Und Action!

Klappe, die erste, für Ihre Apotheke


Simon Nattler

Die Art, auf die wir online kommunizieren, entwickelt sich stetig weiter. So nimmt durch das jederzeit verfügbare, schnelle Internet auch die Bedeutung von Videos seit Jahren massiv zu – nicht zuletzt für Unternehmen. Wie können Apotheken davon profitieren?

In der Pandemie haben die meisten von uns bereits an der ein oder anderen Videokonferenz teilgenommen. Der Grund: Anders als bei normalen Telefonanrufen werden hier nicht nur (gesprochene) Texte übermittelt, sondern auch Gesichter – und damit mehr persönliche Eindrücke und Emotionen. Das beeinflusst natürlich stark, wie wir das Gegenüber erleben und die erhaltenen Informationen verarbeiten.

Bewegt und bewegend

Wer heute Social Media nutzt, kommt ebenfalls nicht mehr an Videos vorbei: Sowohl in den Feeds als auch den immer beliebteren Storys wird das Bewegtbild eingesetzt (vgl. auch AWA 7/2021). Denn das Engagement der Nutzer ist um 59% höher als bei anderen Beitragstypen: Videos generieren mehr Likes und Kommentare, zudem werden sie häufiger geteilt. Überdies merken sich die Menschen länger, was über bewegte Bilder transportiert wird.

Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass es "Social Media" heißt, weil es um Menschen und um Geschichten geht! Berücksichtigen Sie das bei jedem Video: Zeigen Sie also z.B. statt eines "menschenfreien" Kommissionierers lieber eine Mitarbeiterin, die dem Kind einer Kundin den "Roboter" vorstellt. Sprechen Sie auch selbst mal direkt in die Kamera, und nehmen Sie ruhig Stellung zu aktuellen Fragen, wie etwa der Impfstoffbelieferung von Arztpraxen. Besonders heikle Themen sollten Sie aber besser vermeiden – wie übrigens auch im Handverkauf (HV).

Wer mit dem Gedanken spielt, Videos in die eigene Marketing-Strategie einzubauen, sollte nicht zu viel Zeit mit der Detailplanung verbringen. Besonders beliebt sind ohnehin Videos, die authentisch rüberkommen – also ohne (auswendig gelerntes) Skript gedreht werden. Unser Vorteil als Apotheker: Darin sind wir sowieso geübt, denn das ist schließlich unser Alltag im HV – nur ohne Kamera.

Da Sie bei der Video-Aufnahme aber keine Kunden vor sich sehen, "basteln" Sie sich am besten Ihren Wunschbetrachter (vgl. AWA 8/2020). Diese "Persona" sollten Sie während der Aufnahme immer vor Augen haben – und sie exakt so ansprechen wie die Kunden im HV. Auch ein "Äh" und kurze Pausen zum Nachdenken sind bei spontanen Videos kein Problem, sondern verstärken sogar die Authentizität – auch wenn das Ganze natürlich nicht zu stockend wirken sollte.

Die Anforderungen an die Kamera und den Ton sind gering, sodass in den meisten Fällen ein aktuelles Smartphone völlig ausreicht. Damit lassen sich Videos schnell aufzeichnen und in Nullkommanichts auf die gängigen Plattformen hochladen.

Nicht nur auf sozialen Medien, sondern auch an anderen Orten funktionieren Videos hervorragend. Gerade Ihre Apotheken-Website können Sie damit massiv aufwerten – zumal Sie dann auch besser gefunden werden: Denn Google platziert Webseiten mit Videos 53 Mal besser!

Besseres Image

Auf vielen Webseiten stehen ellenlange Texte über die Philosophie und die Geschichte der Apotheke. Was dem Vertrauensaufbau dienen soll, interessiert die Kunden aber häufig nicht so sehr. Und manch einer vergisst die gut gemeinte Information dann schnell wieder. Besser geeignet sind daher kurze und gerne professionellere Imagevideos. Mit etwas Unterstützung bei Ton, Beleuchtung und Schnitt sind aber auch diese Clips heute schnell im Kasten.

Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass stets der Nutzen für den Kunden im Vordergrund steht, und nicht die Unternehmersicht! Präsentieren Sie also kein reines Faktenwissen zur Apotheke (z.B. wie viele Rezepturen Sie wöchentlich herstellen und welche Geräte Sie dazu einsetzen), sondern setzen Sie besser auf Storytelling. So können Sie etwa

  • erläutern, wie Sie einer jungen Mutter mit einer Rezeptur geholfen haben, oder
  • den Hautarzt von nebenan zu Wort kommen lassen, der seine Patienten dank Ihrer Defektur-Unterstützung viel individueller therapieren kann.

Weitere Storys können Sie zum Boten- oder Notdienst und zu anderen individuellen Stärken erzählen. Damit zeigen Sie Persönlichkeit, bauen Vertrauen auf und bleiben mit Ihren Dienstleistungen im Gedächtnis der Kunden haften.

Besseres Personal

Ein gut gemachtes Video auf der Karriereseite ist heute die beste Möglichkeit, um potenzielle Bewerber von der Apotheke zu überzeugen – auch weil Sie den Interessenten damit langfristig in Erinnerung bleiben, selbst wenn Sie aktuell keine offenen Stellen haben.

"Wirksamkeits-Kriterium" Nr. 1 ist die Glaubwürdigkeit! Es sollte also auch hier alles so authentisch wie möglich sein: Gute Aufnahmen mit dem eigenen Smartphone reichen wieder vollkommen aus. Vermeiden Sie auch allgemeine Floskeln, denn hohle Versprechungen hat jeder Bewerber schon mal gehört. Und greifen Sie erneut auf echte Geschichten zurück. So können Sie Ihren Mitarbeitern im Video z.B. Fragen stellen, wie:

  • "Aus welchem Grund arbeitest Du in dieser Apotheke?"
  • "Gibt es eine Begebenheit, die Dich besonders an uns gebunden hat?"

Übrigens: Solch ein Karrierefilm mit Blick hinter die Kulissen hat meistens doppelten Erfolg. Denn auch Ihre Kunden schauen sich die Karriereseite an, um einen Einblick in Ihre Werte und die Atmosphäre bei Ihnen zu erhalten.

Best Practice: Ein beispielhaftes Karrierevideo finden Sie auf der Webseite des ELISANA-Apothekenverbundes.

Bessere Verkaufszahlen

Apotheken mit einem eigenen Online-Shop können Videos auch einsetzen, um bestimmte Produkte genauer zu erläutern – ganz ähnlich wie im HV-Beratungsgespräch. Allerdings sollten Sie sich im Clip kurz fassen und nicht zu tief ins Detail gehen.

Selbst wenn sich die Beratungsinfos zu Arzneimitteln oft lange nicht ändern, sollten Sie auch Produktvideos regelmäßig auf Aktualität prüfen. Dieser Aufwand lohnt sich! Denn der durchschnittliche Internetnutzer verbringt 88% mehr Zeit auf einer Webseite mit als auf einer Webseite ohne Videos. In der Folge kauft er die beworbenen Produkte häufiger und prägt sich die Marken besser ein.

Haben Sie Format?

Was die Video-Länge betrifft, können Sie sich an der folgenden Richtschnur orientieren:

  • Storys: 15–30 Sekunden,
  • Feeds: 30–90 Sekunden,
  • Imagevideos: 2–3 Minuten,
  • Karrierevideos: 3–6 Minuten,
  • Produktvideos: 1–2 Minuten.

Längere Videos funktionieren gerade dann, wenn Sie aktuell besonders spannende Inhalte präsentieren, wie z.B. eine Live-Tour durch Ihr Schnelltest-Zentrum oder eine Erläuterung der verschiedenen Corona-Impfstoffe.

Je länger und professioneller ein Video ist, desto eher können Sie auf das klassische Querformat zurückgreifen (also z.B. für Image- und Karrierevideos). Für kurze Videos eignet sich das aber häufig nicht, denn die Nutzer drehen ihre Smartphone-Bildschirme nur ungern. Das Hochformat ist dann also meist die erste Wahl.

Trauen Sie sich!

Da noch recht wenige Apotheken auf Videos im Marketing-Mix setzen, können Sie sich als Vorreiter gut von Ihrer Konkurrenz abheben und sowohl Kunden als auch Bewerber auf sich aufmerksam machen. Trauen Sie sich also! Sobald Sie erst mal ein paar Videos gedreht haben, werden Sie sowieso selbstsicherer – insbesondere wenn die ersten positiven Rückmeldungen kommen!

Und falls Sie sich selbst gar nicht trauen: Vielleicht haben Sie ja Mitarbeitende, die diese Aufgabe mit Hingabe und Spaß übernehmen? Somit heißt es also: Film ab!

Simon Nattler, Inhaber der ELISANA-Apotheken, Gründer der Team-App apocollect, 45896 Gelsenkirchen, E-Mail: inbox@apocollect.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(10):8-8