Unterschiede zwischen Apotheken- und Klinikmarkt

Welche Um- und Absätze mit Orphan Drugs erzielt werden


Dr. Michael Brysch

Eine Erkrankung ist in der europäischen Union als „selten“ definiert, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Personen betroffen sind. Allein hierzulande gibt es rund vier Millionen Menschen, die unter einer der rund 6.000 bekannten „Orphan Diseases“ leiden. Ein Grund für den Informationsdienstleister IQVIA, sich die aktuelle Versorgungssituation anzuschauen – getrennt nach Apotheken- und Klinikmarkt.

Im Jahr 2020 lag der Umsatz mit Orphan Drugs im Apothekenmarkt bei 2,038 Mrd. € (zum Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers) – und somit höher als im Klinikmarkt mit 1,165 Mrd. € (zu bewerteten Klinikpreisen). Bezogen auf den Umsatz mit allen Arzneimitteln machten die Orphan Drugs im Apothekenmarkt allerdings nur 4,7% aus, im Klinikmarkt hingegen 16,9%.

Wie sich Um- bzw. Absätze während der vergangenen drei Jahre auf beide Märkte aufteilten, sehen Sie in der Abbildung.

Der starke, gerade bei den Umsätzen erkennbare „Einbruch“ von 2019 korrespondiert mit dem Anteil neu eingeführter Orphan Drugs mit jeweils neuen Wirkstoffen. Dieser Anteil lag nämlich laut dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa)

  • 2018 bei 44%,
  • 2019 bei nur 20% und
  • 2020 wieder bei 41%.

Als Einsatzgebiete dominierten 2020 im Apothekenmarkt übrigens vor allem Krebserkrankungen, im Klinikmarkt dagegen Erkrankungen des Nervensystems.

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(12):3-3