Prof. Dr. Reinhard Herzog
Warten auf die Herbst-/Winter-Saison – so könnte man das Bild der Finanzkennzahlen im September interpretieren. Das Geschäftsklima ist vorsichtig-zurückhaltend. Die Wirtschaftserholung gegenüber dem Ausnahmejahr 2020 macht sich in den Zahlen zum Bruttoinlandsprodukt, aber auch in den Einzelhandelsdaten deutlich bemerkbar. Frühjahr und Sommer haben einiges aufgeholt. Die Warnlampen leuchten bei der Inflationsrate, die im zweiten Monat nahe 4% liegt. Der Nachholeffekt der Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 sowie die Nachwehen der coronabedingten Logistikprobleme führen hier jedoch zu lediglich temporären Verzerrungen, die sich zum Jahresanfang 2022 legen sollten.
An der Zinsfront regiert weiterhin die "finanzielle Repression": Negativzinsen auf (höhere) Einlagen, aber Freude bei den Kreditnehmern, denn die Zinsen bleiben einstweilen niedrig. So sind die Blicke auf die kommende kalte Jahreszeit gerichtet: Kalt auch wirtschaftlich infolge nicht enden wollender Kapriolen eines sich weiter austobenden Virus, oder kalt nur draußen?
Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(18):3-3