Editorial

Ganz nach preußischer Schule


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„es ist ein unbestreitbarer Grundsatz, dass es besser ist, andern zuvorzukommen, als sich von ihnen zuvorkommen zu lassen“. Was schon Friedrich der Große (1712–1786) für die Kriegsführung formuliert hat, gilt auch für den Wettbewerb: Schneller als die Konkurrenz zu sein lohnt sich!

Ein Feld, auf dem man derzeit die Nase vorne haben sollte, ist natürlich die Digitalisierung. Die Coronakrise zeigt, dass Unternehmen, Schulen und Co., die hier schon vorher gut aufgestellt waren, die unerwarteten Herausforderungen in der Regel besser meistern als diejenigen, die sich vor der Pandemie noch kaum darum gekümmert haben. Hinzu kommt: Durch das Social Distancing dürften sich viele Menschen an die virtuellen Kontaktmöglichkeiten gewöhnen – und wohl auch zukünftig einiges häufiger im Netz erledigen als früher.

Was die Vor-Ort-Apotheken allerdings besonders aufhorchen lassen sollte: Laut dem jüngsten „Corona Consumer Check“ des IFH Köln haben Online-Anbieter in den letzten Wochen bei den Konsumenten u.a. in Sachen Sympathie, Vertrauen und persönliche Beziehung zugelegt. Sind das nicht all jene Eigenschaften, die man der Konkurrenz aus dem Netz bis vor Kurzem eher abgesprochen hat?

Damit Sie gegenüber den Versendern trotzdem die Nase vorne behalten, sollten Sie also – auch mit Blick auf das E-Rezept – spätestens jetzt damit anfangen, Ihre eigene pfiffige Online-Strategie zu entwickeln! Chancen dazu bieten z.B. der eigene Online-Shop (vgl. den Beitrag "Entscheidend ist die Strategie") oder die Telepharmazie (vgl. den Beitrag "Wie Sie per Videotelefonie neue Aufgabenfelder erschließen") – Letztere vielleicht sogar zukünftig als honorierte Dienstleistung?

Um auch mit dem Alten Fritz zu schließen: „Unsern Dünkel müssen wir verlieren; wir sollen handeln, nicht philosophieren.“

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(14):2-2