Editorial

Ist der Ruf erst ruiniert ...


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

wer sich gerne seine Meinung bildet bzw. bilden lässt, wurde in der letzten Zeit gleich mehrfach trefflich bedient. So konnte man am 19. Dezember 2020 als Überschrift auf dem Online-Portal von Deutschlands wohl beliebtester Tageszeitung lesen: "Rentner in Sorge: Verteilen Apotheker minderwertige Gratis-Masken?" Am 31. Dezember 2020 folgte: "Der Staat zahlt ihm 6 Euro/Stück: Apotheker packt aus: So lässt sich mit Masken Geld scheffeln". Und am 5. Januar 2021 gab es gleich zwei Artikel: "Kaum ein Apotheker will offen drüber reden: So wird mit Gratis-Masken abgezockt!" sowie "Gratis-Masken aus, nur Kaufen möglich: Hier melden BILD-Leser neuen Apotheken-Ärger!"

Nun werden Sie vielleicht stutzig, wenn Sie etwa zu Beginn des erstgenannten Artikels auf die pauschale Aussage stoßen, dass KN95-Masken "seit Oktober gar nicht mehr auf den Markt gebracht werden" dürfen. Erst gegen Ende des Artikels erfährt man, dass das doch nicht ganz so pauschal gilt. Gleichermaßen verweisen die BILD-Redakteure zwar darauf, dass nur die "schwarzen Schafe" durch eine "dreiste" Abzocke auffielen, während die Maskenausgabe in den meisten Apotheken "tadellos" verlaufe. Dennoch ist der Tenor leider eindeutig, zumal u.a. außen vor bleibt, in welchem Kraftakt Sie alle die Spahnsche Maskenverordnung quasi über Nacht umgesetzt haben.

Um die Negativ-Publicity durch ein so wirkmächtiges Blatt wieder gerade zu rücken, ist es derzeit wohl verstärkt nötig, überzeugende Kommunikationsarbeit zu leisten und Ermessensspielräume im Sinne der Kunden kollegial auszunutzen. Denn obgleich es sich mit einem (auch nicht selbst verschuldet) ruinierten Ruf ganz ungeniert leben lassen mag: Ein guter Ruf sollte doch nachhaltiger sein.

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(02):2-2