GKV-Markt im 1. Halbjahr 2021

Die Pandemie hinterlässt immer noch Spuren


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Die "GKV-Arzneimittel-Schnellinformation" nach §84 Abs. 5 SGB V (GAmSi) bildet das Verordnungsgeschehen zulasten der gesetzlichen Krankenkassen vertieft ab. Auch im zweiten Pandemiejahr sind die Auswirkungen auf die Rezepte noch unverkennbar.

72,8 Mio. Versicherte zählte die GKV Anfang 2021: 39,9 Mio. Mitglieder, 15,4 Mio. Mitversicherte und 17,5 Mio. Rentner. Mit 13,4 Mrd. € brutto betrug der Kostenanteil der Rentner 52,5%, bei 24,1% Anteil an den Versicherten.

Am augenfälligsten ist im 1. Halbjahr 2021 der weiterhin anhaltende Rückgang der Rezept- und Verordnungszahlen um kräftige 5,6% bzw. 5,4%, während die Bruttoumsätze im ersten Halbjahr 2021 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 3,3% zugelegt haben. Besonders deutlich wird dies, wenn man nicht die bereits Corona-überlagerte erste Jahreshälfte 2020 als Bezugsbasis nimmt, sondern das 1. Halbjahr 2019. Waren es dort noch 235 Mio. Rezeptblätter und 381 Mio. Verordnungen, sind es zwei Jahre später noch 214 resp. 358 Mio., also Rückgänge von rund 9% bzw. 6%. Der Umsatz hat da hingegen um 8,8% von 23,49 Mrd. € auf 25,55 Mrd. € brutto zugelegt.

Die Zahl der ertragsbedeutsamen Rx-Arzneimittel ist im gleichen Zeitraum von 302,6 auf 288,0 Mio. Packungen gefallen (–4,8%), die Tagesdosen sind geringfügig (+1,1%) auf 21,0 Mrd. gestiegen. Hohe Zuwachsraten entfielen auf die Nicht-Fertigarzneimittel einschließlich (Spezial-)Rezepturen: +12,9% nach Umsatz gegenüber 2019 auf 4.195 Mio. € brutto, in allerdings 7% weniger Verordnungsblattzeilen (nun noch 25,6 Mio., Wert je Zeile 164 €, im ersten Halbjahr 2019 waren es noch 135 €).

Dieser Nicht-Fertigarzneimittelmarkt macht jetzt gut 16% des Gesamtumsatzes mit der GKV aus. Neben den Parenteralia (+19,8%) haben die Verbandmittel beträchtliche Zuwächse erfahren (+8,9%), letztere allerdings nur nach Wert. Deren Absatz war mit 6,9 Mio. gegenüber noch 7,1 Mio. Verordnungszeilen im 1. Halbjahr 2019 sogar etwas rückläufig.

Wie sehen die "Rennerlisten" aus? Die wichtigsten GKV-Fertigarzneimittel im ersten Halbjahr 2021 nach Umsatz (brutto) waren:

  • Eliquis (499 Mio. €),
  • Xarelto (397 Mio. €),
  • Revlimid (364 Mio. €),
  • Stelara (312 Mio. €),
  • Eylea (235 Mio. €).

40% der Fertigarzneimittel-Verordnungsumsätze sowie 79% der Tagesdosen (!) steuert der hausärztliche Versorgungsbereich bei. Die durchschnittliche Tagesdosis kostet hier überschaubare 0,52 € brutto, ansonsten sind es bei den vielen sonstigen Fach-/Spezialärzten beachtliche 2,95 €. Dass Onkologen mit 25 € je Tagesdosis an der Spitze liegen, verwundert nicht, selbst wenn es hier nur um Fertigpräparate geht.

Prof. Dr. Reinhard Herzog, Apotheker, 72076 Tübingen, E-Mail: Heilpharm.andmore@t-online.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(21):15-15