Auch beim Ladenbau an die Zukunft denken

Wie Sie Ihre Apotheke nachhaltig einrichten


Dr. Uwe Gebauer

Nachhaltiger Ladenbau ist auch für Apotheken durchaus möglich. Aber wie sieht ein finanzierbares Gesamtkonzept aus, das lange hält, das Auge anspricht, sich bei Bedarf optisch verändern und nach Jahren umweltfreundlich entsorgen lässt?

Die Verbraucher legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit, die somit Basis eines Wettbewerbsvorteils sein kann – auch für Apotheken. Wem es gelingt, sich richtig zu positionieren, der lockt Kunden auch dann zu sich, wenn die Preise etwas höher angesiedelt sind.

Dass beim Thema Nachhaltigkeit auch an den Ladenbau gedacht werden sollte, zeigen inzwischen immer mehr Einzelhändler mit innovativen Konzepten. Ein nachhaltiger Ladenbau kann aus vielen Richtungen angegangen werden. Ausgewählte Aspekte stellen wir Ihnen nachfolgend vor.

Gut konzipiert ist halb gewonnen

Das richtige Konzept sowie die Expertise des planenden Architekten und des ausführenden Unternehmens sind die Grundlage dafür, dass es gelingt, die Apotheke nachhaltig so neu- bzw. umzubauen, dass sich das auch wirtschaftlich verkraften lässt.

Viele Ansätze in der Ladenplanung zielen bereits darauf ab, ökologisch bedenkliche Stoffe möglichst durch weniger kritische zu ersetzen. Besser noch: Man verwendet von vornherein weitgehend umweltschonende Materialien bzw. Produkte. Das können z.B. Warenträger aus Holz, Glas oder Metall sein, die sich dem Stoffkreislauf problemlos wieder zuführen lassen. Und als nachhaltiger Bodenbelag wird gerne Linoleum eingesetzt: Es ist robust und langlebig. Zudem lässt es sich sehr individuell auf das Shop-Konzept abstimmen. Natürlich sollte man ohnehin versuchen, schon bei der Planung und Entwicklung neuer Konzepte möglichst materialsparend vorzugehen.

Dabei kommt es neben der Haltbarkeit der Einrichtungsgegenstände und Materialien auch auf die Modularität von Frei- und Sichtwahlsystemen an, sprich: Letztendlich darauf, wie sich die einzelnen Bestandteile miteinander kombinieren lassen bzw. wie kompatibel sie mit verschiedenen Systemen sind. Die einzelnen Elemente sollten sich bei Bedarf problemlos gegen Äquivalente im zeitgemäßen Design austauschen lassen.

Es gilt natürlich: Je mehr "Freiheiten" hier bestehen, desto länger lässt sich die Apothekeneinrichtung auch einsetzen. Hier spielt noch ein weiterer Aspekt hinein: Nämlich Ihre Bereitschaft, Einrichtungsgegenstände zu "überholen" und weiter zu verwenden.

Nicht unter zu viel Strom stehen!

In Apotheken ist der Stromverbrauch mit durchschnittlichen 16.000 kWh im Jahr nicht nur ein Kostenpunkt, sondern auch ökologisch ein Thema. Ein grundsätzlicher Ansatzpunkt, um hier nachhaltiger zu werden: Die Nutzung eines Ökostrom-Tarifs.

Sofern es die lokalen Gegebenheiten zulassen, können Sie auch über eine eigene Fotovoltaikanlage auf dem Dach nachdenken. Derartige Anlagen amortisieren sich bereits nach sieben bis acht Jahren und sind in Kombination mit mittlerweile erschwinglichen Batteriespeichern eine empfehlenswerte Investition (zu den steuerlichen Aspekten vgl. z.B. AWA 5/2020).

Aus dem Betrieb heraus lassen sich mit energiesparenden Elementen für Kühlung, Klimatisierung, Computer und insbesondere die Beleuchtung die wirksamsten Effekte erzielen. Durch ein neues Lichtkonzept mit energieeffizienten LED-Leuchten können Sie beispielsweise bei gleicher Lichtausbeute leicht 50% Strom einsparen. Das in Angriff zu nehmen, rechnet sich daher vergleichsweise schnell.

Auch auf die Dämmung kommt es an

Über eine adäquate Wärmedämmung lässt sich ebenfalls Energie sparen. Dazu zunächst ein paar Grundlagen: Wichtig ist, dass der Dämmstoff zur Konstruktion des Bauteils passt. Unregelmäßige Hohlräume im Dach dämmt man z.B. besser mit flexiblen Matten oder losen Flocken, die vom lizenzierten Fachbetrieb in einen vorbereiteten Hohlraum eingeblasen werden. Druckfeste Platten bieten dagegen Verarbeitungsvorteile an Wand und Boden oder bei der Dämmung des Dachs über den Sparren.

Je schlechter ein Produkt dämmt, desto dicker muss die Dämmschicht sein. Wie gut ein Produkt gegen Wärmeverlust schützt, zeigt die auf der Verpackung angegebene Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG), die sich aus der Wärmeleitfähigkeit λ ergibt. Dabei gilt: Je kleiner der Wert, umso besser dämmt der Stoff die Wärme. Ein Produkt mit WLG 040 (λ=0,040 W·m–1·K–1) dämmt somit schlechter als eines mit WLG 035 (λ=0,035 W·m–1·K–1).

Natur-Dämmstoffe haben – gegenüber Polymer-Dämmstoffen – etwa die gleiche oder sogar eine bessere Wärmespeicherkapazität und zeichnen sich überdies dadurch aus, dass bei ihrer Herstellung wesentlich weniger CO2 freigesetzt wird. Sie vermitteln aber nicht nur das gute Gefühl, ressourcenschonend zu bauen, sondern lassen sich auch problemlos entsorgen bzw. wiederverwerten – zumal sie meist frei von Schadstoffen sind. Außerdem überzeugen sie durch einen günstigen Feuchtigkeitstransport. Gute Preisleistungsverhältnisse bieten z.B. Holzfaser oder Naturkork-Granulat.

Nicht vergessen: Auch die Eingänge und Schaufenster von Apotheken können mit Blick auf die Energieeffizienz geplant werden. Einfach verglaste Fenster lassen sehr viel Wärme entweichen und sollten möglichst durch zweifach verglaste Scheiben ersetzt werden. Diese verringern die Wärmeverluste um 50%. Bei einer Dreischeibenverglasung beträgt die Ersparnis sogar bis zu 80%.

Ideal eignen sich Isoliergläser, da sie nicht nur Schall und Wärme dämmen, sondern auch als guter Sonnenschutz dienen. Auf das Glas aufgetragene Metallschichten reflektieren die UV-Strahlen und verhindern damit, dass sich die Räume aufheizen. Gleichzeitig lässt sich so verhindern, dass Wärme nach außen abgegeben wird. So herrscht sommers wie winters ein angenehmes Raumklima.

Viel Holz in der Hütte?

Holz als nachwachsender Rohstoff kann seinen Teil zu einer nachhaltigen Einrichtung beitragen. Im Innenausbau etwa kommen üblicherweise Spanplatten der Holzwerkstoffklasse 20 zum Einsatz, die für übliche Innenraumfeuchten geeignet sind. Ein Problem dabei können allerdings die verwendeten Klebstoffe sein, deren Anteil in Spanplatten ca. 10% bis 12% beträgt. Eingesetzt werden sehr häufig Kombinationen aus Formaldehyd und Harnstoff, Melamin oder Resorcin. Diese Stoffe werden über die Nutzungsdauer an die Umgebung abgegeben. Bei Formaldehyd, das Reizungen hervorrufen kann, gilt ein gesetzlicher Grenzwert von 0,1 ppm für die Raumluft. Von sogenannten E1-Platten wird dieser Grenzwert nicht überschritten.

Bei anderen Klebstoffen sind die Gefahren für die Gesundheit wesentlich geringer. Achten Sie deshalb darauf, dass Sie Holzwerkstoffe z.B. mit

  • dem "Blauen Engel" für "Emissionsarme Holzwerkstoffplatten",
  • dem "Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes" (PEFC)- oder
  • dem "Forest Stewardship Council" (FSC)-Siegel

einsetzen. Denn diese gewährleisten, dass die Formaldehyd-Belastung in etwa in der Größenordnung von reinem Massivholz liegt.

Nicht nur vorgetäuscht!

Wer sein Altholz etc. durch halb Europa transportiert, um sich als nachhaltige Apotheke zu profilieren, wird von den Kunden leicht als Greenwasher identifiziert. Die einzelnen Materialien sollten daher von kompetenten Unternehmen bezogen werden, die ökologisch, regional und nachhaltig fertigen. Orientierungspunkte dafür können die Datenblätter mitsamt den Nachweisen sein, dass nur "gesunde" Stoffe für die Herstellung eingesetzt worden sind.

Hilfreich für eine authentische Nachhaltigkeitsstrategie ist eine Materialliste, über die sich sowohl quantitativ (Energie- bzw. CO2-Ersparnis bei der Herstellung) als auch qualitativ (emissionsarm, regional, recycelbar etc.) dokumentieren lässt, inwiefern Sie konkret dazu beitragen, Ökologie und Ökonomie in Einklang zu bringen.

Dr.-Ing. Dr. phil. Uwe Gebauer, Geschäftsführer GB Projektkontor GmbH, Konzeptkontor GmbH und MW Digitalkontor GmbH, 90768 Fürth E-Mail: gb@gb-projektkontor.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2020; 45(19):10-10