Editorial

Ran an die Gesundheit


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

"alles ist irgendwie kompliziert, umständlich, anstrengend." Erkannt? Ja, genau! Das Zitat stammt aus der erst kürzlich erwähnten DocMorris-Kampagne (vgl. AWA 5/2021). Damit wurden nicht nur die Vor-Ort-Apotheken, sondern auch die niedergelassenen Ärzte vor den Kopf gestoßen. Deshalb verwundert es nicht, dass der Hausärzteverband Protest einlegte – und DocMorris zumindest von einem Plakatmotiv Abstand nahm.

Das Kampagnen-Video indes steht noch im Netz – mit der zentralen Frage: "Gesundheit wird ja auch immer komplexer: Können wir es dann nicht wenigstens einfacher machen, an sie ranzukommen?" Die Intention dürfte klar sein! Was das Video aber außen vor lässt: Gerade wenn das Thema Gesundheit immer komplexer wird, zählen noch andere Dinge als das "einfache Rankommen".

In diese Kerbe schlägt der Kölner Apotheker Erik Tenberken. Er hat ein "Gegen-Video" gedreht und fragt darin, worauf es bei der Apotheker- bzw. Arztwahl tatsächlich ankommt. Seine Antwort: Vor allem sind Apotheker und Ärzte "Menschen an meiner Seite, denen ich vertrauen kann." Und weiter: "Weil sie mich zu Hause besuchen, wenn ich nicht raus kann. Weil Gesundheit über Digitalisierung hinausgeht. Weil ich meine Daten in guten Händen wissen möchte."

Nun hat Tenberkens Apotheke zwar nicht die gleiche Reichweite wie DocMorris. Viele einzelne Kleine können aber ein breiteres Publikum erreichen als ein einzelner Großer. Wenn unser ganzer Berufsstand so – am besten gemeinsam mit den Ärzten – an einem Strang zieht, wird hoffentlich auch für die Konkurrenz aus dem Netz alles deutlich komplizierter, umständlicher und anstrengender.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(08):2-2