Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) für Ihre Apotheke (Teil 3)

Welche klassischen Maßnahmen relevant sind


Tatiana Dikta

Zeitgemäßes BGM verzahnt analoge (klassische) und digitale Lösungen. Während wir auf die digitalen Maßnahmen später eingehen werden, lesen Sie in diesem Beitrag, welche klassischen Maßnahmen es überhaupt gibt – und wie Sie bei einigen ausgewählten Maßnahmen genau vorgehen.

In unserem letzten Beitrag haben Sie erfahren, wie Sie die Belastung Ihrer Mitarbeiter diagnostizieren können (vgl. AWA 9/2020). Nun widmen wir uns denjenigen klassischen Maßnahmen gegen die aufgedeckten "Teamkrankheiten", die für den Alltag in der Apotheke wesentlich sind.

Diese Maßnahmen können die mentale Belastung durch Stress, schlechte Führung und/oder Zeitdruck beheben. Durch (ergonomische) Lösungen, die an die jeweilige Tätigkeit angepasst sind, oder durch Gesundheitskurse lässt sich aber auch die körperliche Belastung vieler Mitarbeiter effektiv ausgleichen. Tabelle 1 zeigt ausgewählte Beispiele für solche Maßnahmen. Einige davon stellen wir Ihnen nachfolgend in Grundzügen näher vor.

Bewegung und Ernährung

Die wohl allgemein bekannten Bewegungs- und Ernährungskurse werden z.B. in Fitnessstudios, Physiotherapie-Praxen oder Weiterbildungsinstitutionen wie den Volkshochschulen durchgeführt. Erkundigen Sie sich, ob und welche BGM-Maßnahmen die Dienstleister in Ihrer Nähe anbieten. Volkshochschulen und Co. haben meistens ein breites Angebot, das häufig auch in Abendkursen nach der Arbeit besucht werden kann.

Stressmanagement und Teamkonfliktbewältigung

Viele Coaches und Apothekentrainer bieten inzwischen Stressmanagementtrainings, Teambuilding-Tage und Konfliktmediationen an. Erfahrungen zeigen, dass solche Trainings zu einem guten Teamzusammenhalt beitragen und bei den Teammitgliedern sehr gut ankommen. Um auf die vielfältigen Angebote zu stoßen, lohnt es sich, nach entsprechenden Schlagwörtern im Internet zu suchen.

Gesunde Personalführung

Können Sie sich noch an die Zeit erinnern, in der Sie Ihre Apotheke(n) übernommen haben? Sie hatten den Wunsch, frischen Wind in den Betrieb zu bringen, etwas Neues auf die Beine zu stellen, und Sie haben nach kreativen Mitarbeitern mit fundiertem Fachwissen für Ihr Team gesucht.

Aber nun bricht Ihre Crew auseinander: Engagierte Mitarbeiter verlieren ihre Motivation, orientieren sich neu, kündigen oder werden krank, wenn sie psychisch dauerhaft von ihrer Tätigkeit belastet werden. Sie als Vorgesetzter verlieren damit kreative Köpfe – und drohen auch, selbst irgendwann auszubrennen. Zumal Sie immer wieder Zeit in die verzweifelte Suche nach neuen Top-Mitarbeitern und deren Entwicklung investieren müssen.

Nicht zuletzt deshalb beginnt BGM bei Ihnen als Vorgesetzten! Wie also gelingt Ihnen gesunde Personalführung? Hier einige wichtige Empfehlungen:

  • Loben Sie Ihre Mitarbeiter immer wieder, statt sie dauerhaft zu verunsichern, zu kritisieren und zu korrigieren.
  • Bleiben Sie stets fair, und bevorzugen Sie niemanden.
  • Geben Sie Ihren Mitarbeitern Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
  • Stellen Sie Ihren Mitarbeitern einen Arbeitsplatz zur Verfügung, an dem sie sich kreativ austoben können. Akzeptieren Sie dabei die Individualität der einzelnen Mitarbeiter.

Und denken Sie daran: Zuverlässigkeit, Humor und ein freundliches Auftreten allein machen keine gesunde Führung aus, sondern sollten im Umgang mit Menschen selbstverständlich sein.

Personalentwicklung

Möglicherweise verbinden Sie eher Rückentrainings als etwa Sprach- oder PC-Kurse mit dem Thema BGM. Nichtsdestotrotz stellen gerade solche und ähnliche Weiterbildungs- bzw. Personalentwicklungsmaßnahmen eine wesentliche Grundlage der instrumentellen Stressbewältigung dar, da sie die wahrscheinlichen Ursachen einer psychischen Belastung direkt angehen. Warum?

Wenn ein Mitarbeiter etwas nicht kann, dann wird ihm auch alles andere schnell zu viel. Angenommen, eine PTA aus Ihrem Team spricht kein Englisch. Dann gerät sie dauerhaft in Stress, wenn sie erwartet, dass englischsprechende Kunden die Apotheke betreten könnten. Ebenfalls machen viele PTAs einen großen Bogen etwa um die Kapselherstellung, die Hilfsmittelrezept-Belieferung oder die Inkontinenzberatung, weil ihnen die Routine oder sogar gänzlich die Kenntnisse bei diesen Aufgaben fehlen. Um die Mitarbeiter gleich von Anfang an vor diesem Stress zu bewahren, wären deshalb Sprachkurse und sonstige Weiterbildungsmaßnahmen bei anerkannten Institutionen, wie eben den Volkshochschulen, die beste Lösung.

Übrigens: Entsprechende Schulungen können sich auch in Sachen Excel, Word oder Power Point, Kommunikation sowie – wenngleich es zunächst abwegig klingen mag – Besser-Schreiben und Richtig-Rechnen anbieten.

Verbesserung der Arbeitsorganisation

Wer nur eine Viertelstunde Zeit hat, kann keine Aufgabe annehmen, die eine Stunde dauert – das gilt sowohl für Sie als auch für Ihre Mitarbeiter. Grundlage, um derartige Fehlplanungen zu vermeiden, ist, dass alle ihre Tätigkeiten zu organisieren verstehen.

Einfache analoge Zeitmanagementtechniken erlauben es, sich auf Ziele zu fokussieren und die eigene Zeit besser auf einzelne Aufgaben zu verteilen. Außerdem verhindern sie Unterbrechungen und minimieren Fehler ebenso wie (unnötiges) Multitasking.

Berücksichtigten Sie das auch, wenn Sie Ihre Mitarbeiter fortbilden: Bestellen Sie also nicht nur Referenten ein, die pharmazeutisches Wissen vermitteln, sondern auch solche, die die Kompetenzen Ihrer Mitarbeiter in Sachen Lebens- und Arbeitserleichterung (also Selbst- und Organisationsmanagement) verbessern. Hierzu können Sie sich ebenfalls an anerkannte Weiterbildungsinstitutionen in Ihrer Nähe wenden.

Um Ihnen noch kurz zwei Zeitmanagement-Methoden zu nennen: Mit dem Eisenhower-Prinzip sortieren Sie Aufgaben nach ihrer Wichtigkeit. Und mit Kanban-Tafeln visualisieren Sie Arbeitsprozesse – was insbesondere in Teams mit vielen Teilzeitkräften vorteilhaft sein kann. Denn so lässt sich verhindern, dass mehrere Mitarbeiter zu unterschiedlichen Zeiten die gleichen Aufgaben erledigen, während andere Aufgaben liegen bleiben. Arbeitsorganisatorisch ist es hilfreich, Eisenhower-Prinzip und Kanban-Tafeln miteinander zu kombinieren.

Fazit und Ausblick

Unabhängig davon, für welche Maßnahmen Sie sich entscheiden: Ausschlaggebend ist, dass Ihre Mitarbeiter sie gut finden und mitmachen wollen. Maßnahmen hingegen, die nicht für den Alltag taugen und die Ihren Mitarbeitern nicht sinnvoll erscheinen, werden sie auch nicht annehmen.

Wenn Sie und Ihre Mitarbeiter die Digitalisierung im Gesundheitswesen befürworten, können digitale BGM-Anwendungen eine attraktive Ergänzung oder – in einigen Fällen – durchaus eine praktische Alternative darstellen. Darüber erfahren Sie mehr im nächsten Teil.

Tatiana Dikta, B.Sc. Psychologie (Schwerpunkt: Arbeits- & Organisationspsychologie), PTA, 48161 Münster, E-Mail: tatiana.dikta@gmail.com

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(12):12-12