Editorial

Im Verein


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Plattformen können laut Duden nicht nur einen guten Ausblick bieten, sondern zudem ein "Ort oder Personenkreis [sein], der dem Austausch und der Verbreitung von Ideen, Anschauungen oder Produkten dient". In diesem Sinn verstanden, werden Plattformen auch in unserer Branche zunehmend wichtiger. Nicht zuletzt versuchen die beiden großen ausländischen Versender gerade verstärkt, als umfassende "Gesundheitsplattformen" weiteres Land zu gewinnen. Ein Ziel: Die eigene Liefergeschwindigkeit – als einen der bislang zentralen Trümpfe von Vor-Ort-Apotheken – zu erhöhen.

DocMorris hatte bereits angekündigt, mit stationären Apotheken zu kooperieren. Nun zieht die Shop-Apotheke nach: Laut einem Handelsblatt-Bericht will sie zwar auf ihrem digitalen Marktplatz keine Vor-Ort-Apotheken zulassen, allerdings "in den Ballungszentren mit wenigen ausgewählten stationären Apotheken zusammenarbeiten", um Bestellungen deutschlandweit noch am selben Tag auszuliefern. Anders aber als DocMorris, hat Shop-Apotheken-CEO Stefan Feltens nicht vor, im Rahmen solcher Kooperationen auf Rx-Boni zu verzichten. Für Vor-Ort-Apotheken dürfte sich die Situation also nochmals verschärfen.

Da mag es helfen, sich untereinander zu verbünden, wie unlängst etwa – über die bekannten größeren Zusammenschlüsse hinaus – am linken Niederrhein geschehen. Hier haben Apotheken mit der-arzneimittelbote.de eine gemeinsame Botendienstplattform ins Leben gerufen, um den Versendern zu trotzen. Denn um mit dem Dichter Friedrich Rückert (1788–1866) zu sprechen: "Allein ist besser als mit Schlechten im Verein, mit Guten im Verein ist besser als allein."

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(11):2-2