Apothekengründungen 2018

Apotheken gewinnen an Wert


Norbert Steffens

Wie haben sich die Übernahmepreise für Apotheken entwickelt? Wie sieht die Marktsituation bei Neugründungen aus, und was müssen Sie dabei beachten? Warum lohnt es sich, die Apotheke stets auf den neuesten Stand zu bringen und im Markt gut vernetzt zu sein?

Die Kaufpreise von Apotheken variieren nach wie vor sehr stark – zwischen einem symbolischen Euro und siebenstelligen Summen. Doch im Schnitt sind sie 2018 gegenüber dem Vorjahr um 73.000 € stark angestiegen – nämlich von 385.000 € auf 458.000 €. Das zeigt die jüngste Analyse der Apothekengründungen, die die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) jährlich durchführt. Die höheren Gesamtinvestitionen sind vor allem auf den gestiegenen ideellen Wert der Apotheken zurückzuführen: Dieser nahm 2018 um 23% verglichen mit dem Vorjahr zu. Kaum verändert haben sich hingegen die Höhe der Investitionen in das Warenlager sowie der materielle Wert, also die Aufwendungen für die Apothekeneinrichtung und für die IT-Ausstattung.

Übernahmen bleiben die Regel

Der Apothekenmarkt bleibt allerdings weiterhin gespalten: Der Anteil der hochpreisigen Apotheken ist in den letzten Jahren tendenziell angestiegen – 2018 wurde für jede vierte verkaufte Apotheke ein Preis von mehr als 600.000 € erzielt. Dem steht jedoch ein fast genauso großer Anteil (23%) an "günstigen" Apotheken mit einem Kaufpreis von weniger als 150.000 € gegenüber. Insbesondere Inhaber kleiner Apotheken (Umsatz: <1,2 Mio. €) haben Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden – und müssen am Ende entweder zu einem symbolischen Preis verkaufen oder ganz schließen.

Etwa ein Fünftel der Apotheken wird im Verbund gekauft. Und auch hier verzeichnen wir innerhalb eines Jahres – von 2017 auf 2018 – einen Anstieg der durchschnittlichen Kaufpreise von 1,22 Mio. € auf 1,32 Mio. €. Die gestiegenen Übernahmepreise sind ein Zeichen dafür, dass größere Apothekeneinheiten an Bedeutung gewinnen. Dabei kommt die kleinste Verbundvariante (Haupt- und eine Filialapotheke) am häufigsten vor. Doch die Anzahl an größeren Einheiten – also mit zwei oder drei Filialen – nimmt zu.

Insgesamt bleibt der Apothekengründungsmarkt nahezu unverändert und ein klassischer Übernahmemarkt (Abbildung 1): In der Regel übernehmen die Apotheker eine bereits bestehende Offizin (2018: 85%).

Auch die meisten Existenzgründer kaufen eine Bestandsapotheke, wenn sie sich niederlassen wollen (55%). Und fast ein Drittel der Apothekengründungen sind Filialeröffnungen (32%) – ebenfalls überwiegend in Form von Apothekenübernahmen (27%). Der Durchschnittspreis dafür lag im vergangenen Jahr bei 458.000. € (Abbildung 2). Mehr Geld – nämlich 598.000 € – setzte ein, wer eine Apotheke als Einzel- bzw. Hauptapotheke übernahm. Die Neugründungen von Einzel-, Haupt- bzw. Filialapotheken erforderten schließlich mit 440.000 € die niedrigsten Investitionen.

Wann lohnt sich eine Neugründung?

Gleich ob Erstniederlassung oder Geschäftserweiterung: Neugründungen spielen auf dem Apothekenmarkt kaum noch eine Rolle. Falls Sie trotzdem über eine Neugründung nachdenken, dann ist diese inzwischen nur an besonders exzellenten Stellen empfehlenswert – so etwa, wenn ein neues Ärztehaus oder ein Einkaufszentrum entsteht. Dann sind Apotheken allerdings sehr gern gesehen und haben eine gute Startposition – sofern einige wichtige Punkte berücksichtigt werden.

Dazu gehört die Lage innerhalb des Gebäudekomplexes. In einem Ärztehaus beispielsweise kommt es darauf an, dass die Patienten, die aus den Praxen kommen, auf dem Weg zum Parkhaus oder zum Ausgang an der Apotheke vorbeilaufen. In einem Einkaufszentrum gilt Ähnliches. Der optimale Fall: Die Passanten sehen das Apothekenschild bereits, wenn sie an der Kasse eines Supermarkts stehen. Denn die Entscheidung, ein nicht verschriebenes Medikament zu holen, fällt meist spontan: Arzneimittel stehen selten auf dem Einkaufszettel.

Eine Offizin in einem Einkaufszentrum muss sich zudem den dortigen langen Öffnungszeiten anpassen – und das an sechs Tagen in der Woche. Das bedeutet in der Regel auch, dass ein Filialleiter allein nicht genügt. Außerdem ist insgesamt mehr Personal erforderlich – das der Markt heutzutage nicht mehr ausreichend bietet. Besonders spürbar wird der Fachkräftemangel natürlich, wenn Sie bei einer Neugründung Personal für den Start suchen müssen.

Wie kann das Erfolgsrezept für Neugründer aussehen?

Im Grunde ist der Apothekenmarkt gesättigt, und es herrscht ein starker Wettbewerb. Die Herausforderung für Neugründer liegt darin, etwas Besonderes anzubieten. Eine Möglichkeit wären spezielle Dienstleistungen, wie beispielsweise die Blutdruckmessung oder ein homöopathischer Beratungsschwerpunkt. Auch kann es sinnvoll sein, Medikamente in Absprache mit einem Facharzt selbst herzustellen. Ansonsten gilt für alle Apothekeninhaber: Legen Sie Wert auf Kundenbindung, sorgen Sie für einen guten Service und bleiben Sie lieferfähig.

Weiterhin ist es ratsam, die Apotheke stets gut in Schuss zu halten und sich einen festen Platz im Gesundheitsnetzwerk vor Ort zu sichern. Fragen Sie sich also immer wieder: Ist meine Apotheke auf dem neuesten Stand der Technik? Ist mein Konzept zur Kundenbindung erfolgreich? Bin ich gut vernetzt vor Ort, z.B. durch eine Kooperation mit Pflegeheimen oder vielleicht auch durch die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen in der Region?

Das alles erfordert zwar zusätzliche Investitionen. Die aber zahlen sich langfristig aus – spätestens wenn Sie die Apotheke abgeben wollen. Denn einen Nachfolger zu finden, wird zunehmend schwieriger: Das Angebot an Apotheken, die übergeben werden wollen, wächst – in den nächsten Jahren wird etwa ein Drittel der Apothekeninhaber das Rentenalter erreicht haben.

Hinzu kommen die allgemeinen Trends, die sich bei der jungen Generation in allen Heilberufsgruppen zeigen: So entscheiden sich auch Apotheker immer häufiger für ein Angestelltenverhältnis – und seltener für die Selbstständigkeit.

Dementsprechend gilt die Formel für die Nachfolgersuche künftig mehr denn je. Sie lautet: Je attraktiver die Ausgangssituation für den Übernehmer, desto besser die Aussichten auf eine erfolgreiche Abgabe. Deshalb sind Sie im Regelfall klar im Vorteil, wenn Ihre Apotheke zu dem Zeitpunkt, zu dem Sie die Übergabe angehen, keinen Investitionsstau aufweist, sich auf dem neuesten technologischen Stand befindet und auch in der örtlichen Gesundheitsstruktur gut vernetzt ist.

Die Analyse basiert auf einer Stichprobe von rund 330 Apothekengründungen, die durch die apoBank im Jahr 2018 begleitet wurden. Die Daten wurden anonymisiert ausgewertet.

Norbert Steffens, Bankfachwirt, Leiter Selbständige Heilberufe, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, 40547 Düsseldorf, E-Mail: norbert.steffens@apobank.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(15):8-8