Editorial

Flüchtiges, das bleibt


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

"in der Kürze liegt die Würze!" Was William Shakespeare dem Polonius im "Hamlet" hinsichtlich der adäquaten Redelänge – natürlich etwas distinguierter – in den Mund legte, scheint manchmal auch für Bekanntschaften zu gelten: So diese nur flüchtig sind, können sie durchaus einen Mehrwert bieten.

Während wir starke Beziehungen (wie Partner- oder Freundschaften) nur zu Menschen hätten, die uns in Sachen Interessen, Lebensstil und Co. ähnlich seien, so der Kölner Soziologe Markus Gamper kürzlich in der "ÄrzteZeitung", brächten schwache Beziehungen Abwechslung und neue Aspekte in unseren Alltag. Schließlich ticken diejenigen, mit denen wir uns nur kurz im Fitnessstudio oder am Bartresen austauschen, oft ganz anders als wir. Und diese neuen Impulse führen laut Studien dazu, dass Menschen mit vielen losen Bekanntschaften nicht nur glücklicher, sondern auch kreativer sind.

Nun läuft der Ratschlag, proaktiv das Pläuschchen mit Fremden zu suchen, unter Corona-Bedingungen ziemlich ins Leere. Trotzdem haben Sie und Ihre Mitarbeiter unter Wahrung der Hygienevorschriften auch jetzt regelmäßig Kontakt mit (mehr oder weniger) flüchtig bekannten Kunden. Das hilft Ihnen hoffentlich, zufriedener als manche andere durch diese besonderen Zeiten zu kommen. Darüber hinaus ist der sporadische "Input" auch förderlich, um Innovatives zu entwickeln.

Allein die letzten Wochen zeigen (Stichwort: Corona-Testungen), wie sehr das vielen von Ihnen gelungen ist. Da freut man sich schon auf die Ideen, die sprießen werden, wenn die Bars und Fitnessstudios hoffentlich bald wieder öffnen und Corona den gegenseitigen Austausch nicht mehr so sehr überschattet.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(10):2-2