Allwettertauglich, nachhaltig, unkompliziert

Was Sie zu Botendienst-E-Bikes wissen sollten


Niclas Schubert

Auch nach der Coronakrise wird das Thema Botendienst relevant für Apotheken bleiben. Viele von Ihnen mögen in diesem Zusammenhang zwar zunächst an Autos denken. Doch bieten E-Bikes eine Alternative mit vielen Vorteilen, wenn es darum geht, Ihre Patienten zu beliefern.

Im Jahr 2019 hat der Gesetzgeber die Apothekenbetriebsordnung dahingehend geändert, dass Botendienste nicht mehr nur auf Einzelfälle beschränkt sind (vgl. dazu AWA 8/2020). Seitdem haben insbesondere die Folgen der Coronakrise (inklusive der beschleunigten Digitalisierung) dafür gesorgt, dass die Zahl der Patienten, die auf diese Weise beliefert werden, rapide zunimmt. Apotheken, die dabei auf das richtige Konzept setzen, können mitunter nicht nur Kosten sparen, sondern auch einen erheblichen Image-Gewinn verbuchen (vgl. auch AWA 22/2020).

Mehr Spaß am Fahren?

Grundsätzlich stellt sich die Frage, mit welchem Fahrzeug Ihre Boten die Bestellungen ausliefern sollen. Um Ihre Rolle als regionale Gesundheitsversorger zu untermauern, bietet es sich sicherlich an, Verkehrsmittel ohne Schadstoffemissionen in die engere Wahl zu nehmen.

Das Fahrrad genießt in dieser Hinsicht den besten Ruf. Allerdings strapaziert es die Ausdauer seiner Fahrer – wenn auch in unterschiedlich starkem Ausmaß, und zwar abhängig

  • von der zu bewältigenden Distanz und
  • vom Terrain, über das es geht.

Gerade aber für Apotheken, die Ihre Kunden in einem engen Umkreis beliefern, stellt das Rad eine gute Wahl dar, zumal

  • die zeitraubende Parkplatzsuche entfällt,
  • sich Staus um- und engste Gassen befahren lassen sowie
  • die Gesundheit der Fahrer gefördert wird.

Für längere Distanzen hingegen sind – je nach Ihren individuellen Anforderungen – E-Auto, E-Moped oder E-Bike prädestiniert.

Tipp: Um des Betriebsklimas willen sollten Sie sich auch im Team erkundigen, welche Mobilitätslösung Ihre Mitarbeiter eigentlich präferieren. Erfahrungsgemäß macht das (E-)Fahrradfahren aber oftmals mehr Spaß als das Autofahren.

Schnell und schick zu den Patienten

Im elektrischen Dreigespann aus E-Auto, E-Moped und E-Bike stellt Letzteres die finanziell günstigste Variante dar, zumal seine Anschaffung in einigen Teilen Deutschlands von Städten und Kommunen sowie – im Fall von E-Lastenbikes – staatlich durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle subventioniert wird. E-Bikes warten aber noch mit weiteren Vorteilen auf: Sie

  • lassen sich leicht bedienen,
  • erfordern bis maximal 25 km/h keinen Führerschein und
  • sind auf Strecken bis zu fünf Kilometern nachweislich die schnellsten Fahrzeuge [1].

Darüber hinaus symbolisieren die elektrisch betriebenen Räder eine moderne grüne Mobilität, die ohne CO2-Ausstoß, stinkende Abgase und Motorlärm auskommt. Somit geben sich Apotheken, die E-Bikes nutzen, sichtbar ein Image der Nachhaltigkeit – was in Zeiten von "Fridays for Future" durchaus ein Vorteil gegenüber Wettbewerbern sein kann.

Praktisch an E-Bikes: Sie haben kompakte Ausmaße und sind typischerweise auf eine Zuladung (also Gewicht von Fahrer und Transportgut) von rund 120 kg ausgelegt. Damit eignen sie sich für einen Großteil aller im Apothekenalltag durchgeführten Botendienste. Für besonders schwere und große Lasten gibt es alternativ Cargo-E-Bikes mit einer typischen Zuladung von 200 kg bis 300 kg.

Ein weiterer Vorteil von E-Bikes: Anders als bei gewöhnlichen Fahrrädern ist das Fahren auch bei längeren oder hügeligen Strecken nicht schweißtreibend. Ihre Mitarbeiter können also bei der Auslieferung genauso gepflegt auftreten, wie es die Patienten erwarten.

Kaufen? Nicht die einzige Option

Der Neupreis eines E-Bikes bewegt sich zwischen 1.500 € und 5.000 € und variiert je nach Marke, Ausstattung und technischen Spezifikationen, zu denen wiederum u.a. Akkugröße, Bremssystem, Schaltung und Rahmen gehören. Dazu kommen

  • Stromkosten,
  • Inspektions- und Wartungskosten,
  • Versicherungskosten sowie
  • Kosten für Umbaumaßnahmen, wenn eine Ladestation verbaut werden soll.

Wer kein E-Bike für die Apotheke erwerben will, kann sich alternativ an Dienstrad-Leasing-Modell-Anbieter wenden (vgl. auch AWA 17/2017). Über diese besteht die Möglichkeit, Mitarbeitern ein Rad für eine fixe Laufzeit zur Verfügung zu stellen (Mindestlaufzeit: drei Jahre). Die Kosten werden dann in Monatsraten vom Bruttoeinkommen abgezogen, bevor das Rad nach der vollständigen Abzahlung schließlich in den Besitz des Mitarbeiters übergeht. Solch ein Dienstrad-Leasing-Modell ist insbesondere dann sinnvoll, wenn bei Ihnen nur ein Mitarbeiter Bestellungen mit dem Rad ausliefert.

Eine weitere Alternative zum Eigenerwerb bieten Mobilitätsdienstleister, die ihre E-Bikes der gesamten Belegschaft eines Unternehmens per Abo-Modell zur Verfügung stellen, sodass jeder Mitarbeiter auf die Räder zugreifen kann. Dafür fällt ein monatlicher Pauschalbetrag an, der z.B. für zwei E-Bikes regelhaft in einer Größenordnung zwischen 100 € und 200 € liegt. Je nach Anbieter unterscheiden sich neben den Kosten

  • die Ausstattung der Räder,
  • das inkludierte bzw. verfügbare Zubehör sowie
  • die Mindestvertragslaufzeiten (beginnend bei sechs Monaten, wenngleich staatliche Förderungen erst ab Laufzeiten von 36 Monaten in Anspruch genommen werden können).

Mehr noch als das Dienstrad-Leasing-Modell zielt das Abo-Modell auf Flexibilität und geringen Aufwand ab: Die Räder verbleiben im Besitz des Dienstleisters, Ihre betriebliche Bilanz wird also nicht "belastet". Überdies sind die Leasing-Kosten zu 100% gewinn- bzw. steuermindernd. Und: Wie beim Dienstrad-Leasing können Sie Ihren Mitarbeitern die E-Bikes auch privat zur Verfügung stellen (vgl. dazu AWA 19/2020).

Entscheiden Sie sich für einen Mobilitätsdienstleister, ist es ratsam, sich nach Anbietern von Full-Service-Programmen umzusehen. Denn solche Programme enthalten nicht nur eine Vollkaskoversicherung, sondern decken auch alle regelmäßigen Inspektionen, Wartungen sowie den Ersatz bei Diebstahl und Reparaturen im Schadensfall ab.

Darf's ein wenig klassisch sein?

In der Regel werden die E-Bikes mit einem konventionellen Fahrradschlüssel in Betrieb genommen und über einen gewöhnlichen 230-Volt-Hausstromanschluss aufgeladen. Daher sind größtenteils auch keine baulichen Maßnahmen (wie die Errichtung einer Ladestation) nötig – zumal die E-Bikes nur ein Minimum an Fläche benötigen. Diese "klassische" Lösung dürfte für die meisten Apotheken völlig ausreichen.

Eine Alternative ist die von Mobilitätsdienstleistern angebotene Sharing-Lösung, die im Apothekensektor aber allenfalls für größere Filialverbünde mit mehreren Standorten infrage kommt. Solch eine Lösung ist – anders als das Abo-Modell – stationsbasiert: Man kann die E-Bikes ausschließlich an Ladestationen aufladen, die etwa in Form von Ladebalken (mit Wandhalterung) in unmittelbarer Nähe einer Filiale angebracht werden. Somit sind die Räder leicht auffindbar und selbst bei häufiger Nutzung durchgehend einsatzbereit. Reservieren und entsperren lassen sie sich mittels einer Smartphone-App.

Fahrende Apothekenwerbung

Um den Image-Nutzen zu optimieren, können E-Bikes per Branding mit dem Logo und den Farben der Apotheke versehen werden. Dadurch werden sie zu einer deutlich sichtbaren Werbefläche im öffentlichen Raum.

Das Ganze ist allerdings nicht nur eine Option für Ihre eigenen E-Bikes. Auch Mobilitätsdienstleister bieten auf Wunsch ein entsprechendes Branding gegen einen Aufpreis an. Erforderlich sind dafür nur druckfähige Dateien mit dem Corporate Design.

Quelle

[1] umweltbundesamt.de/themen/verkehr-laerm/nachhaltige-mobilitaet/radverkehr#gtgt-schnell

Niclas Schubert, Gründer und Geschäftsführer, movelo GmbH, 83435 Bad Reichenhall, E-Mail: info@apothekenrad.com

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(13):12-12