Editorial

Das Dilemma mit Charly


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"Stillstand ist der Tod, geh voran", heißt es in Herbert Grönemeyers Song "Bleibt alles anders". So gilt auch für uns: Wer nicht mit neuen Ideen vorangeht, der läuft allenfalls mit – oder wird abgehängt.

Gemeinsam mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg vorangegangen ist z.B. Florian Wehrenpfennig. Unter dem Namen Charly wird in seiner Apotheke gerade Pepper getestet, jener humanoide Roboter, der Gesichter und Emotionen erkennt (vgl. AWA 22/2017). Laut DAZ.online macht der kleine Kerl im Augenblick noch nicht viel anderes als die Kunden zu begrüßen. Das allerdings dürfte sich wohl ändern, denn mit der Zeit soll Charly immer mehr über das Sortiment und die Kunden lernen. So viel, dass er Wehrenpfennig zufolge eines Tages sogar komplexere Beratungen durchführen könnte. Und auch für die ein oder andere eintönige bürokratische Aufgabe dürfte künstliche Intelligenz (KI) in Zeiten des Personalmangels durchaus eine willkommene Option sein. Wichtig dabei: Die Mitarbeiter sind – wie in Wehrenpfennigs Apotheke geschehen – von vornherein einzubinden. Schließlich sollen sie nicht um ihre Jobs fürchten müssen.

Hier offenbart sich allerdings ein Dilemma: Denn wenngleich wir ihre Vorzüge unbedingt nutzen sollten, wird die KI den Menschen auch im Gesundheitswesen zukünftig in weiten Bereichen ersetzen können (vgl. dazu den Beitrag "Bleibt alles anders?"). Ein Patentrezept, um sich dagegen zu behaupten, gibt es (zumindest bislang) nicht. Insofern ist es an uns allen, Konzepte zu entwickeln und sie dann gemeinsam umzusetzen. Fehlen indes neue Ideen, bedeutet das Stillstand. Und der führt bekanntlich zum Tod.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(11):2-2