Editorial

Wilhelm Tell mal ohne Apfel


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"verbunden werden auch die Schwachen mächtig", zeigt sich der Freiheitskämpfer Werner Stauffacher in Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" überzeugt. Ob die fünf Münchner Traditionsunternehmen Bettenrid, Hirmer, Hugendubel, Kustermann und Sporthaus Schuster zu den Schwachen gehören, sei dahingestellt. Nichtsdestotrotz haben sie sich zu "Münchens ersten Häusern" verbunden. Sinn und Zweck ist mehr (Markt-)Macht.

Laut "Handelsblatt" tauschen sich die Verantwortlichen der fünf Unternehmen regelmäßig aus, um den lokalen Einzelhandel gegenüber Amazon und Co. attraktiver zu machen. Zusammen organisiert man Veranstaltungen wie das Gegenevent zum "Black Friday", den "Better Friday", an dem im letzten Jahr Teile der Tagesumsätze an die Stiftung "Kids for Life" gespendet wurden. Eine gemeinsame Webseite – erste-haeuser.de – gibt es überdies.

Gleichzeitig setzen die Unternehmen auf Synergien in Sachen Personal: Zusammen bieten sie z.B. ein "Azubi-College" und ein "Talente-Programm" an. Hier erfahren die Mitarbeiter u.a., wie sie mit Kundenbeschwerden umgehen oder wie sie andere Menschen führen. Die im Austausch gewonnenen "Insights" aus den anderen Unternehmen können zudem bei der eigenen Arbeit inspirieren.

Apotheken unterscheiden sich zwar in mancher Beziehung grundsätzlich vom übrigen Einzelhandel. Insofern lässt sich vieles nicht 1:1 übertragen. Dennoch dürften "branchenfremde" Kooperationen auch für den ein oder anderen von Ihnen interessant sein. Gerade wenn Sie sich gegenüber der scheinbar übermächtigen Konkurrenz aus dem Netz klein und schwach fühlen, wirkt die Erinnerung an Wilhelm Tell vielleicht als Ansporn?

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2019; 44(21):2-2