Editorial

Auf den letzten Metern


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nicht nur bei Olympia kann man es immer wieder eindrucksvoll beobachten: Rennen entscheiden sich zum Schluss auf den allerletzten Metern! "Die Letzten werden die Ersten sein" bewahrheitet sich zwar nur selten. An der Spitze sieht es jedoch ganz anders aus – ein Vorsprung will bis zur Ziellinie durchgehalten sein. Und was im Stadion gilt, zeigt sich auch sonst im täglichen Leben.

Sicher geglaubte Siege sind plötzlich zweifelhaft. So könnte nun die lange Zeit als fast chancenlos eingeschätzte Nummer 3 der Kanzlerkandidatenliste in Person eines Olaf Scholz am Ende das Rennen machen. Oder spielen Kollege Zufall oder gar schlicht das Wetter am Wahltag doch nicht mit? Eine Entscheidung "auf den letzten Drücker" dürfte auch zu den konkreten Modalitäten eines (Nicht-)Starts des E-Rezeptes Anfang 2022 fallen. Wetten werden noch angenommen. Und selbst der größte Spielverderber dieser Tage, das Corona-Virus, könnte einen fulminanten (Schluss-)Sprint hinlegen, in Form nochmals ansteckenderer, ausbreitungsfreudigerer Mutationen. Aber wie das so ist mit den Sprints: Irgendwann stellt sich ein Rekord ein, der so bald nicht mehr zu toppen ist. Corona könnte so an seine Grenzen stoßen, noch infektiöser geht dann einstweilen nicht mehr.

Wir erleben gerade eine Reihe von Schlussspurts mit Auswirkungen auf jeden Einzelnen. Selbst wenn wir nicht mitlaufen, so stehen wir doch stellvertretend mit auf dem Sieger- oder Verlierertreppchen.

Immerhin: Alles ist möglich!

Seien Sie frühherbstlich-froh gegrüßt,

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(18):2-2