Editorial

In Wertevernichtung eine Eins


Prof. Dr. Reinhard Herzog

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

das Bekannte wurde nun seitens der Gematik nur konkretisiert: Die Telematik-Infrastruktur (TI) 1.0 rollt, kaum gestartet, schon auf das Abstellgleis. Es lebe dann alsbald die TI 2.0. Modern, mit elektronischer Identität, ohne die Konnektoren und heutigen Heilberufsausweise – vielleicht ist das sogar ein wirklicher Fortschritt!

Nur: Das hätte man jetzt schon haben können. Aber nicht in einem Land, in welchem Projekt-Vorlaufzeiten gern mal in Jahrzehnten bemessen werden. Im Ergebnis sind je Apotheke höhere vierstellige Hardware-Kosten sowie unzählige Arbeitsstunden quasi für die Katz, wobei letztere samt einigem Stress gratis obenauf besonders schmerzen. Im Gesamtkontext mögen das die berühmten Peanuts sein. Wenn eine solche Wirtschaftsweise jedoch normal und die Blaupause für allzu viele Großprojekte ist, entpuppt sich dieses Land immer mehr als gewaltige Wertvernichtungsmaschine, nicht nur im Gesundheitswesen.

Da klingen die vollmundigen Ankündigungen für Klimaschutz, Infrastrukturausgaben und Digitalisierung angesichts förmlich zu erwartender, teurer Pleiten, Pech und Pannen sowie drohender Dauerbaustellen quer durchs Land eher wie eine Drohung denn wie eine Verheißung. "Was kostet die neue Öko-Welt, wir zahlen bar ..." (oder notfalls mit ungedeckten Schecks)! Leider zahlen wir dabei allzu oft für diverse Träumereien und so manche Schlechtleistung. Noch, solange unter anderem auch Sie weiterhin fleißig für die Umverteilungsmasse sorgen.

Bleiben Sie trotz November-Grau munter und heiter,

Ihr

Prof. Dr. Reinhard Herzog

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(21):2-2