Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) für Ihre Apotheke (Teil 1)

Warum Ihnen BGM einen doppelten Benefit bringt


Tatiana Dikta

Weil Ihr Personal Ihre zentrale Ressource ist, kommen Sie nicht umhin, auf die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter zu achten. Genau darauf zielt ein betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ab. Erfahren Sie in dieser und in kommenden AWA-Ausgaben, was Sie zum BGM wissen sollten.

Die Folgen des Personalmangels zeigen sich jeden Tag aufs Neue. Überstunden werden angeordnet und die Arbeitstage immer länger. Das Team schrumpft durch Krankmeldungen und Kündigungen, dennoch muss die gleiche Arbeit ebenso hochprofessionell wie korrekt erledigt werden. Zusätzlich ziehen die Klagen der Chefs und die Medienberichte über die wirtschaftlichen Apothekenprobleme die Stimmung im Team herunter.

Leider nur richtet sich der wohlbekannte Slogan "Ihre Gesundheit liegt uns am Herzen" häufig ausschließlich an die Kunden – und nicht an die Mitarbeiter der Apotheke.

Ein Arbeitsplatz darf die Gesundheit nicht gefährden

Als Apothekeninhaber haben Sie eine gesetzliche Fürsorgepflicht (vgl. AWA 21/2018): Sie dürfen die körperliche und psychische Gesundheit Ihrer Mitarbeiter nicht gefährden. Die wichtigsten Grundlagen:

  • das Arbeitsschutzgesetz,
  • das Arbeitssicherheitsgesetz,
  • das Arbeitszeitgesetz sowie
  • die Sozialgesetzbücher (SGB), in denen die gesetzliche Unfallversicherung und das betriebliche Eingliederungsmanagement verankert sind.

Darüber hinaus müssen Sie sowohl die Vorschriften der Berufsgenossenschaften als auch die Apothekenbetriebsordnung beachten. Zwar werden viele Gesetze in Apotheken eingehalten, einige sind jedoch auch unbekannt oder bleiben einfach unbeachtet.

BGM ist zeitgemäß

Wer als Arbeitgeber attraktiv und zukunftsorientiert sein will, kümmert sich um die Gesundheit seiner Mitarbeiter. Denn nur gesunde Mitarbeiter können eine hohe Leistung erbringen. Das BGM ist eine systematische Strategie, die die gesetzlichen Vorgaben nahtlos, nachhaltig und langfristig mit dem beruflichen Alltag verknüpft. Ziel ist es, die beruflichen Herausforderungen an die psychische und physische Gesundheit der Mitarbeiter zu erkennen, die Belastungen zu minimieren und die Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu erhalten bzw. zu verbessern. Unter Arbeitsfähigkeit verstehen wir dabei die psychische und körperliche Fähigkeit eines Arbeitnehmers, die ihm übertragenen Aufgaben erfolgreich zu bewältigen (vgl. auch den Kasten).

Prinzipiell besteht ein BGM aus den folgenden Schritten, die wir in den nächsten Teilen dieser Serie mit Leben füllen werden:

  • Bedarfsanalyse und Teamdiagnostik,
  • konzeptuelle Maßnahmenentwicklung,
  • Implementierung,
  • Monitoring sowie
  • Maßnahmenevaluation.

Das BGM ist weder eine Erlebnis- oder Teambildungsveranstaltung mit hohem Spaßfaktor noch ein kurzfristiges Projekt. Ein zeitgemäßes BGM fokussiert sich primär auf die langfristige Organisationsentwicklung. Dazu gehören verhaltenspräventive Maßnahmen wie z.B.

  • arbeitspsychologische Beratungsangebote,
  • ein Anti-Stress-Training,
  • eine Rückenschule und
  • eine ergonomische Arbeitsplatzausstattung,

aber vor allem auch ein gesundheitsförderlicher Führungsstil. Wer ihn ausübt, gibt seinen Mitarbeitern das Gefühl, etwas bewirken zu können ("Selbstwirksamkeit"), sodass alle gerne helfen, ihr Arbeitsumfeld gesund zu gestalten. "Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter nicht als Hund mit Befehlen (…), eher wie eine Katze, die umsorgt werden will", rät daher auch der BGM-Experte David Matusiewicz [2]. Wenn Sie indes gegen den Willen Ihrer Mitarbeiter gesundheitsförderliche Maßnahmen anordnen, wird das sicherlich nicht gut ankommen.

Wichtige Akteure im BGM

Wer professionelle externe Unterstützung für das BGM sucht, sollte entsprechend qualifizierte Personen mit einem anerkannten Abschluss beauftragen, also

  • Fachkräfte für BGM,
  • Gesundheitsökonomen,
  • Psychologen,
  • Betriebsärzte und
  • Physiotherapeuten.

Vorsicht hingegen bei Berufsbezeichnungen wie "diplomierter Coach", "psychologischer Berater", "Trainer" oder "Master Coach", denn sie sind nicht geschützt. Schauen Sie sich die Qualifikationen der Anbieter daher genau an, vergleichen Sie die Inhalte und Dauer der Ausbildung, die interdisziplinäre Erfahrung etc. – nicht nur, um Ihren Geldbeutel zu schonen, sondern vor allem auch, um keine Zeit mit fragwürdigen, nicht evidenzbasierten Maßnahmen zu verlieren.

Tipp: Sowohl die gesetzlichen Krankenkassen als auch die Berufsgenossenschaften stehen Ihnen in Sachen BGM beratend zur Seite. Die Krankenkassen beteiligen sich sogar an den Kosten für BGM-Maßnahmen, sofern die Anbieter und ihre Konzepte hohen Standards entsprechen. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie Trainer beauftragen, die nach §20 SGB V zertifiziert sind.

Den Umsatz mit BGM steigern

Einige Apotheken haben bereits erfolgreich ein BGM für ihre Mitarbeiter implementiert. Hier fungiert eine angestellte Fachkraft für BGM als Berater für die Apotheken- und gegebenenfalls für die Filialleitung. Diese Fachkraft kümmert sich zum einen um die einzelnen aufgeführten BGM-Schritte, hilft Ihnen zum anderen aber auch dabei, sich mit weiteren Experten zu vernetzen.

Die entwickelten Maßnahmen können Sie nicht nur Ihrem eigenen Apothekenteam, sondern auch – gegen ein Entgelt – Ihren Kunden sowie Apothekenkooperationen bzw. anderen Unternehmen anbieten (vgl. auch AWA 9/2015). Somit profitieren Sie gleich zweifach von einem professionellen BGM: Denn die Maßnahmen haben dann nicht nur langfristig gesundheitsförderliche Effekte und führen zu einer verbesserten Leistung Ihres Teams, sondern steigern Ihren Umsatz vielmehr auch direkt.

Literatur

[1] Tempel, J., Ilmarinen, J.: Arbeitsleben 2025 – Das Haus der Arbeitsfähigkeit in Unternehmen bauen, VSA: Hamburg 2013
[2] Matusiewicz, D.: Management im Gesundheitswesen für Dummies, Wiley-VCH: Weinheim 2018

Tatiana Dikta, B.Sc. Psychologie (Schwerpunkt: Arbeits- & Organisationspsychologie), PTA, 48161 Münster, E-Mail: tatiana.dikta@gmail.com

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(06):12-12