Editorial

FaceApp(otheke)


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

man könnte fast meinen, dass mit FaceApp gerade ein (nicht ganz unbedenkliches) "Spielzeug" in aller Munde ist, das dem Rechnung trägt, was schon Rainer Maria Rilke wusste: "Die Zukunft zeigt sich uns, lange bevor sie eintritt." Mithilfe der App lässt sich nämlich u.a. simulieren, wie bestimmte Personen in einigen Jahren aussehen werden. Fast schon schade, dass wir mit ihr nicht auch ein wenig in die Apotheken-Zukunft linsen können.

Spannend wäre derzeit vor allem die Frage, ob das vom Bundeskabinett beschlossene "Apotheken-Stärkungsgesetz" die deutschen Vor-Ort-Apotheken tatsächlich stärken wird (so es in dieser Form die Hürden "EU-Kommission" und "parlamentarisches Verfahren" nimmt). Schön und gut, wenn mit dem Entwurf z.B. die Grundlagen für honorierte pharmazeutische Dienstleistungen oder für Wiederholungsverordnungen gelegt werden. Aber lassen sich die ständig heraufbeschworenen gleichlangen Spieße tatsächlich – zumindest in der gewünschten Richtung – wieder herstellen, wenn die Rx-Preisbindung zukünftig nur noch für GKV-Rezepte gilt (was ja allein durch das "nur noch" widersprüchlich ist)? Oder öffnet man damit nicht Tür und Tor für weitere Konflikte, die letztlich die freie Preisgestaltung für alle und alles bedingen?

Müssen wir dann vielleicht wieder auf FaceApp zurückgreifen? Denn die App kann nicht nur in die Zukunft schauen, sondern auch in die Vergangenheit – und somit alle, die alt aussehen, verjüngen. Dieser "Schein" allerdings dürfte uns nicht wirklich helfen. Was zählt, ist schließlich das "Sein" – und das lässt sich dann wohl kaum noch in den Status quo (ante) zurückführen.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(15):2-2