Editorial

(De-)Maskierter Undank


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

"wer am langsamsten verspricht, hält sein Wort stets am treuesten", wusste einst schon der große Aufklärer Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) – und implizierte damit wohl, dass, wer am schnellsten verspricht, sein Versprechen am schnellsten bricht.

Womit wir auch schon beim Spahnschen Maskenverteilungszauber wären, der im Dezember vergangenen Jahres recht schnell aus der Taufe gehoben war. Damit hat unser Bundesgesundheitsminister Ihnen allen zweifelsohne einen großen organisatorischen Zusatzaufwand beschert, mussten Sie doch innerhalb kürzester Zeit dafür sorgen, dass die nicht immer ganz unaufdringliche Schar aus Rentnern und sonstigen Risikopatienten zufrieden gestellt werden konnte. Nichtsdestotrotz dürften viele von Ihnen diesen Aufwand gerne auf sich genommen haben. Denn schließlich waren ja 6,00 € brutto pro Maske für die zweite und dritte Verteilungsphase versprochen.

Neben den gesunkenen Maskenpreisen mag es auch daran gelegen haben, dass die Publikumsmedien kräftig Stimmung gegen die Apotheken gemacht haben (vgl. AWA 2/2021): Lange jedenfalls dauerte es nicht, bis aus den 6,00 € für die dritte Verteilungsphase 3,90 € geworden waren. Das ist natürlich für alle, die sich bei ihren Kalkulationen auf den ursprünglich versprochenen Erstattungsbetrag verlassen haben, ein herber Schlag ins Gesicht – der zudem deswegen verwundert, weil Spahn erst im Dezember gesagt hatte: "Ohne die Apotheken geht es nicht."

Leider traf Rousseau wohl auch hier ins Schwarze, als er sagte: "Dankbarkeit ist eine Pflicht, die erfüllt werden sollte, die zu erwarten aber keiner das Recht hat."

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(04):2-2