Engagement für Selbsthilfegruppen und andere soziale Einrichtungen

Wie Sie Ihre Apotheke in die Öffentlichkeit bringen können


Karin Wahl

Die zunehmende Konkurrenz gerade aus dem Internet macht es nicht leichter, Kunden zu gewinnen und zu halten. Insofern müssen neue Pfade betreten werden, um die Apotheke zu etablieren. Warum z.B. engagieren Sie sich nicht für Selbsthilfegruppen und andere soziale Einrichtungen?

Denn indem Sie sich für diese Einrichtungen engagieren, haben Sie die Möglichkeit, sowohl Ihre pharmazeutische Fachkompetenz unter Beweis zu stellen als auch neue Kunden zu gewinnen und zu halten. Wenn eine enge Kooperation besteht und Sie dabei von Ihren Qualitäten überzeugen können, werden die Menschen aus den entsprechenden Einrichtungen ihre Arzneimittel nicht mehr ohne Weiteres bei der Konkurrenz aus dem Internet bestellen. Überdies erscheint die Apotheke auch öffentlich in einem positiven Licht und wird durch Mund-zu Mund-Propaganda weiterempfohlen – eine zusätzliche Möglichkeit, um Ihren Kundenstamm auszuweiten und zu sichern. Wie aber gehen Sie vor?

An wen Sie wie herantreten können

Zunächst sollten Sie sich überlegen, mit welchen Gruppen und Verbänden Sie kooperieren möchten. Infrage kommen z.B.

  • Selbsthilfegruppen (SHG),
  • Sozialverbände wie der VdK (ehemals: Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands e.V.), die Arbeiterwohlfahrt (AWO), die Caritas oder die Diakonie,
  • kirchliche Arbeitsgruppen,
  • Niederlassungen von Krankenkassen,
  • Kindergärten,
  • Schulen,
  • Seniorenheime,
  • Sportvereine und
  • Sozialstationen.

Dabei gilt es, alle Geförderten gleich zu behandeln und niemanden in irgendeiner Form zu bevorzugen. Zudem sollten Sie es unbedingt vermeiden, nur große Institutionen zu kontaktieren, von denen Sie sich entsprechend hohe Umsätze versprechen. Denn soziales Engagement wirkt sich nur dann imagefördernd aus, wenn Sie das Gewinnstreben hinten anstellen.

Haben Sie sich entschieden, wen Sie unterstützen möchten, müssen Sie mit den entsprechenden Einrichtungen natürlich auch in Kontakt treten. Hilfreich ist es da, wenn Sie z.B. einen Kunden kennen, der mit der Einrichtung "verbändelt" ist. Vielleicht hat auch jemand aus Ihrem privaten oder geschäftlichen Umfeld nützliche Beziehungen?

Wie Sie sich engagieren können

Dann sollten Sie sich fragen, wie Sie sich eine Kooperation vorstellen. Für Apotheken bietet es sich natürlich an, bei den Institutionen allgemein verständliche Vorträge zu Gesundheitsthemen zu halten. Gegebenenfalls können Sie dort auch hochmotivierte Ehrenamtliche schulen. Beginnen Sie – natürlich zielgruppenspezifisch – mit Themen, in denen Ihr Team und Sie sich aufgrund einer ausreichenden Fach- und Sachkompetenz sicher fühlen. Erstellen Sie dazu gemeinsam mit dem Team eine Liste der Themen, die Sie derzeit schon anbieten können. Diese Liste können Sie peu à peu durch entsprechende Fortbildungen erweitern.

Außerdem können Sie die Organisationen auch finanziell und/oder personell unterstützen, so etwa bei lokalen Festivitäten. Spenden sind als Fördermittel ebenfalls stets willkommen. Weiterhin lässt sich überlegen, ob Sie nicht vielleicht gemeinsame Projekttage zu bestimmen Themen anbieten. Überdies können Sie auch Plakate der Organisationen im Schaufenster platzieren oder Flyer in der Apotheke auslegen.

Eine weitere Unterstützungsmöglichkeit: Viele Apotheken stellen für ihre Kunden gerne Spendengefäße von größeren, weltweit agierenden Organisationen auf. Diese Organisationen verfügen allerdings über ganz andere Mittel als kleine, lokale Einrichtungen. Warum also stellen Sie nicht einfach einmal ein Spendengefäß für eine örtliche SHG bei sich auf – zumal Kunden erfahrungsgemäß viel spendabler sind, wenn für lokale Einrichtungen gesammelt wird, die sie kennen? Das Gefäß kann Ihr Team dann übrigens selbst gestalten, indem es z.B. ein größeres Apotheken-Standgefäß mit einer Schleife und einem Etikett versieht.

Nicht vergessen: Für höhere Beträge, die einer bestimmten Organisation zukommen, sollten Sie dem Spender anbieten, eine Spendenquittung zu beschaffen.

Achtung: Leider werden auch Spendengefäße mit sichtbar lohnendem Inhalt immer wieder gestohlen. Sie sollten sie deswegen stets im Blick behalten und immer wieder einen Teil der Spenden entnehmen, um ihn sicher im Tresor zu lagern.

Welche Rolle das Team spielt

Da die meisten Aktivitäten – wie etwa Vorträge oder Festivitäten – abends oder am Wochenende stattfinden, können sie selbst von kleinen Teams gestemmt werden. Grundsätzlich gilt dabei, dass das ganze Team geschlossen hinter den geplanten Projekten stehen muss. Nur so lassen sich die Aufgaben auf verschiedene Schultern verteilen.

Dabei sollten Sie jeden Mitarbeiter entsprechend den persönlichen Neigungen und Fähigkeiten einsetzen. Wer nicht gut Vorträge halten kann oder will, ist vielleicht prädestiniert dazu, die Power-Point-Präsentation für den Vortragenden oder auch Werbeflyer für die Veranstaltung zu erstellen? Möglicherweise kann der Mitarbeiter auch ein ansprechendes Schaufenster zum Thema gestalten? Ein schöner Nebeneffekt: Wie die Erfahrung zeigt, sorgt ein derartiges gemeinschaftliches Engagement auch für ein gutes Betriebsklima.

Einige grundsätzliche Tipps

Es ist durchaus erlaubt, nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber" zu handeln – insbesondere wenn Sie mehrere Projekte fördern. In diesem Zusammenhang erweist es sich allerdings als elegant, wenn die von Ihnen geförderten Organisationen die lokale Presse über Veranstaltungen informieren. Stellen Sie den Erfolg von Veranstaltungen auch nicht als Ihren eigenen Verdienst dar, sondern überlassen Sie ihn den Ehrenamtlichen der Organisationen. Für Sie selbst bleibt immer noch genug "Ruhm" übrig.

Es kann auch vorkommen, dass Ihnen eine Organisation ein Ehrenamt anbietet. Hier allerdings sollten Sie vorsichtig sein. Denn wenn Sie mehrere Projekte fördern und das auch beibehalten wollen, ist es manchmal klüger, von einer solchen "Ehre" Abstand zu nehmen.

Ebenso sollten Sie das notwendige Fingerspitzengefühl zeigen, wenn es in Ihrer näheren Umgebung noch ein oder zwei andere Apotheken gibt. Manchmal ist es langfristig klüger, sich gemeinsam – oder zumindest in Abstimmung – mit Wettbewerbern zu engagieren. Dann bleibt der "Burgfrieden" gewahrt, und alle haben einen gesicherten Nutzen.

Jetzt schon ein spezieller Tipp für die kalte Jahreszeit

Sie können Ihr soziales Engagement auch in Ihre jährliche Weihnachtsaktion einbinden: Gestalten Sie doch Ihr weihnachtliches Schaufenster mit Bildern, Texten etc. von allen geförderten Institutionen. Machen Sie darauf aufmerksam, dass man in Ihrer Apotheke für diese Institutionen spenden kann. Und anstatt Incentives an Kunden und Arztpraxen zu verteilen, können Sie den von den Kunden gespendeten Betrag aus Ihrer eigenen Tasche verdoppeln. Auch hierauf sollten Sie im Schaufenster bzw. in der Apotheke aufmerksam machen. Die entsprechenden Beträge können Sie übrigens steuerlich geltend machen.

Nach Weihnachten können Sie abends einen kleinen feierlichen Umtrunk in der Apotheke veranstalten. Laden Sie dazu die Vertreter der Organisationen und die lokalen Medien ein, um dann die Spenden zu überreichen.

Und Sie?

Erfahrungen zufolge ist es viel lohnenswerter, sich auf diese Weise sozial zu engagieren, als beispielsweise Anzeigen für die Apotheke zu schalten: Das Ansehen aller Beteiligten steigt ebenso wie das Image der Apotheke – unabhängig davon, ob diese in der Stadt oder auf dem Land liegt. Wann also fangen Sie damit an?

Karin Wahl, Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Unternehmensberatung e.K., 70195 Stuttgart, E-Mail: karin.wahl@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(06):8-8