Externe Betriebsvergleichszahlen 2018

Je höher der Umsatz, desto größer der Zuwachs


Guido Michels

Von steigenden Umsätzen blieb 2018 nach Wareneinsatz- und Kostensteigerungen nur ein Ergebnisplus von wenigen Tausend Euro. Die Unterschiede zwischen den Apotheken nehmen weiter zu und auch die Notwendigkeit eines guten Apothekenmanagements.

Die Gesamtumsätze aller Apotheken in Deutschland sind im vergangenen Jahr um 3,5% gestiegen. Die Umsätze mit der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) legten im Westen um 3,9% und im Osten um 3,7% zu. Die Steigerung war damit ähnlich wie im Vorjahr (Abbildung 1). Der Anstieg im Handverkauf (Privatrezepte, Selbstmedikation und Freiwahl) lag mit 2,6% (West) bzw. 2,8% (Ost) etwas höher als 2017.

Teure Arzneimittel treiben Umsatz in die Höhe

Der Struktureffekt von teuren, innovativen Therapien sorgt für den größten Teil der Umsatzerhöhung im Rx-Bereich. So bemerkt man den starken Anstieg hochpreisiger Arzneimittel (Einkaufspreis: >1.238,50 €) am Gesamtmarkt: Lag dieser 2003 nur bei 3%, waren es zehn Jahre später schon 26% und Ende 2018 38%. Dementsprechend ist auch der durchschnittliche Netto-Verkaufspreis einer verschreibungspflichtigen Packung gestiegen – von 41,70 € im Jahr 2013 auf über 49,00 € heute. Zwar wurden über die Zeit auch mehr Rx-Packungen abgegeben, doch ist die Mengenentwicklung weitaus geringer als die Preis- bzw. Umsatzentwicklung.

Ebenfalls wirksam auf die Umsatzentwicklung – aber längst nicht so stark – sind Umverteilungseffekte durch Schließungen sowie "Saisoneffekte" bei Over-the-Counter (OTC)- und Freiwahl-Artikeln. Zudem wächst der Arzneimittelversandhandel zulasten des Offizin-Umsatzes. Allerdings sollte dieser Effekt nicht überschätzt werden: Laut Marktberichten von IQVIA gingen Rx-Umsatz und -Menge im Versandhandel während des vergangenen Jahres zurück. Lediglich die OTC-Verkäufe nahmen zu. Umgerechnet entgingen jeder Apotheke durch dieses Wachstum aber nur wenige Tausend Euro Umsatz.

Die Umsatzentwicklung ist seit Jahren sehr unterschiedlich verteilt. Regelmäßig profitieren etwa zwei Drittel aller Betriebe vom Wachstum, der Rest erzielt ein Umsatzminus. Je höher die Umsatzklasse, desto größer ist der Anteil der Apotheken mit Zuwächsen: Die großen Apotheken wachsen überproportional, die kleinen stagnieren oder scheiden sogar aus dem Markt aus. Diese Entwicklung hat auch Auswirkungen auf die Verteilung der Apotheken nach Umsatzgrößen: Zum einen gibt es heute kaum noch eine häufigste oder typische Umsatzgrößenklasse. Stattdessen findet sich mehr als die Hälfte der Betriebe in einem Umsatz-Bereich von 1,3 bis 2,5 Mio. € wieder. Zum anderen liegen 35% aller Apotheken über dem Durchschnittsumsatz von rund 2,3 Mio. €.

Rohgewinnentwicklung 2018

Mit 24,2% im Westen und 21,9% im Osten lagen die Rohgewinne im Verhältnis zu den Umsätzen niedriger als im Vorjahr – wobei der Rückgang 2018 im Osten höher war als im Westen. Abbildung 2 zeigt die Entwicklung seit 2012 – dem Jahr vor der letzten Honorarreform. Deutlich wird, dass das Verhältnis von Rohgewinn zu Umsatz nach der einmaligen Erhöhung des Apothekenzuschlags 2013 in jedem Jahr kontinuierlich gesunken ist.

Diese Rohgewinnentwicklung hängt stark mit dem beschriebenen Struktureffekt und der damit verbundenen Verordnungs-Verteuerung zusammen. Denn schließlich sinkt die Marge in Prozent vom Umsatz, je teurer die Arzneimittel sind. Hatte man beispielsweise 2013 mit der durchschnittlichen Rx-Packung bei Abgabe an einen GKV-Versicherten noch 21,4% Rohgewinn erzielt, waren es 2018 nur noch 19,1%.

Die prozentual niedrigeren Rohgewinne im Osten lassen sich zum einen darauf zurückführen, dass hier die Verordnungen im Schnitt teurer als im Westen sind. Zum anderen ist im Osten der Anteil von privater Krankenversicherung, OTC und Freiwahl am Gesamtumsatz mit 17% geringer als im Westen mit 28% – alles Umsatzsegmente, die überdurchschnittliche prozentuale Margen abwerfen.

Bei der Bewertung der Rohgewinnentwicklung muss man allerdings zwischen den prozentualen und den absoluten Werten differenzieren. Während die Relation von Rohgewinn zu Umsatz sinkt, haben die absoluten Rohgewinne durch die Umsatzsteigerungen seit 2012 zugelegt: Zwischen 2017 und 2018 stieg der absolute Rohgewinn um etwa 15.000 € an, bei gleichzeitiger prozentualer Verschlechterung. Dieser Anstieg ist wichtig und nötig für die Apotheken, um die steigenden Kosten auszugleichen.

Kosten in West und Ost

Die Gesamtkosten der Apotheken sind 2018 absolut um rund 8.000 € gestiegen. Aufgrund der Umsatzzuwächse lagen sie prozentual mit 18,4% im Westen und 15,7% im Osten nahezu auf dem Niveau von 2017. Kostensteigerungen gab es nur beim Personal, wo Tariflohnerhöhungen wirksam wurden und zu einem Anstieg um etwa 3,0% geführt haben. Die sonstigen Kosten verharren schon seit Jahren auf einem ähnlichen Niveau und fielen mit 7,4% (West) bzw. 6,3% (Ost) vom Umsatz wie im Vorjahr aus. Hierunter finden sich viele Positionen, die einerseits zum Betrieb einer Apotheke notwendig und/oder andererseits zum großen Teil auch nicht veränderbar sind.

Spotlight Personal

Da etwa 60% der Gesamtkosten auf den Personalaufwand entfallen, machen sich Überlegungen zum Kostenmanagement hier stark bemerkbar. Im Westen lagen die Personalkosten bei 11,1% vom Umsatz, im Osten bei 9,4%. Dabei handelt es sich ausschließlich um die Personalkosten für Mitarbeiter. Ein kalkulatorischer Unternehmerlohn ist nicht enthalten.

Die Ausgaben für Personal in den Apotheken sind von 2013 bis 2018 um mehr als 20% gestiegen. Zwei Drittel dieser Mehrkosten lassen sich auf Lohnerhöhungen, z.B. durch Tariflohnsteigerungen, zurückführen. Das andere Drittel erklärt sich durch mehr Personal: Die Mitarbeiterzahl ist im gleichen Zeitraum um 0,4 Vollstellen gewachsen. Da die Kundenzahl sich nur um knapp 1% erhöht hat, kann man diese Entwicklung als ein Zeichen des zunehmenden Aufwands für Bürokratie und kundenferne Aufgaben sehen.

Um die Personalkosten in den Griff zu bekommen, sollten Sie die Arbeitsabläufe durch geschickte Organisation und Planung so verbessern, dass das für die Kundenberatung nötige Niveau mit einem möglichst effizienten Mitarbeitereinsatz erreicht wird.

Die viel größere Herausforderung ist allerdings, bei steigender Personalknappheit gutes Personal zu finden, zu qualifizieren und zu binden. Daher sollten Sie das Team weniger als Kosten-, sondern als Erfolgsfaktor begreifen. Dies erfordert gegebenenfalls zunächst ein Umdenken, da Sie vermehrt in eigene Management- und Führungsfähigkeiten investieren müssen. Gleichzeitig sollten Sie auch "weichen" Faktoren – wie dem Betriebsklima, der Arbeitgeberattraktivität sowie den Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten – mehr Raum geben.

Geringes Plus beim Betriebsergebnis

Die Betriebsergebnisse der Apotheken lagen Ende 2018 im Westen bei 5,8% vom Umsatz, im Osten bei 6,5%. Hinzu kamen noch durchschnittlich 6.000 € Zuschuss aus dem Nacht- und Notdienstfonds. Prozentual war das Ergebnis geringer als im Vorjahr, absolut erreichte die Apotheke ein Plus von 3.500 €.

In unseren Berechnungen sind keine kalkulatorischen Kosten enthalten, auch wurde kein Unternehmerlohn abgezogen. Um das genannte Betriebsergebnis mit dem Einkommen von angestellten Apothekern vergleichbar zu machen, ist auf den Verfügungsbetrag des Unternehmers abzustellen. Dieser errechnet sich aus dem Betriebsergebnis abzüglich Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag und gegenläufiger Gewerbesteueranrechnung. Außerdem sind die persönlichen Aufwendungen für Versorgungswerk sowie für Kranken- und Pflegeversicherung zu berücksichtigen. Weiterhin müssen die Wertminderungen von Vermögensgegenständen (Abschreibungen) den geleisteten Tilgungen für Kredite entgegengestellt werden.

Ausblick 2019

Die Branche wartet gespannt auf die Reformvorhaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Eine zentrale Frage wird der Umgang mit Rx-Boni und der Gleichpreisigkeit von Arzneimitteln sein. In der Diskussion sind auch zusätzliche Honorare für Dienstleistungen, die frühestens ab Mitte 2019 gelten und daher im laufenden Jahr nur wenig Ertragswirkung erzielen würden. Mit den angedachten 150 Mio. € könnte man allerdings lediglich rund 2,05 € je GKV-Versichertem erlösen (bei derzeit rund 73 Mio. GKV-Versicherten). Die zudem vom Gesetzgeber angekündigte bessere Vergütung von Betäubungsmitteln würde zu einer Rohgewinnsteigerung von 1,13 € netto je Abgabe führen.

Darüber hinaus macht die Politik mit verschiedenen Maßnahmen Druck bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Spürbar sind heute schon die Vorbereitungen am Markt für das elektronische Rezept, das ab 2020 eingeführt werden könnte. Technische Details sind festgelegt, dazu wird es Kompensationen für die Anschaffung der Technik geben. Anbieter bringen sich in Stellung, um den Kunden via Apps oder anderer Bestellsysteme eine Plattform zur Einlösung der E-Rezepte zu bieten. Die Gesundheitstelematik wird ein "Gamechanger" sein und Arbeitsprozesse verändern, neue Geschäftsmodelle eröffnen sowie das Patientenverhalten ändern. Apotheken, die sich nicht bereits heute mit den Abläufen und der Technik vertraut machen, drohen den Anschluss zu verlieren.

Zur kurzfristigen wirtschaftlichen Betrachtung: Die Arzneimittelrahmenvereinbarung zwischen GKV und kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) lässt einen Mehrverordnungsspielraum von 3,7% für 2019 zu. Dieser stützt sich hauptsächlich auf Preiseffekte durch Arzneimittel-Innovationen. Zusammen mit der Umsatzumverteilung durch Schließungen wird für die Apotheken ein Umsatzplus in ähnlicher Höhe wie 2018 erwartet. Durch die Preiseffekte werden sich Wareneinsatz und Rohgewinn voraussichtlich im Gleichschritt mit der Umsatzentwicklung verändern. Allerdings besteht ein Risiko, dass sich Einkaufsvorteile auf Rx-Arzneimittel verändern und den Wareneinsatz verteuern. Denn trotz gesetzlicher Präzisierung Anfang 2019 wird noch immer über die Zulässigkeit von Rabatten und Skonti auf diese Arzneimittel debattiert.

Die letzte Tariferhöhung vom 1. September 2018 wird sich noch bis Mitte 2019 erhöhend in den Personalkosten niederschlagen. Die weiteren Ausgaben bleiben voraussichtlich stabil. Somit steht den Apotheken eine recht unveränderte betriebswirtschaftliche Lage bevor, das Betriebsergebnis 2019 wird sich nahe dem Niveau von 2018 bewegen.

Guido Michels, Diplom-Ökonom , Treuhand Hannover GmbH, 30519 Hannover, E-Mail: guido.michels@treuhand-hannover.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(11):4-4