Des Apothekers neue Kleider

Wie Sie Veränderungen gemeinsam mit dem Team umsetzen


Carolin Skiba

Wenn Sie einen neuen Bekleidungsstil in Ihrer Apotheke einführen wollen, sollte auch Ihr Team hinter Ihrer Entscheidung stehen – was für die meisten sonstigen Veränderungen natürlich ebenfalls gilt. Wie können Sie das erreichen?

Die Einführung eines neuen Bekleidungsstils ist ein Veränderungsprozess, den Sie gemeinsam mit Ihrem Team bewältigen müssen. Eine Herausforderung: Bei der Vielzahl an Möglichkeiten wird wohl nicht jeder Stil bei jedem Mitarbeiter Begeisterung hervorrufen. Damit der „Bekleidungswandel“ trotzdem möglichst gut funktioniert, geben wir Ihnen einige Tipps, die Sie auch bei anderen Veränderungen nutzen können.

1. Seien Sie sich über Ihr Ziel im Klaren

Zunächst sollten Sie klar vor Augen haben, was Ihr Ziel ist. Fragen Sie sich dazu z.B:

  • Kommt die Anregung aus dem Team – oder ist es Ihre eigene Idee, einen neuen Stil einzuführen?
  • Was ist der Anlass dafür?
  • Haben Ihre Mitarbeiter z.B. bislang relativ viele Freiheiten – weswegen Sie aber hin und wieder „eingreifen“ müssen?
  • Oder ist es einfach an der Zeit, dem Erscheinungsbild der Apotheke einen moderneren Look zu verpassen?

Wenn die Anregung aus dem Team kommt, sollten Sie sich über die prinzipiellen Möglichkeiten informieren. Überlegen Sie sich dann, was Sie mittragen können bzw. wollen – und was No-Gos für Sie wären. Denn nur wenn Sie selbst hinter den Veränderungen stehen, gelingt es Ihnen, diese mit dem gesamten Team umzusetzen.

2. Kommunizieren Sie offen

Aber Vorsicht: Dass Sie zunächst für sich selbst Klarheit gewinnen sollten, bedeutet nicht, dass Sie das Team vor vollendete Tatsachen stellen dürfen! Widerstände und Ablehnung lassen sich nämlich erheblich reduzieren oder sogar verhindern, wenn Sie die Betroffenen frühzeitig über die anstehenden Änderungen informieren.

Auch während des Veränderungsprozesses sollten Sie Ihre Mitarbeiter immer up to date halten. Unsicherheit und Angst sind die größten Feinde von Veränderungen. Daher ist es wichtig, dass sich Ihre Mitarbeiter jederzeit sicher sein können, dass Sie offen und auf Augenhöhe mit ihnen kommunizieren.

3. Berücksichtigen Sie die Emotionen der Mitarbeiter

Nicht jeder wird jede Veränderung gleich von Beginn an mitgehen wollen oder können: Je nach Persönlichkeitstyp hängen manche Menschen eher an Altbewährtem, während sich andere sehr schnell für Neues begeistern lassen und dies auch aktiv mitgestalten möchten. Hier gilt es, eine gute Balance zu finden, um Zweifler aufzufangen und allzu kreative Köpfe zu bremsen.

Bei einem Change-Prozess durchlaufen viele Mitarbeiter die sogenannte emotionale Achterbahn: Nach dem ersten „Schock“ verneinen sie die Notwendigkeit der Veränderung („Wir brauchen doch gar keine neue Arbeitskleidung!“), um sich anschließend trotzig zu zeigen und zu nörgeln.

Für Sie bedeutet das: Versuchen Sie, möglichst genau zu erfassen, welche Emotionen Ihre Mitarbeiter gegenüber der Veränderung haben, und überlegen Sie sich, wie Sie diese Emotionen gut auffangen können. Falls Sie starke Widerstände spüren, sollten Sie einzelne Mitarbeiter gezielt nach dem Grund fragen. Bei neuer Arbeitskleidung kann es z.B. sein, dass jemand

  • Negatives mit der Farbe verbindet,
  • den Stoff als unangenehm empfindet oder auch
  • einen Verlust der von den Kunden wahrgenommenen Kompetenz befürchtet, wenn kein weißer Kittel mehr getragen wird.

4. Holen Sie alle mit ins Boot

Beziehen Sie Ihr Team auf jeden Fall in die Etablierung von neuen Kleidungsstandards mit ein. Nehmen Sie sich also gemeinsam Zeit, um Muster durchzugehen und gegebenenfalls anzupassen. Überlegen Sie sich auch, welche Standards eingehalten werden sollten, damit alle nach wie vor gepflegt auftreten, die Kleidung aber gleichzeitig bequem ist und weiterhin Kompetenz ausstrahlt.

Wenn alle gemeinsam mitwirken, ist auch die Chance höher, dass sich zum einen alle hinter die Veränderungen stellen und dass zum anderen ein gewisser Gruppendruck entsteht, sich an die Regeln zu halten, die mit den Veränderungen einhergehen.

Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie als Chef Ihrem Team alle Entscheidungen überlassen sollen. Sie können aber z.B. einen Gestaltungsrahmen festlegen, innerhalb dessen sich das Team bewegen darf.

5. Greifen Sie auf Unterstützer aus dem Team zurück

Auch wenn sich in fast jedem Team Mitarbeiter gegen Veränderungen stellen werden, gibt es doch nahezu immer mindestens eine Person, die die Vorteile erkennt und begeistert ist. Greifen Sie genau auf diese Mitarbeiter für Ihre Sache zurück! Geben Sie ihnen spezielle Aufgaben, um sie direkt einzubinden. Das kann z.B.

  • das Einholen von Mustervorschlägen oder
  • der Entwurf eines schönen Namensschildes sein.

Auf diese Weise wird die Veränderung aktiv von (zunächst einzelnen) Teammitgliedern mitgetragen – und nicht mehr nur als „Chefsache“ oder „Veränderung von oben“ betrachtet. Sie schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen verankern Sie die Veränderung stärker im Team, und zum anderen nehmen die Mitarbeiter Ihnen auch einiges an Arbeit ab.

6. Zeigen Sie dem Team, dass es profitiert

Sammeln Sie die Vorteile, die die neue Arbeitskleidung mit sich bringt, und kommunizieren Sie sie dem ganzen Team immer wieder. Wenn zum neuen Outfit auch Privatkleidung gehört, lassen sich darüber hinaus finanzielle Anreize schaffen, wie z.B. ein Gutschein für ein lokales Kaufhaus, in dem sich die Mitarbeiter mit bestimmten Basics eindecken können. Gut ankommen dürfte es auch, wenn Sie z.B. eine Typberatung für jeden im Team organisieren. Loben Sie Ihre Mitarbeiter außerdem immer wieder, wenn sie schick gekleidet erscheinen – und merken Sie an, dass das neue Outfit sehr viel hübscher aussieht als das alte.

7. Seien Sie geduldig

Es heißt: „Change is a process, not an event.” Veränderungen erfolgen also nicht einfach punktuell und sind dann abgeschlossen. Vielmehr handelt sich um einen dynamischen Prozess mit allerhand Unwägbarkeiten.

Jeder Veränderungsprozess sollte mit sorgfältigen Analysen und Planungen beginnen, denen die konkrete Umsetzung folgt. Anschließend sind in der Regel Nachjustierungen notwendig, denn zumeist funktioniert doch nicht alles wie gewünscht, oder etwas läuft aus dem Ruder. Will heißen: Der Veränderungsprozess kostet Zeit – zumal es dauert, bis alle Teammitglieder an Bord sind.

Selbst bei vermeintlich kleinen oder durchweg positiven Veränderungen dürfen Sie sich nicht wundern, wie viele Ängste, Zweifel, Widerstände und schlicht Arbeit auf Sie zukommen. Geben Sie sich und allen Beteiligten daher Zeit, um sich z.B. an eine neue Kleiderordnung zu gewöhnen. Und rechnen Sie gerade in der Anfangsphase mit Fehlern oder Missverständnissen.

Justieren Sie bei einem Fauxpas im Kleidungsstil bei einzelnen Mitarbeitern sanft, aber eindeutig nach. Seien Sie gegebenenfalls auch bereit, die neuen Bekleidungsvorgaben nochmals anzupassen, wenn es größere Probleme geben sollte.

Schon Heraklit soll gesagt haben: „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“ Vor allem in der heutigen Zeit werden Sie immer wieder mit Veränderungen konfrontiert – sei es aktiv oder passiv. Als Führungskraft sollten Sie dabei stets Ruhe und Optimismus ausstrahlen. Denn so können Sie Ihr Team als sicherer Ankerpunkt durch diese unsteten Zeiten führen.

Carolin Skiba, Gesundheitspsychologin (M. Sc.), Personalleitung & Projektmanagement, Stärkentrainer Team 70192 Stuttgart, E-Mail: skiba@staerkentrainer.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(12):12-12