Editorial

Amazons Metamorphose?


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der Einzelhandel vor Ort wird durch die Coronakrise arg gebeutelt und muss sich etwas einfallen lassen. Aus diesem Grund hat man u.a. das LinkedIn-Netzwerk „Händler helfen Händlern“ ins Leben gerufen: Betroffene können sich darüber zu Hilfsprogrammen etc. austauschen und gemeinsame Ideen für die Zukunft entwickeln.

„Händler helfen Händlern“ wiederum ist Teil der Initiative „Quickstart Online“, über die angehende Online-Händler ab dem 15. September z.B. erfahren sollen, „welche rechtlichen Aspekte zu berücksichtigen sind [...], wie online Kunden gemanaged werden, welche Versandmöglichkeiten es gibt, wie Onlinemarketing funktioniert“.

So weit, so gut! Wäre da nur nicht ein Punkt, der ähnlich stutzig machen könnte wie die Ankündigung von DocMorris, mit Vor-Ort-Apotheken zusammenarbeiten zu wollen. Denn neben „Händler helfen Händlern“ und dem Handelsverband Deutschland (HDE) ist bei „Quickstart Online“ ein dritter Player im Spiel, den man hier eher nicht vermutet hätte – nämlich Amazon. Ralf Kleber, der Deutschland-Chef des Versandriesen, erklärt zwar, dass es bei der Initiative nicht darum gehe, „Menschen zu erklären, wie sie auf Amazon erfolgreich sein können.“ Vielmehr wolle man durch einen vielfältigen Handel für „breite Auswahl, Wettbewerb, Innovation, Inspiration und Unterhaltung“ sorgen. Ob da aber nicht doch ein wenig Eigennutz im Spiel ist?

Nun können die Kleinen allerdings oft noch von den Großen lernen. Deshalb lohnt sich vielleicht auch für die Vor-Ort-Apotheke ein Blick auf „Quickstart Online“. Denn wie sagte einst schon der römische Dichter Ovid: „Fas est et ab hoste doceri!“„Man darf sich auch vom Feind lehren lassen!“

Es grüßt Sie herzlichst Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(18):2-2