Editorial

Schwarzer Schwan mit Krone


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn von einem "schwarzen Schwan" die Rede ist, mag manch einer zunächst an den Psychothriller "Black Swan" denken. Hier verschwimmen Realität und Fiktion im Leben der Protagonistin zunehmend, durch den schwarzen Schwan – ein Symbol auch für die dunkle Persönlichkeitsseite – wird eine Tragödie heraufbeschworen.

Im wahren Leben indes sind schwarze Schwäne vor allem eines: selten. So selten, dass sie im Börsenjargon als Metapher für höchst unwahrscheinliche Ereignisse herhalten, die alles durcheinanderwirbeln. Beispiele wären die Lehman-Brothers-Pleite oder – derzeit – das neue Coronavirus SARS-CoV-2.

Dieses Virus allerdings wirbelt nicht nur an der Börse alles durcheinander: Schulen werden geschlossen, Veranstaltungen (wie leider auch die INTERPHARM) abgesagt, und durch Hamsterkäufe leeren sich die Regale in Supermärkten wie in Apotheken.

Nun ist – anders als durch die diesjährige Influenzawelle – bislang erst ein Deutscher an SARS-CoV-2 verstorben (Stand: 09.03.2020). Und Gabor Steingart, der ehemalige Handelsblatt-Chefredakteur, verweist darauf, dass "nahezu jede menschliche Tätigkeit" – z.B. die Teilnahme am Straßenverkehr – mehr Todesfälle provoziere als das Virus. Dennoch sucht die allgemeine Panik ihresgleichen.

Aufgabe der Apotheken als zentrale Ansprechpartner muss es in diesen Zeiten sein, die Virusausbreitung durch Präventionsarbeit so weit als möglich einzudämmen. Gleichzeitig gilt es, Mythen durch Fakten zu entkräften, um die Panik zu reduzieren. Wenn die Realität über die Fiktion siegt, lassen sich schlimmere Tragödien durch schwarze Schwäne hoffentlich zumindest etwas abmildern.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(06):2-2