Kunden online erreichen

Mit Webinaren zum regionalen Expertenstatus


Simon Nattler

Mittlerweile haben viele Apothekenmitarbeiter an Webinaren zur Fort- und Weiterbildung teilgenommen. Genauso sind heute auch viele Kunden damit vertraut. Warum nicht diese Chance nutzen, um die Apothekenkompetenz ins Rampenlicht zu rücken?

Ein Webinar ist erst mal nichts anderes als ein Seminar, das online stattfindet ("WEB-inar"). Genauso wie bei Veranstaltungen vor Ort können Sie als Veranstalter Teilnehmer einladen, um dann zu einem festen Zeitpunkt über Ihr Thema zu sprechen. Anders als ein aufgezeichnetes Video finden Webinare in der Regel live statt und ermöglichen so Interaktion mit den Teilnehmern. Hierdurch ist die Aufmerksamkeit der Zuhörer meist deutlich höher, als wenn es sich um ein Video handelt, bei dem beliebig pausiert und gespult werden kann. Dazu steigt gerade durch die Möglichkeit, am Ende persönliche Fragen zu stellen, die Relevanz des Inhalts für jeden Einzelnen an.

Ein Angebot, das man nicht ablehnen kann

Die höhere Aufmerksamkeit ist aber nur einer von vielen Vorteilen des digitalen Vortrags, und zwar unabhängig von der Umgehung der Corona-Beschränkungen. Der wichtigste Punkt: Die Schwelle für eine Anmeldung ist deutlich niedriger als für eine Vor-Ort-Veranstaltung. Die Registrierung erfolgt meist bequem online über die Software des Webinaranbieters. Der Interessent kann es viel einfacher in den Tagesablauf einplanen, da keine Zeit für Anfahrt, Parkplatzsuche und Puffer eingeplant werden muss.

Etwaige Absprachen mit Eltern oder Partnern, wer abends auf das Kind aufpasst, sind ebenfalls unnötig. Dazu verlassen viele ältere Menschen abends auch nicht mehr gerne das Haus. Je nach Einzugskreis Ihrer Apotheke, der durch einen (regionalen) Versandhandel recht groß sein kann, können auch Interessenten aus entfernten Gebieten problemlos teilnehmen. Alles was die Zuschauer benötigen, sind ein Computer/Tablet und ein Internetanschluss. Über das Anklicken eines Links in der Bestätigungsmail ist jeder in Sekunden ohne größere Vorbereitung dabei.

Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Anonymität. Haben Sie schon mal einen langweiligen Vortrag mittendrin und vor den Augen aller verlassen, gerade wenn es eine überschaubare Teilnehmerrunde war? Wahrscheinlich nicht. In einem Webinar ist dies kein Problem, da es per Klick auch wieder abgeschaltet werden kann. Das "Risiko", über 90 Minuten eine quälende Veranstaltung vor Ort ertragen zu müssen, entfällt daher und führt zu höheren Anmeldezahlen.

Doch auch für Sie als Veranstalter wird vieles einfacher. Natürlich sparen auch Sie die Anfahrt, das Anmieten und die Gestaltung eines Raumes. Außerdem können Sie frei einladen, ohne Rücksicht auf Raumgröße und die Anzahl der aufgestellten Stühle zu nehmen, und müssen sich nicht um Getränke oder Catering kümmern. Der Aufwand bleibt identisch, egal ob Sie am Ende vor 10 oder 200 Personen vortragen. Dies alles macht sich daher bei den Kosten bemerkbar, da nur die Webinar-Software bezahlt werden muss. Ein weiterer Aspekt: Wenn Sie nicht gerne auf der Bühne stehen oder Probleme mit dem freien Vortragen haben, werden Sie sich mit Webinaren eher wohlfühlen. Teilnehmer sehen schließlich nur die Folien und Ihren Kopf, und Sie können Karteikarten mit Stichpunkten direkt vor sich liegen haben.

Zeigen Sie Kompetenz

Vom Einsatzzweck sind Webinare mindestens so vielseitig wie Veranstaltungen vor Ort. Neben fachlichen Vorträgen sind auch Erläuterungen und Live-Demonstrationen möglich. Beispiele sind:

  • Fachliche Vorträge zu bestimmten, beliebten pharmazeutischen Themen,
  • aktuelle Themen wie Hintergründe zur Corona-Impfung,
  • Expertenthemen wie Wechselwirkungen, Interaktionschecks oder Ernährungsberatung,
  • Präsentation des eigenen Onlineshops mit Nutzenargumentation für den Kunden,
  • Aufklärung über das E-Rezept in Ihrer Apotheke.

Durch die anonyme Teilnahmemöglichkeit eignen sich Webinare auch hervorragend für heikle Themen, bei denen sich der ein oder andere nicht gerne persönlich blicken lassen möchte.

Bei der Planung gilt: Fassen Sie das Thema nicht zu weit! Fokussieren Sie sich auf einen Aspekt und lassen Sie ihn bereits klar in den Titel einfließen. Je klarer die Positionierung, umso weniger Teilnehmer werden hinterher enttäuscht sein oder frühzeitig abbrechen. Durch die einfache Vorbereitung und die fehlende Anfahrt können Sie lieber mehrere kürzere Webinare zu verschiedenen Themen geben, als ein abendfüllendes Programm mit einem bunten Blumenstrauß an Informationen.

3, 2, 1, Lift off!

Haben Sie sich entschieden, ein erstes Webinar zu halten, helfen eine genaue Planung und Checklisten, um die Nervosität vor der Premiere zu senken. Behalten Sie die folgenden Punkte im Blick:

Internetverbindung

Ein Webinar benötigt nicht viel, aber eine stabile, schnelle Internetverbindung muss vorhanden sein. Ihr Computer sollte am besten über ein Ethernet-Kabel mit dem Netz verbunden sein, nicht nur über WLAN.

Anbieter

Die Welt der Webinar-Software ist mittlerweile gewaltig. Die meisten Anbieter lassen sich zunächst in einer kostenlosen Testphase ausprobieren und anschließend monatlich wieder kündigen. Genügend Zeit, um ein Testwebinar einzurichten und im kleinen (Familien-)Kreis zu testen. Achten Sie darauf, dass die Teilnahme ohne Software-Installation direkt aus dem Internetbrowser möglich ist, um keine Barrieren für weniger digital-affine Zuschauer aufzubauen.

Dauer und Zeitpunkt

Die optimale Webinar-Dauer liegt zwischen 45 und 60 Minuten, wobei in Einzelfällen auch kürzere Webinare von 20 Minuten ausreichend sind. Sie wollen das Thema schließlich nicht künstlich in die Länge ziehen. Der ideale Zeitpunkt richtet sich nach der Zielgruppe. Statistisch gesehen haben Webinare, die von Dienstag- bis Donnerstagabend nach 19.30 Uhr beginnen, die meisten Anmeldungen. Allerdings kann für interessierte Eltern der Vormittag besser geeignet sein, wenn die Kinder in der Schule sind.

Titel

Überlegen Sie sich einen spannenden Titel für Ihr Webinar, der Interesse weckt und ins Auge fällt. Statt "Alles zur Baby- und Familienplanung" eignet sich besser "Die 10 Medikamente, die jede Mutter kennen sollte".

Folien

Bei den Folien gilt das Gleiche wie bei einem Vortrag vor Publikum. Informieren Sie über Hilfestellungen, die in Erfahrungsberichte eingebunden sind, und belehren Sie nicht! Minimieren Sie dazu den Text auf den Folien und lassen Sie lieber aussagekräftige Bilder sprechen. Sie haben Zuschauer, keine Leser! Sie benötigen den Text schließlich auch nicht, da Ihre Notizzettel direkt vor Ihnen liegen. Denken Sie daran: Bei Langeweile oder bei Verlust des roten Fadens reicht dem Teilnehmer ein Klick, um auszusteigen.

Rückfragen

Planen Sie am Ende noch 15 Minuten für Rückfragen ein, die Sie über die Chatfunktion der Webinar-Software sammeln. Die Fragen sind wichtig, da Sie so exakt auf die Zuschauer eingehen können und Ihre Kompetenz live demonstrieren können.

Vermarktung

Weil die Anzahl der Teilnehmer grundsätzlich egal ist, sollten Sie Ihr Webinar gut vermarkten. Nutzen Sie die persönliche Ansprache in der Apotheke genauso wie die Social-Media-Kanäle. Je nach Thema greift auch die Lokalzeitung gerne Ihre Pressemitteilung auf.

Wissen auf Abruf

Webinare haben einen weiteren Vorteil: Sie können automatisch aufgezeichnet werden. Das hilft Ihnen zum einen bei der Selbstkontrolle und -optimierung für Ihren nächsten Auftritt. Je nach Webinar-Software kann die Aufzeichnung aber auch für Apothekenwebinare-on-Demand genutzt werden. Kunden, die nicht live dabei sein konnten, können sich die Aufzeichnung ansehen oder sich sogar zu einem späteren Zeitpunkt registrieren und das Webinar sofort ansehen. Hierdurch entsteht nach und nach eine echte Kompetenzdatenbank auf Abruf für Ihre Apothekenwebsite.

Wer einmal Zugang zu dieser Form des Vortrags gefunden hat, wird diese in Zukunft viel häufiger nutzen, um mit mehr Veranstaltungen auch mehr Interessenten zu erreichen.

Simon Nattler, Inhaber der ELISANA-Apotheken, Gründer der Team-App apocollect, 45896 Gelsenkirchen, E-Mail: inbox@apocollect.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(21):8-8