernen – entsprechend einer mehr oder weniger zentralen Stadtteillage (vgl. Abbildung 1).

Die trotz guter Kaufkraft und Arbeitsmarktlage schwierige Situation des Einzelhandels färbt inzwischen auf die Mieten ab. Teils sehen wir schon leichte Rückgänge, häufig Stagnation auf hohem Niveau, bisweilen noch Anstiege. Letztere finden sich bei höchster Standortqualität, oder weil der Boom der kleineren Großstädte bzw. mancher Mittelstädte auf die bisher günstigen Mieten durchschlägt. Der Lackmustest wird bei kippender Konjunktur kommen. Etliche Innenstädte selbst attraktiver Gemeinden verzeichnen schon jetzt zunehmenden Leerstand.

Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(06):4-4