Das Apothekenteam im Podcast

Wie Sie Ihren Kunden laufend Informationen aufs Ohr geben


Linda Wnendt

Wer nicht täglich eine längere Anfahrt zur Apotheke hat oder gerne nach der Arbeit laufen geht, hat vielleicht noch nie einen Podcast gehört. Allerdings handelt es sich dabei um ein Konzept, das sich auch für Apotheken lohnen kann.

Vieles von dem, was wir unseren Kunden gerne auf den Weg geben möchten, schaffen wir aus Zeitgründen nicht. Dabei wollen die Kunden gerne informiert werden – und kommen meistens gerade deswegen in die Apotheke vor Ort, statt anonym im Internet zu bestellen. Wie schön wäre es also, wenn das vertraute Gesicht aus der Offizin den Informationen eine Stimme verleiht und zu den Kunden nach Hause aufs Ohr kommt – in Form eines Podcasts!?

„Podcast“ ist ein Fantasiewort aus

  • „Pod“ für „Play on Demand“ („auf Abruf abspielen“) und
  • „Cast“, einer Kurzform von „Broadcast“ („Rundfunk“ bzw. „Übertragung“).

Ein Podcast ist also eine Sendung aus mehreren Folgen, die man – wann immer gewünscht – abspielen kann. Meist beschreibt schon der Titel, über welches große Thema gesprochen wird. Die einzelnen Folgen können als eine Art Miniserie

  • aufeinander aufbauen oder
  • jeweils unterschiedliche, in sich abgeschlossene (Unter-)Themen behandeln.

Je nach Podcaster-Aktivität dürfen sich die Zuhörer alle zwei Wochen oder sogar zweimal wöchentlich auf eine neue Folge freuen.

Wofür brennen Sie?

Bevor es losgeht, müssen Sie über

  • den Inhalt (Content),
  • die Hardware,
  • die Software und
  • gegebenenfalls auch Gäste für den Podcast nachdenken.

Natürlich ist der Content das Wichtigste: Was möchten Sie mitteilen? Für welches Thema brennen Sie? Gesundheitsthemen gibt es zwar zahllose, allerdings kommt es auf die Authentizität an. So sollte es um ein Thema gehen, das Sie als Podcaster wirklich mit Leib und Seele verkörpern. Als Mann über die Wechseljahre zu sprechen, ergibt beispielsweise keinen Sinn, als selbst betroffene Frau hingegen schon.

Ich habe mit „Die MenoBitch“ meinen ersten Podcast gestartet. Mit Anfang 40 in die Wechseljahre gekommen, teile ich in meinen Folgen alle „Ups and Downs“ und vor allem meine Lösungsansätze mit den Zuhörerinnen. Der eigene Podcast kann somit auch ein wenig wie eine Eigentherapie sein. Als Apothekerin für Ernährung und Darmgesundheit gehe ich im Podcast außerdem auch auf diese, meine beiden Spezialgebiete sowie zusätzlich auf das Thema „Achtsamkeit“ ein.

Die Nische macht Sie zum Star!

Sobald Sie sich für ein Thema entschieden haben, sollten Sie überprüfen, was es hierzu schon an Informationen und Podcasts im Netz gibt. Das hilft Ihnen auch dabei, gerade sehr weite Themenfelder, wie z.B. Ernährung, einzugrenzen und eine (möglichst) unbesetzte Nische zu finden – so etwa „Ernährung für Sportler“ und hier speziell der „Muskelaufbau“. Je genauer Sie Ihr Thema definieren, umso besser passt Ihre Zuhörerschar später zu Ihnen.

Anschließend müssen Sie viel zu Ihrem Thema recherchieren. Diese Recherche macht zwar Spaß, ist aber gleichzeitig die größte Bremse, die es gibt. Denn Sie werden immer weiter recherchieren können und wollen. Setzen Sie sich daher eine Deadline für die Recherche. Ansonsten wird Ihr Perfektionismus Sie daran hindern, sicht- bzw. hörbar zu werden.

Danach gilt es, einen Podcastnamen zu finden, der Interesse weckt und direkt ausdrückt, worum es Ihnen geht.

Außerdem müssen Sie ein Podcastbild gestalten – was Sie im geforderten Maß von 3.000 mal 3.000 Pixel mit kostenlosen Onlinetools (wie z.B. canva.com) ganz leicht selbst tun können. Schauen Sie sich das Bild immer in Echtgröße auf dem Handy an, damit Ihre Zuhörer später keine Lupe benötigen, um tatsächlich alle Details und Schriftzüge erkennen bzw. lesen zu können.

Dann müssen Sie noch die Skripte verfassen. Um gleich zu Beginn eine gute Reichweite mit dem Podcast zu erreichen, ist es sinnvoll, zehn Folgen vorzubereiten und relativ schnell hintereinander zu veröffentlichen. Denn gefällt Ihr Thema, möchten Ihre Zuhörer direkt mehr von Ihnen!

Eine Folge kann – knackig kurz – zehn Minuten lang sein. Wenn die „Energie“ stimmt und Sie vielleicht einen tollen Interviewgast haben, vergehen aber auch 50 Minuten wie im Fluge.

Die eigene Stimme aufnehmen – und ertragen

Nun geht es endlich ans Aufnehmen – und das ist für viele die größte Hürde. Denn nicht immer kann man direkt locker-flockig über ein Thema berichten. Am Anfang ist es vor allem gewöhnungsbedürftig, die eigene Stimme zu hören. Einsteiger tun sich meist leichter damit, eine Folge zu zweit im Interviewstil einzusprechen.

Für Ihre Aufnahmen benötigen Sie

  • einen Computer mit Audioeingang,
  • ein gutes Mikrofon (bzw. zwei für Interviews) und
  • ein Software-Schneidetool.

Dafür müssen Sie aber kein Vermögen investieren. Das Tool Audacity beispielsweise ist kostenlos und kann Podcasts sogar automatisiert schneiden. Sie benötigen jedoch Spaß an der Technik, ein wenig Ausdauer, um sich mit ihr auseinanderzusetzen – und vor allem Begeisterung für die Sache!

Sobald die Audiodatei erstellt ist, müssen Sie sie auf einen Server hochladen, auf dem sie zukünftig zur Verfügung steht. Vom Server können Sie Ihren Podcast direkt auf den diversen Podcastplattformen veröffentlichen, wie etwa auf Apple Podcasts oder Spotify.

Ich habe mich dafür entschieden, meine Podcastdateien zwar auf den recht günstigen deutschen Server podcaster.de zu lagern, die Folgen aber über meine mit Wordpress erstellte Homepage zu veröffentlichen. Damit bin ich in Zukunft unabhängig, da alle Rankings und Bewertungen immer in meinem eigenen Zuständigkeitsbereich bleiben – und nicht auf der externen Plattform.

Ohne Werbung geht es nicht

Der beste Podcast nützt nichts, wenn er nicht gehört wird. Neue Podcasts werden meistens circa sechs Wochen lang von den Podcastplattformen gepusht. In dieser Zeit müssen Sie Gas geben und sowohl einige Folgen veröffentlichen als auch die Werbetrommel rühren.

Wenn Sie bereits viele Follower auf Facebook haben, sollten Sie die große Reichweite nutzen, um Werbung zu schalten. Die direkte Ansprache von Kunden in der Apotheke sowie von Menschen im Familien- und Freundeskreis ist auch nicht zu unterschätzen.

Als Podcaster entwickeln Sie sich ständig weiter. In meinem Fall etwa nahm das Thema „Darm“ nach einem Jahr einen weit größeren Umfang ein als die „Wechseljahre“ – deshalb heißt mein Podcast mittlerweile „(D)Arm dran“. Und weil auch meine Mitarbeiter Spaß an der Sache gefunden haben, gibt es inzwischen zusätzlich den Ahrtor-Apotheken-Team-Podcast „Das A-Team – Die Pille, die schon beim Zuhören wirkt“.

Es ist erstaunlich, wie viel tolles Feedback wir von Kunden bekommen – und wie sehr wir als Experten wahrgenommen werden. Das beantwortet auch die Frage: „Warum das alles?“ Denn wir weisen den Kunden mit unserem digitalen Informationsangebot den Weg zu uns – und unterstreichen so unsere Unersetzlichkeit. Außerdem: Aus einem Wissens-Podcast kann zukünftig durchaus auch eine ganze digitale Wissens-Akademie entstehen.

Übrigens: Wenn eine Pandemie andere Aufgaben in der Apotheke einmal wichtiger werden lässt, liegen unsere beiden Podcasts zwar schon einmal brach, und es gibt keine neuen Folgen. Doch irgendwann packt es uns dann wieder – mit noch mehr Ideen und Folgen sowie ganz anderen digitalen Wissensangeboten! Stillstand war schließlich gestern!

Best Practice

Die Podcasts von Linda Wnendt und ihrem Team finden Sie auf der Homepage der Ahrtor-Apotheke.

Linda Wnendt, Inhaberin Ahrtor-Apotheke, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler, E-Mail: kontakt@ahrtor-apotheke.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(14):6-6