Editorial

Anglerweisheiten


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"Money is the best bait to fish for man with", soll der britische Historiker Thomas Fuller bereits im 17. Jahrhundert gesagt haben. Geld sei also der beste Köder, um Menschen zu fangen. Dass das heutzutage gleichermaßen gilt wie damals, dürfte wohl kaum jemand infrage stellen. Denn ansonsten würde es DocMorris und Co. schließlich auch nicht gelingen, den Vor-Ort-Apotheken Kunden abspenstig zu machen – die Ungleichbehandlung ist hinlänglich bekannt.

Unabhängig davon, wie dieses "No-Go" zukünftig aus der Welt geschafft wird (Schwarzmaler mögen fragen, ob überhaupt?): Immerhin lässt sich – zumindest derzeit – ein kleiner Lichtblick beobachten, ein leichter Wandel in der Verbrauchereinstellung. Die GfK (vormals: Gesellschaft für Konsumforschung) hat nämlich festgestellt, dass Sonderangebote nicht mehr ganz so attraktiv wie früher sind: Während sich 2011 noch 73% der Verbraucher vor dem Einkauf regelmäßig über Sonderangebote informiert hätten, seien es mittlerweile "nur noch" 65%. Zudem habe der Anteil derjenigen abgenommen, die ihrem Stammgeschäft auch mal untreu werden, wenn sie bei der Konkurrenz etwas besonders Günstiges absahnen können – von 57 % auf 50%.

Als Grund für diese Tendenzen vermutet die GfK u.a., dass es den Menschen in Deutschland derzeit recht gut geht. Da das aber wohl nicht ewig so bleibt, dürfte der Köder "Geld" bald wieder mehr locken. Und was können wir dem dann entgegensetzen? Halten wir es mit dem US-amerikanischen Philosophen Ralph Waldo Emerson. Der hat nämlich gesagt: "Der Weise angelt nur mit seinem eigenen Wert, mit keinem geringeren Köder."

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(14):2-2