Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Welt ist aus den Fugen geraten, und vieles steht still. Doch ist der Shutdown wirklich die beste von allen (leider immer mit tragischen Verlusten verbundenen) Maßnahmen im Kampf gegen SARS-CoV-2?

Oberstes Ziel muss es sein, auf lange Sicht so viele Menschenleben wie möglich zu retten – zum einen unmittelbar vor dem Virus selbst, zum anderen vor seinen beträchtlichen mittelbaren Konsequenzen: Dazu zählen nicht nur der Anstieg von häuslicher Gewalt und Depressionen, sondern auch das, was aus den eingeschränkten Lieferketten für teils lebenswichtige Güter und Arzneimittel resultiert. Zudem müssen die gewaltigen Summen, die man derzeit in Rettungspakete pumpt, später an anderer Stelle – vermutlich auch in den Gesundheitssystemen – eingespart werden. Und dennoch stehen bereits jetzt viele Selbstständige bzw. Unternehmen vor dem Aus, führende Ökonomen prophezeien höhere Arbeitslosenquoten als in der Weltwirtschaftskrise der Dreißigerjahre. Die Geschichtsbücher zeigen, dass nicht "nur" Armut, Hunger und Krankheit mögliche Folgen sein können.

Zwar wirkt es in vielen Diskussionen derzeit anders – doch lassen sich Wirtschaft und Gesundheit bzw. Menschenleben oftmals eben nicht trennen. Eine "lebensrettendere" Lösung als der Shutdown könnte daher sein, was etwa der ehemalige Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin vorschlägt: Die Gefährdeten konsequent zu schützen und alle anderen dann wieder in den Alltag zu entlassen.

Wie lange dieser brandgefährliche Stillstand auch andauern mag, der für Sie in den Apotheken alles andere als Ruhe bedeutet: Halten Sie durch! Und haben Sie vor allem vielen, vielen Dank für das, was Sie gerade für uns leisten!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(07):2-2