Externe Betriebsvergleichszahlen

Welche Entwicklungen es 2020 gab


Guido Michels

Die Corona-Pandemie hinterließ 2020 deutliche Spuren bei Umsatz, Rohgewinn und Kosten: Während wohnortnahe Apotheken profitierten, ging es in Frequenzlagen bergab. In diesem Jahr stehen zunächst Masken, Testen und Impfen im Vordergrund, ab Herbst wird das Thema E-Rezept virulent.

Die wirtschaftliche Situation der Apotheken hat sich 2020 durch die Corona-Pandemie zum Teil ganz anders als in den Vorjahren entwickelt: Ab März gab es durch die behördlichen Beschränkungen große Veränderungen im Verordnungs- und Kundenverhalten. Zunächst setzten Bevorratungskäufe von Arzneimitteln ein (mehr N3-Packungen und vorgezogene Verordnungen von höherpreisigen Spezialpräparaten). Die Umsätze zogen im März auf eine historisch hohe Marke an, um im Verlauf der nächsten Monate abzuflauen. Später im Jahr nahm vor allem der Absatz von Artikeln zum Schutz vor COVID-19 zu, während er in anderen Sortimenten, wie z.B. bei den Erkältungspräparaten, einbrach.

Bemerkenswert: Obwohl im Verlauf des Jahres insgesamt weniger Kunden die Apotheken aufsuchten, erhöhte sich die Zahl der abgegebenen Packungen um rund 7,3%, insbesondere durch den Verkauf von Masken und weiteren Pandemie-Artikeln (z.B. zur Desinfektion und Körperpflege).

Umsätze

Der durchschnittliche Umsatz aller Apotheken in Deutschland hat 2020 mit 6,8% so stark zugelegt wie nie zuvor – auf rund 2,8 Mio. € (Abbildung 1).

Der Umsatz über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) stieg im Westen um 7,4% und im Osten um 6,7%. Hier spielten

  • neue innovative Arzneimittel,
  • die erstmalige Abgabe der (sehr hochpreisigen) Hämophilie-Präparate und
  • ein verstärkter Impfstoffbedarf

eine Rolle. Der Handverkaufs-Umsatz (Privatrezepte, Selbstmedikation und Freiwahl) stieg mit 4,9% (West) und 7,3% (Ost) zum einen stärker als der GKV-Umsatz und zum anderen stärker als im Vorjahr. Hier spürt man die Corona-induzierten Absatzeffekte.

Wie in den Vorjahren auch waren die Umsätze 2020 ungleich verteilt – allerdings vor allem abhängig von der Lage (Abbildung 2):

Apotheken in Fußgängerzonen, Einkaufszentren oder Bahnhöfen waren vom Lockdown sowie der geringeren Mobilität stark betroffen. Bei ihnen entwickelten sich die Umsätze um 10% bis 30% schwächer als beim Durchschnitt. Bei den arzt- und wohnortnahen Apotheken hingegen legten die Umsätze um rund 10% mehr zu als beim Mittel.

Rohgewinne und Kosten

Die seit 2020 erhöhte Betäubungsmittel-Vergütung hat sich nur moderat mit wenigen tausend Euro mehr Rohgewinn je Apotheke ausgewirkt. Spürbarer war die Ausgabe von FFP2-Schutzmasken im Dezember 2020. Je nach Einkaufspreis der Masken nahmen die Apotheke im Schnitt etwa 15.000 € bis 20.000 € zusätzlich ein, bei allerdings hohem Zeitdruck sowie personellem und organisatorischem Aufwand.

Der relative Rohertrag im Verhältnis zum Umsatz sank um 0,7 bis 1,0%-Punkte und lag am Jahresende bei 22,8% (West) bzw. 20,9% (Ost). Der Grund dafür: 2020 war die durchschnittliche GKV-Rx-Packung fast 5 € teurer als 2019. Allein dieser Preiseffekt reduzierte den relativen Rohgewinn im verschreibungspflichtigen Bereich um etwa 1%-Punkt.

Die Gesamtkosten der Apotheken sind 2020 um 3,5% bis 4,0% gestiegen, absolut um etwa 15.000 € bis 20.000 €. Aufgrund der Umsatzzuwächse lagen sie aber mit 17,3% (West) und 14,6% (Ost) etwa einen halben Prozentpunkt unter dem Niveau von 2019. Kostensteigerungen gab es 2020 vor allem in drei Bereichen:

  1. Beim Personal aufgrund der Tariflohnerhöhung. Im Westen lagen die Personalkosten (nur für die Mitarbeiter, also ohne kalkulatorischen Unternehmerlohn) bei 10,4% vom Umsatz, im Osten bei 8,6%.
  2. Bei der Anbindung an die Telematikinfrastruktur (Anschaffungs- und Einrichtungskosten).
  3. Beim Schutz vor Corona. Hier lagen die durchschnittlichen Kosten vor allem für bauliche, aber auch für sonstige Hygienemaßnahmen je Apotheke im Schnitt bei mehreren tausend Euro.

Betriebsergebnisse

Die Betriebsergebnisse lagen Ende 2020 im Westen bei 5,5% und im Osten bei 6,4% vom Umsatz. Hinzu kamen noch durchschnittlich 10.000 € bis 15.000 € je Apotheke für Nacht- und Notdienste sowie für Botendienste. Letztendlich nahmen die Apotheken zwar 2020 mehr ein als 2019 – allerdings nur wegen der neu eingeführten Vergütungen für die Maskenverteilung und die Botendienste.

Unsere Berechnungen enthalten keine kalkulatorischen Kosten, auch haben wir keinen Unternehmerlohn abgezogen. Der Vergleich der eigenen Zahlen mit den hier veröffentlichten Durchschnittswerten gibt eine erste Orientierung. Spezialisierte Berater können indes mit Benchmarkdaten von passgenauen Vergleichsgruppen (z.B. nach Umsatzhöhe, Lage oder Apothekentyp) weiterhelfen.

Ausblick

Auch das Jahr 2021 steht ganz im Zeichen der Pandemie. Allerdings sind die "Corona-Prozesse" inzwischen gelebte Praxis, und die Kundenfrequenz hat sich an den meisten Standorten wieder normalisiert. Mit den Testangeboten, der Impfstofflogistik oder der Ausstellung der digitalen Impfzertifikate stehen Sie aber weiterhin vor herausfordernden Aufgaben, über die Sie zeigen können, welch wertvolle Rolle Sie im Gesundheitssystem besetzen.

Ökonomisch dürften die Jahre 2020 und 2021 ebenso schwer miteinander wie mit den vorausgegangenen Jahren vergleichbar sein. Zu viele Sondereffekte und Unwägbarkeiten beeinflussen das durchschnittliche Ergebnis. Eine wirtschaftliche Prognose ist daher nicht angebracht.

Obwohl Corona omnipräsent ist, dürfen Sie auch die anderen wichtigen Themen nicht aus dem Auge verlieren, insbesondere das E-Rezept, dessen bundesweite Einführung am 1. Januar 2022 ansteht. In diesem Zusammenhang sollten Sie sich fragen:

  • Wie verändern sich meine Arbeitsabläufe?
  • Was ist ein guter Standort?
  • Warum wählen Kunden meine Apotheke?
  • Wie bekommen die Kunden die Ware?

Nutzen Sie die kommenden Monate also unbedingt auch, um bereit für das E-Rezept zu werden.

Guido Michels, Diplom-Ökonom, Treuhand Hannover GmbH, 30519 Hannover, E-Mail: guido.michels@treuhand-hannover.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(13):6-6