Editorial

Blitzblank?


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

"ein Blitz vom Himmel – dem steh ich! Eine Schaufel voll Kehricht – der weich ich aus!" Anders als die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916) werden Sie derzeit wohl leider kaum dem "Müll" ausweichen können, den Sie seit Jahresbeginn produzieren müssen – und der sich garantiert nicht auf nur eine Schippe nehmen lässt. So rechnet das EHI Retail Institute® durch die neuen Regelungen zur Kassenführung (vgl. AWA 22/2019) mit jährlich stolzen 2,375 Mio. Kilometern bzw. 5,7 Mio. Kilogramm zusätzlichem Kassenbon-Papier im deutschen Handel. Um solche Mengen herzustellen, müsse stündlich eine Fichte gefällt werden. Zumindest in Sachen Nachhaltigkeit ist das Ganze also nicht "ganz sauber".

Doch formiert sich Widerstand: Die Bäckerei Frick aus Weingarten etwa hat ihre Kunden auf Facebook aufgefordert, die (zumeist aus chemisch behandeltem Thermopapier bestehenden) Kassenbons gesammelt beim örtlichen Finanzamt einzuwerfen, damit sich diejenigen "mit dem Sondermüll beschäftigen, die ihn in Auftrag gegeben haben".Der Beitrag ist inzwischen rund 25.000 Mal geteilt worden.

Auch das Finanzministerium dürfte von der Papierflut nicht verschont bleiben. Mancher Händler sammelt nämlich selbst, um die Bons nach Berlin zu schicken – darunter auch Apotheker: Weil laut einer DAZ.online-Umfrage nur 13,5% der Kunden die Bons mitnehmen, planen das 6,4% der 1.752 Teilnehmer.

Vielleicht wird die Politik ja durch solche Aktionen, ebenso wie z.B. durch die angekündigte E-Petition der "Freien Apothekerschaft", noch vom Blitz der Erleuchtung getroffen – und es gibt bald doch wieder weniger Papierkehricht, dem wir nicht ausweichen können?

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(02):2-2