Schneeflöckchen als Mitarbeiter

Tipps für den Umgang mit der Generation Z


Dr. Michael Brysch

Zunehmend kommen die Angehörigen der Generation Z (Gen Z) als Arbeitnehmer in die Apotheken. Was Sie dazu wissen sollten, erläuterte die Soziologin Kathrin Peters vom Institut für Generationenforschung in Augsburg am 14. April 2021 auf einem Symposium der Bundesapothekerkammer.

Laut Peters unterscheidet sich die Gen Z, zu der die zwischen ca. 1995 und 2010 Geborenen gehören, vor allem aus zwei Gründen von ihren Vorgänger-Generationen.

Klein – aber oho?

Zum einen ist die Gen Z kleiner als z.B. die Babyboomer. Während diese Nachkriegsgeneration aufgrund hoher Geburtenraten etwa im Studium und im Arbeitsleben eine Menge Konkurrenz vorfand und sich mit einer Ellenbogenmentalität durchsetzen musste, hatten die sogenannten "Zler" das gar nicht nötig: Zumindest bis Corona kam, stand ihnen der Arbeitsmarkt mehr oder weniger offen – und sie konnten zwischen verschiedenen Angeboten wählen.

Analog verloren?

Zum anderen sind die Zler mit dem Internet aufgewachsen ("Digital Natives") und deswegen entscheidend von dessen Reizen geprägt. Das führt sogar zu Veränderungen im sensomotorischen Kortex: Ein Like auf Facebook etwa wird im Gehirn der Zler zehnfach vergrößert dargestellt.

Das Smartphone ist ein ständiger Begleiter – Tendenz steigend: Während Jugendliche ihr Mobiltelefon 2015 "nur" 80 Mal täglich entsperrt hätten, wären es mittlerweile schon 280 Mal. Und: Ganze 178 Meter wischen die Zler laut Peters im Schnitt täglich über das Display. Folgen sind u.a.

  • die Furcht davor, gerade auf den Social-Media-Kanälen etwas zu verpassen ("Fear of Missing Out", FOMO),
  • eine verringerte Aufmerksamkeitsspanne und eine reduzierte Konzentration sowie
  • eine verminderte Fähigkeit, in der analogen Welt eigenständig Entscheidungen zu treffen – auch weil hier die aus der digitalen Welt gewohnte Unterstützung durch die Bewertungsportale fehle.

Die Zler hören daher laut Peters verstärkt auf ihre Eltern und übernehmen deren Meinungen. Weil sie sehr unsicher seien und bei falscher Behandlung "zerschmelzen" würden, bezeichne man sie auch als "Generation Snowflake".

Was heißt das für Arbeitgeber?

Da die Zler mit Bewertungen aufgewachsen seien, würden sie sich über potenzielle Arbeitgeber stets im Netz informieren. Deswegen müsse man sogar "mit Abbrechern immer im Guten auseinandergehen." Denn ob berechtigt oder nicht, letztlich könne jeder seinen Arbeitgeber schlecht bewerten: "Und was im Netz ist, das bleibt!"

Weil die Zler innerhalb von fünf Sekunden entscheiden, ob etwas wichtig ist oder "weggewischt" werden kann, müsse eine Stellenanzeige in dieser Zeitspanne Aufmerksamkeit erzielen und die relevanten Informationen vermitteln.

Das Bewerbungsverfahren sollte ebenfalls schnell und einfach ablaufen – auch wegen der geringen Frustrationstoleranz. Peters: "Wenn ich z.B. schon zehn Klicks alleine brauche, um ein Bewerbungsfoto hochzuladen, dann sind die Hürden einfach viel zu hoch!"

Wer die Zler von sich überzeugen wolle, müsse sich mit ihrer Lebenswelt auskennen, authentisch rüberkommen und dürfe kein "Technik-Dinosaurier" sein, "der nicht einmal weiß, wie man das Smartphone leiser dreht." Peters' Tipp: "Junge Mitarbeiter können da sicherlich eine Hilfestellung bieten."

Im Arbeitsalltag selbst möchten die Zler auf Augenhöhe mitreden – gerade da sie das von ihren Eltern gewohnt seien, so Peters weiter. Und Kritik dürfe nicht destruktiv, sondern müsse vielmehr immer konstruktiv sein (Stichwort: Generation Snowflake).

Last, but not least: Weil den Zlern die Familie so wichtig ist, legen sie laut Peters bei der Arbeitgeberwahl viel Wert auf die "strikte Trennung des Beruflichen vom Privaten."

Dr. Michael Brysch, Apotheker und Diplom-Kaufmann, Chefredakteur AWA, E-Mail: mbrysch@dav-medien.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(09):7-7