Die Bewerbung zum Erlebnis machen

Wie Sie Apothekenpersonal im digitalen Zeitalter ansprechen


Anna Schatz

Auch wenn Sie einen sicheren und modernen Arbeitsplatz anbieten, wundern Sie sich vielleicht, dass sich keine Bewerber bei Ihnen melden. Was können Sie tun, um potenzielle Kandidaten im digitalen Zeitalter aufmerksam zu machen und für Ihre Apotheke zu begeistern?

Die meisten Stellenanzeigen für Apothekenpersonal klingen relativ einfallslos. Ein typisches Beispiel: "Suche Apotheker (m/w/d) in Voll- oder Teilzeit für moderne, beratungsaktive Apotheke mit tollem Team, übertarifliche Bezahlung selbstverständlich." Zu finden sind diese Anzeigen in der Fachpresse und – wenn überhaupt digital – in einschlägigen Facebook-Gruppen. Der Vorteil ist der Preis: Kurze Anzeigen in Print-Medien sind recht günstig und das Posten bei Facebook sogar kostenlos. Doch sprechen Sie hiermit wirklich die Bewerber an, die Sie haben wollen?

Viele der für Sie interessanten Kandidaten gehören zu den Millenials, also zu jenen in den 1980er und 1990er Jahren Geborenen. Deshalb sollten Sie deren Bedürfnisse verstehen. Grundsätzlich gilt: Die Millenials sind online-affin und wollen etwas erleben. Es muss folglich Ihr Ziel sein, den Bewerbungsprozess vom ersten Kontaktpunkt im Internet an zum Erlebnis zu machen. Wie also gehen Sie vor, wenn Sie ein erfolgreiches digitales Recruiting betreiben wollen?

1. Ändern Sie Ihre eigene Einstellung

Während Arbeitgeber vor einigen Jahren noch unter einer Vielzahl von Kandidaten auswählen konnten, hat sich die Situation mittlerweile umgekehrt: Bewerber können sich heute mehr oder weniger frei entscheiden, in welcher Apotheke sie arbeiten möchten. Recruiting ist somit zu Marketing geworden: Als potenzieller Arbeitgeber müssen Sie innovativ sein und sich von der Konkurrenz abheben.

Fragen Sie sich deshalb vor allem: "Warum sollte ein Kandidat bei mir arbeiten, und nicht woanders?" Wenn Sie diese Frage für sich beantwortet haben, sind Sie schon ein ganzes Stück weiter. Denn Sie haben verstanden, dass Sie sich für Ihren zukünftigen Mitarbeiter in Schale schmeißen müssen.

2. Betreiben Sie Employer Branding

Um Employer Branding – zu Deutsch: "Arbeitgebermarkenbildung" – zu betreiben, müssen Sie zunächst Ihre Unternehmenswerte definieren und darauf achten, dass sie auch im gesamten Arbeitsalltag gelebt werden. So reicht es nicht, wenn auf Ihrer Homepage steht: "Die Gesundheit unserer Mitarbeiter liegt uns am Herzen." Vielmehr müssen Sie sich immer wieder vergewissern, dass solche Versprechungen bei Ihnen erlebbar in die Praxis umgesetzt werden. Fragen Sie Ihre Mitarbeiter danach! Und bei der Gelegenheit können Sie sich auch erkundigen, warum diese Mitarbeiter gerade bei Ihnen arbeiten. Das gibt Ihnen weiteren Aufschluss darüber, was genau an Ihrer Apotheke besonders ist.

Zum Employer Branding gehören auch die Leistungen, die Sie Ihren Mitarbeitern über das Gehalt hinaus bieten, die Benefits. Denken lässt sich etwa an eine übertarifliche Bezahlung. Außerdem können Sie Aus- und Weiterbildungen finanziell unterstützen – vielleicht sogar, indem Sie ein Stipendium ausschreiben? Und gute Leistungen, die in diesem Rahmen erbracht werden, lassen sich noch einmal speziell belohnen. Eventuell bekommen Ihre Angestellten ja auch eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio gesponsert? Oder Sie stellen jeden Tag frisches Obst und Getränke? Dann kommunizieren Sie all das auch nach außen!

Unabdingbar für das Employer Branding ist Ihre Webseite. Denn was soll ein Bewerber denken, der sich über Sie informieren will und auf eine altmodische, nicht gepflegte Seite stößt? Im schlimmsten Fall hat er das Gefühl, dass Ihnen Ihre Mitarbeiter genauso "wichtig" sind wie Ihre Außendarstellung. Im besten Fall hält er Sie einfach nicht für "up to date" – und das ist insbesondere für Millenials kein Ansporn, sich bei Ihnen zu bewerben. Denn Millenials wollen stolz auf ihren zeitgemäßen Arbeitgeber sein. Achten Sie deshalb immer darauf, dass Ihre Webseite ansprechend und zeitgemäß gestaltet ist (vgl. AWA 23/2018).

Auf der Webseite können Sie auch die von Ihnen angebotenen Benefits gemeinsam mit Ihren Unternehmenswerten präsentieren. Möglich ist das beispielsweise mit einem Video, in dem Sie und auch Ihre Mitarbeiter zu Wort kommen, sich vorstellen und das Wesentliche über die Apotheke erzählen. Gerade jüngere Bewerber fühlen sich durch diese Art der Kommunikation angesprochen.

In der Regel lohnt es sich, den Videodreh nicht selbst in die Hand zu nehmen, sondern einen Experten zu beauftragen. Das kostet zwar, wirkt aber dafür professioneller. Achten Sie darauf, dass Ihnen das Video in allen gängigen Formaten (z.B. MPEG4, MOV, AVI) vorliegt, sodass Sie es nicht nur auf Ihrer Webseite, sondern auch auf Portalen wie Kununu, Stepstone, Facebook oder YouTube posten können.

Alternativ zu einem Video können Sie die Apotheke natürlich auch in einer PowerPoint- bzw. Prezi-Präsentation auf der Webseite vorstellen. Auch diese Präsentation sollte natürlich ansprechend sein.

Übrigens: Beim Employer Branding ist es sinnvoll, sich Rat von außen zu holen. Denn es kommt nicht ausschließlich darauf an, wie Sie selbst Ihre eigene Apotheke sehen.

3. Definieren Sie Ihren Wunschkandidaten

Überlegen Sie sich, wen Sie überhaupt suchen. Hierbei ist es hilfreich, eine Person mit realen Eigenschaften zu definieren – Alter, Geschlecht, Ausbildung und Einstellung gehören dazu. In größeren Unternehmen wird das schon lange regelhaft praktiziert (Stichwort: Personenprofil).

Achtung: Seien Sie vorsichtig mit zu vielen speziellen Anforderungen in der Stellenanzeige. Zu schnell wird die "eierlegende Wollmilchsau" gesucht. Das allerdings kann dazu führen, dass sich gute Kandidaten mit Spezialisierungen nicht mehr angesprochen fühlen. Denn gerade Millenials ist es wichtig, gezielt nach ihren Stärken eingesetzt zu werden. Sie wollen das tun, worauf sie Lust haben – und keine Aufgaben abarbeiten.

4. Werden Sie sichtbar

Wenn Sie nun wissen, wen Sie suchen, sollten Sie sich überlegen, wo genau sich dieser Wunschkandidat über offene Stellen informiert. Und genau dort inserieren Sie dann auch.

Sinnvoll sind zunächst branchenspezifische Portale (z.B. Jobpharm). Diese präsentieren Suchenden zielgruppenspezifisch alle für sie relevanten Stellen.

Da die Millenials verstärkt über Google nach einem Job suchen, bieten sich weiterhin branchenübergreifende Plattformen an (z.B. Stepstone, Indeed oder Monster). Denn diese Seiten werden bei einer Google-Suche in der Regel zuerst ausgespielt. Wie Sie Ihre Anzeige darüber hinaus bei Google sichtbar machen, erfahren Sie übrigens im AWA 4/2018.

Zudem können Sie auch über die Bundesagentur für Arbeit und über die Kammern Stellenanzeigen schalten. Den Erfahrungen zufolge sprechen Sie damit allerdings eher ältere Bewerber an.

Je mehr Möglichkeiten Sie gleichzeitig nutzen, desto sichtbarer werden Sie. Deswegen sollten Sie zusätzlich auf möglichst vielen anderen digitalen Kanälen inserieren (z.B. auf Facebook, Instagram und Twitter).

Wichtig: Bewerber investieren im Durchschnitt nicht länger als fünf Minuten in die erste Recherche über einen potenziellen Arbeitgeber. Deswegen sollten Sie die Vorteile, die Sie bieten können, klar und verständlich auf den Punkt bringen!

Ein Tipp zum Schluss

Wie managen Sie den Bewerbungsprozess? Handschriftlich? Oder mit Excel-Listen? Das kann extrem zeitaufwendig sein. Und zudem geht Ihnen vielleicht doch die eine oder andere Bewerbung, Einladung und auch Absage durch. Je nach Apothekengröße kann es daher sinnvoll sein, Programme zu verwenden, die den ganzen Bewerbungsprozess digitalisieren und automatisieren (z.B. Personio, Recruitee oder Talention).

Anna Schatz, Geschäftsführende Gesellschafterin, HealthcareComm GmbH 40221 Düsseldorf, E-Mail: kontakt@healthcarecomm.eu

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(06):10-10