Editorial

Höhenflug?


Dr. Michael Brysch

Liebe Leserinnen und Leser,

wie der Vogel Phönix aus der Asche! Das mag sich denken, wer kürzlich auf „Handelsblatt Inside“ gelesen hat, wie die Zukunft der bekanntesten niederländischen Versandapotheke laut DocMorris-CEO Walter Hess aussieht: Bereits in diesem Jahr soll die „DocMorris Apotheke“ passé sein – zumindest als Einzelkonstrukt, das derzeit noch neben der Plattform „DocMorris Plus“ (bzw. inzwischen „DocMorris Express“) besteht. Man plant, dann nicht nur mit dem Namenswirrwarr Schluss zu machen, sondern die Apotheke in neuem Glanze auf einer einheitlichen Plattform „DocMorris“ auferstehen zu lassen, über die u.a. auch Videosprechstunden angeboten werden. Der Gedanke dahinter: „Dem Kunden ist heutzutage egal, von wem das Angebot kommt – Hauptsache, es ist einfach und flexibel.“

Hierfür ist natürlich auch eine fixe Zustellung gefragt. Nur sind da (aus Versendersicht „leider“) die Vor-Ort-Apotheken überlegen. Deswegen will Hess möglichst viele von ihnen als Partner gewinnen: 35 seien es bislang, die angestrebten knapp über 1.000 verspricht man sich in den nächsten zwei Jahren.

Dass hier unterschiedliche Interessen und Werte aufeinanderprallen, hat aber gerade erst die Noweda deutlich gemacht, als sie vor das DocMorris-Betriebsgebäude fuhr – mit einem Werbetruck, auf dem u.a. zu lesen war: „Lieber DocMorris, Du hast in BWL promoviert. Meine Apothekerin in Pharmazie. Jede Woche versorgen Apotheken Ärzte mit Millionen Corona-Impfdosen. Und was machst Du so?“

In diesem Sinne bleibt zu hoffen, dass sich nicht zu viele Partnerapotheken finden. Denn um mit dem englischen Dichter William Blake (1757–1827) zu sprechen: „Kein Vogel fliegt zu hoch, wenn er mit eigenen Schwingen fliegt.“

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Michael Brysch

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(14):2-2