Hoch, höher, noch höher ...

Kehrt das Inflationsgespenst zurück?


Prof. Dr. Reinhard Herzog

3,8% im Juli, 3,9% im August, 4,1% im September: die Verbraucherpreise lernen das Sprinten. Wir steuern auf Werte zu, wie wir sie Jahrzehnte nicht mehr gesehen haben (Abbildung).

Momentan stechen Energie (+14,3% im September) und Lebensmittel (+4,9%) hervor. Dienstleistungen legen nur um 2,5% zu. Ganz am Ende der Skala steht die Preisentwicklung im Gesundheitssektor. In der ersten Jahreshälfte war die sogar minimal deflationär (–0,2%), nunmehr liegt die Rate im August bei +0,7%.

Inflationäre Entwicklungen sind besonders kritisch für Berufsgruppen, die keine oder nur eine eingeschränkte Preissetzungsmacht haben, wie Apotheken.

Sondereffekte verzerren aber das Bild, besonders der Mehrwertsteuer-Effekt. Zum 1. Juli 2020 sanken die Mehrwertsteuersätze auf 16% bzw. 5%, seit Jahresanfang gelten wieder 19% bzw. 7%. Dieser Effekt hält somit nur noch bis Jahresende an. Coronabedingt gab es zudem im letzten Jahr deflationäre Tendenzen (Nachfrageeinbruch!). Das impliziert Nachholeffekte, die durch Lieferengpässe und Störungen in den Logistikketten überschattet werden. Temporäre Preissprünge bleiben da nicht aus. All dies sollte sich normalisieren, eine "galoppierende Inflation" auf Dauer ist also noch keineswegs ausgemacht. Dennoch leuchten die Warnlampen.

Quelle: Statistisches Bundesamt, unter www.destatis.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(21):3-3