Fragen und Antworten

Gripsgymnastik


Dr. Michael Brysch

Gerade jetzt keine ganz ungewöhnliche Situation:

Es zeichnet sich ab, dass für mindestens ein Jahr nur 50% des früheren Normal-Ertrages erwirtschaftet werden. Soll man sich das antun – oder besser schließen und gegebenenfalls (woanders) neu starten? Die Schließung sei mit drei reduzierten Monats-Roherträgen zu bewältigen.

Lösung des Rätsels aus dem letzten AWA 10/2020:

Lieber eine Apotheke mit nominal 3% jährlichem Ertragswachstum für den 1,5-fachen Jahresrohertrag kaufen – oder lieber eine mit 1% Wachstum für nur einen Ertrag? Die rechnerische Entscheidung fällt für den betrachteten Zehn-Jahres-Zeitraum leicht. Bei 2% Inflationsrate erwirtschaftet die erste Apotheke real 1% Ertragswachstum p.a., die zweite schrumpft real sogar um 1% p.a. Nun summiert man die einzelnen relativen Jahreserträge (im Startjahr=1) über zehn Jahre. Im ersten Fall heißt das: 1 + 1,011 + 1,012 + … + 1,019. Es resultieren also 10,46 reale Roherträge über die zehn Jahre. Im zweiten Fall geht die Rechnung so: 1 + 0,991 + 0,992 + ... + 0,999. In der Summe sind das nur 9,56 reale Roherträge. Die Differenz beträgt 0,9 Jahreserträge und damit mehr als die Kaufpreisdifferenz von 0,5 Jahreserträgen. Die wachstumsstärkere Apotheke ist also die bessere Wahl, mit mutmaßlich weiterhin rosigeren Aussichten.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(11):2-2