Apothekengründungen 2019

Wie sich die Kaufpreise entwickelt haben


Daniel Zehnich

Nachdem die durchschnittlichen Übernahmepreise 2018 erheblich gestiegen waren, fielen sie 2019 um knapp 20% und lagen mit 367.000 € deutlich unter dem Vorjahresdurchschnitt von 458.000 €. Das zeigt die jüngste Analyse der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).

Die niedrigeren Übernahmepreise wirken sich ebenso auf die Gesamtinvestitionen aus, in die neben dem zu übernehmenden Warenlager auch die weiteren Investitionen (z.B. in Umbaumaßnahmen, die Geschäftsausstattung oder die IT) einfließen: Nachdem also diese Gesamtinvestitionen jahrelang tendenziell gestiegen sind, waren sie 2019 stark rückläufig und lagen im Schnitt bei 516.000 €. Im Vorjahr belief sich dieser Wert noch auf 598.000 €. Die niedrigeren Gesamtinvestitionen sind vor allem auf die gesunkenen ideellen Werte der Apotheken zurückzuführen.

Zwar ist der durchschnittliche Kaufpreis im Vergleich zum Vorjahr erheblich gesunken. Dennoch existiert kein „typischer“ Kaufpreis. Denn der relative Anteil der Apotheken im mittleren Kaufpreissegment geht weiterhin zurück. Apothekengründer fokussieren sich stattdessen immer stärker entweder auf Apotheken mit kleineren Umsätzen zu Kaufpreisen unter 300.000 € – oder auf große, sehr umsatzstarke Apotheken ab 600.000 € (Abbildung 1).

Übrigens: 63% der Apotheken wurden zu einem Preis unterhalb des Durchschnitts von 367.000 € gekauft, während die restlichen 37% logischerweise darüber lagen.

Seit Jahren ein klassischer Übernahmemarkt

Apotheker, die sich für die Selbstständigkeit entscheiden oder Filialen gründen, übernehmen in der Regel Apotheken, die schon auf dem Markt existieren: 2019 entschieden sich 56% der Apothekengründer für diese Option. 29% der Apotheken wurden zwecks Filialbildung oder Filialerweiterung übernommen. Neugründungen von Einzel- oder Hauptapotheken bzw. Filialen spielten hingegen kaum eine Rolle, sie lagen 2019 bei 2% bzw. 6%. Insgesamt zeigen sich in den letzten Jahren konstante Präferenzen hinsichtlich der Niederlassungsart (Abbildung 2).

Ein Blick auf das Alter der Filialgründer zeigt allerdings eine deutliche Veränderung: Denn der Anteil der Gründer unter 40 Jahren erhöhte sich von 35% im Jahr 2017 auf 54% im Jahr 2019. Die Möglichkeit zur Geschäftserweiterung durch Filialbildung nehmen nach wie vor aber auch erfahrene Apotheker mit über 50 Jahren wahr. Zum Vergleich: Das Durchschnittsalter derer, die sich erstmalig mit einer Einzelapotheke oder einem Verbund niedergelassen haben, lag unverändert bei 38,4 Jahren.

Im Verbund gekauft

Mit 21% der gesamten Apothekenübernahmen ist die Übernahme von ganzen Apothekenverbünden nach wie vor eine beliebte Option. Ähnlich wie bei der klassischen Übernahme einer Apotheke zeigt die Analyse auch hier rückläufige Kaufpreise: Durchschnittlich lagen sie 2019 bei 1,03 Mio. €. Damit zahlten die Apotheker deutlich weniger als in den beiden Jahren davor: 2018 waren es 1,32 Mio. € und 2017 1,21 Mio. € gewesen. Die Gesamtinvestitionen lagen 2019 übrigens durchschnittlich bei 1,33 Mio. €.

Die Übernahme der kleinsten Verbundvariante (aus Haupt- und einer Filialapotheke) kam 2019 am häufigsten vor. Doch auch größere Verbünde (mit zwei oder drei Filialen) sind gefragt.

Neugründungen von Filialapotheken bleiben weiterhin selten: Sie hatten 2019 einen Anteil von 6% an den gesamten Apothekengründungen.

Eine Frage der Lage

Je nach geografischer Lage unterscheiden sich die Übernahmepreise für Apotheken deutlich: Im Süden Deutschlands wurden mit 270.000 € die geringsten durchschnittlichen Übernahmepreise gezahlt. Hier hat man 2019 eher kleinere Apotheken übernommen. Im Gegensatz dazu wurden im Norden mehrheitlich umsatzstärkere Apotheken gekauft. Hier lag der durchschnittliche Übernahmepreis entsprechend deutlich höher, und zwar bei 481.000 €. Der Osten und der Westen lagen mit 402.000 € bzw. 363.000 € dazwischen.

Differenziert man nach Gemeindegrößen, zeigt sich, dass für Apotheken in Kleinstädten (5.000 bis <20.000 Einwohner) bzw. Großstädten (≥100.000 Einwohner) mit 386.000 € bzw. 383.000 € die höchsten Kaufpreise gezahlt wurden. Zurückführen lässt sich das darauf, dass hier die Umsätze der abgebenden Inhaber am höchsten waren. Die niedrigsten durchschnittlichen Übernahmepreise wurden mit 336.000 € in Städten mittlerer Größe (20.000 bis <100.000 Einwohner) und mit 354.000 € in ländlichen Gebieten (<5.000 Einwohner) gezahlt.

Insgesamt erfolgte 2019 mit 39% ein Großteil der Apothekengründungen in Großstädten. Im Verhältnis zum dort lebenden Bevölkerungsanteil (32%) wurden also überdurchschnittlich viele Apotheken in diesen Städten gegründet bzw. übernommen. Ländliche Gebiete und Kleinstädte waren dagegen weniger beliebt: Obwohl dort zusammen 39% der Bevölkerung leben, entfielen 2019 nur 27% der Apothekengründungen auf diese Gebiete.

Wohin die Zukunft führen könnte

Ob die Übernahmepreise sich in Zukunft auf niedrigerem Niveau einpendeln oder sogar noch weiter fallen, bleibt abzuwarten. Insgesamt gibt es hierzulande seit Jahren ein Überangebot an Apotheken. Vor allem die Inhaber vieler kleiner Offizinen haben im Augenblick Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden.

Relevant für die Niederlassung sind ja auch immer die Rahmenbedingungen und Perspektiven. Das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken steht beispielsweise noch aus, könnte Existenzgründern aber signalisieren, welche Möglichkeiten sie haben, um Apothekenbetriebe künftig weiterzuentwickeln und die Gesundheitsversorgung mitzugestalten.

Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, 40547 Düsseldorf, E-Mail: daniel.zehnich@apobank.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(18):10-10