Es werde richtig Licht in den Apotheken

Strom sparen und Kunden locken


Michael Höferlin

Ist "Licht" überhaupt ein Thema, über das sich Apotheken sonderlich viele Gedanken machen müssen? Ja, sagen Experten, denn mit einer schlechten Beleuchtung werden viele potenzielle Kunden vertrieben – und die Stromrechnung wird unnötig aufgebläht.

Ein kleines Gedankenexperiment zu Beginn: Sie gehen in einer Fußgängerzone spazieren und kommen an zwei Apotheken vorbei. Die eine ist hell erleuchtet, man kann die Sichtwahl schon von draußen sehen, während bei der anderen nur der Außenbereich und das Schaufenster erstrahlen, während das Innere eher im Dunklen liegt. Wo würden Sie als Kunde lieber eintreten?

Erhebungen bestätigen, dass vor allem die nach außen scheinende Apotheke das Zeug zum Kundenmagneten hat, während innen nicht gut ausgeleuchtete Objekte eher gemieden werden. Damit ist die Frage, ob sich Apotheker über die Beleuchtung ihrer Offizin Gedanken machen müssen, eigentlich schon beantwortet.

Die Inhabersicht

Soweit die Kundenperspektive. Aus Inhabersicht gibt es weitere Licht-Optionen, die in Apotheken oft noch nicht hinreichend genutzt werden. Insbesondere in älteren Apotheken ist zu beobachten, dass das Lichtkonzept vor allem der Wegesicherheit dient, denn Eingang, Fußboden und bei indirekter Ausleuchtung auch die Decken überstrahlen dort die Warenauslage deutlich. Oder aber – die zweite Version – das Licht fokussiert auf die Sichtwahl und die Handverkaufstische, während der Rest der Offizin lumentechnisch abfällt. Beide Ausleuchtungsvarianten sind nicht verkaufsfördernd, denn die Ware sollte generell der am besten ausgeleuchtete Teil jeder Offizin sein, gerade die Sichtwahl.

Und es gibt noch einen dritten wichtigen Aspekt: die Energiekosten. Viel zu viele Apotheken haben außen wie innen noch ältere Leuchtmittel in Betrieb, was schlecht für die Umwelt ist und sich zudem negativ auf der Kostenseite bemerkbar macht.

Umsatz- und Kostenbedeutung

Beides – falsche Lichtkonzepte und veraltete Technik – kostet Apotheken also Umsatz und entzieht Liquidität. Somit macht es Sinn, beides auf einmal anzugehen: mit einem modernen Lichtkonzept, das mit weniger Kosten mehr Ertrag bringt.

Wer ältere Leuchtmittel gegen moderne LED (Light Emitting Diodes) austauscht, kann seine Stromrechnung spürbar senken – gerade angesichts massiv steigender Energiekosten ein drängendes Thema. Fachleute empfehlen die regelmäßige Überprüfung der Energiekosten, um schleichende Steigerungen zu vermeiden, die unbemerkt im Laufe der Zeit die Bilanzen der Apotheke stark belasten können.

Draußen hell, innen dunkel?

Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass man im Geschäft weniger Licht benötigt, wenn es draußen hell ist. Ganz im Gegenteil muss die Devise lauten: Je heller es draußen ist, desto heller muss es im Innenraum sein. Das gilt insbesondere für den Ladeneingang. Hier sollte bei Sonnenschein die Leuchtdichte deutlich angehoben sein, um Helligkeitsdifferenzen auszugleichen.

Die Ware in einer Apotheke wird nahezu vollständig vertikal in Regalen präsentiert. Diese Regale müssen beleuchtet werden, und zwar überproportional stark. Die für die Trittsicherheit der Kunden wichtige Flächenbeleuchtung entsteht dann automatisch über Reflexionen.

Ein positiver Zusatzeffekt dabei ist, dass die Apotheke auf diese Weise eine starke räumliche Tiefe bekommt und Kunden einen – im Vergleich zur "guten, alten Apotheke" – völlig anderen Eindruck erhalten: nämlich den eines attraktiven Verkaufsraums mit tollen Angeboten! Wie erwähnt, reden wir beim Einsatz von Beleuchtung heute vor allem über LED-Leuchtmittel.

Jede Form der Beleuchtungsplanung setzt eine präzise Auseinandersetzung mit der zu erzielenden Wirkung voraus. In einem Ärztehaus zählen völlig andere Faktoren als in einer Ladenpassage. So kommt es auf die richtige Lichtfarbe an, mit der man Besonderheiten der Apotheke gezielt unterstreichen kann.

Neutralweißes Licht ("Farbtemperatur" 3.300 bis 5.300 Kelvin) wirkt sachlich, sauber und klar, damit also "medizinischer" und ist für Ärztehäuser erste Wahl. Warmweißes Licht mit weniger als 3.300 Kelvin hingegen erzeugt eine gemütliche Einkaufsatmosphäre, lädt zum längeren Verweilen ein und wirkt deshalb in Apotheken mit großer Freiwahl gerade in Frequenzlagen verkaufsfördernd.

In Innenstädten muss man mit Licht eher "prassen", um sowohl außen als auch innen aufzufallen. Andernorts reichen im Außenbereich dagegen meist gezielt eingesetzte "Leuchttürme" völlig aus, also strategisch platzierte und maximal beleuchtete Apotheken-Wegweiser, ein aufscheinendes Apotheken-Logo am Haus sowie gezielte Objektbeleuchtungen im Innenraum.

Unser Tipp: Kernelemente der Apothekenwerbung niemals abschalten, denn gerade außerhalb der Öffnungszeiten entfalten sie ihre größte Wirkung. Auch bei Sonnenschein sollte die Botschaft jederzeit klar erkennbar sein, während sie in der Nacht auf ein werblich wirksames Maß herabgedimmt werden kann.

Nebenbei: Sind es in der Offizin vor allem die Stimmung oder die zu schaffende Atmosphäre, auf denen eine Planung basiert, so sollte im "Backoffice" die Optimierung der Arbeitsplätze mit dem Ziel eines ermüdungsarmen Arbeitens ausschlaggebend sein.

Farbwiedergabe und Stimmung

Nahezu alle gebräuchlichen Lampen garantieren grundsätzlich eine recht gute Farbwiedergabe, wie in der Offizin gewünscht. Das heißt aber nicht, dass Licht von Lampen gleicher Lichtfarbe keine Unterschiede in eben jener Farbwiedergabe besitzen. Grund dafür ist eine unterschiedliche spektrale Zusammensetzung. Dadurch ist es auch nicht möglich, aus der Lichtfarbe einer Lampe auf die Qualität ihrer Farbwiedergabe zu schließen. Lichtfarbe und Farbwiedergabeeigenschaft können zudem durch Vorsätze, die das Licht lenken, filtern oder einfärben, verändert werden. Das muss bei einem Lichtkonzept beachtet werden.

Auf keinen Fall vergessen: Eine Sicherheitsbeleuchtung ist bereits erforderlich ab einer Offizingröße von 50 Quadratmetern. Zur Beschilderung der Rettungswege für Kunden und Mitarbeiter müssen entsprechende Fluchtweg-Leuchten verwendet werden.

Der Kunde in der Offizin

Einige Überlegungen zum Verkaufsbereich: Wenn ein Kunde die Offizin betritt, sollte die Beleuchtung zunächst die Orientierung unterstützen. Wo befinden sich die Ansprechpartner? Wo muss ich bezahlen? Wo finde ich was in der Freiwahl? Das sind wichtige Fragen, die sich Kunden ganz unbewusst stellen, wenn sie eine Apotheke betreten und diese – wichtig – danach ebenso unbewusst für sich bewerten.

Für die Anwendung in Schaufenstern werden Lichtquellen mit hoher Lichtausbeute und sehr guter Farbwiedergabe benötigt. Dafür standen früher nur Leuchtstoff- oder Halogenlampen zur Verfügung. Auch hier konzentrieren wir uns ausschließlich auf LED-Systeme. Diese werden über kurz oder lang alle anderen Optionen ablösen, aus wirtschaftlichen und qualitativen Gründen.

Die Kunst des Hervorhebens

Das gar nicht so große Geheimnis einer erfolgreichen Warenpräsentation liegt in der kunstvollen Inszenierung, also dem spannungsreichen Spiel mit Licht und Schatten, mit Dynamik und Veränderung. Im Vergleich zum natürlichen Sonnenlicht bietet Kunstlicht einen entscheidenden Vorteil: Die variable Steuerung verschiedener Akzente und Effekte – unterschiedliche Lichtfarben, Lauflichter als Moving-Lights mit oder ohne Motiv, wechselnde Farben oder Muster – macht Licht zu einem eigenständigen Gestaltungsmittel.

Akzentbeleuchtung hat immer die Aufgabe, den Blick des Kunden auf die Ware zu lenken, die gerade besonders ins Auge fallen soll, sei es aus saisonalen Gründen, im Rahmen von Aktionen oder für eine imagefördernde Hervorhebung von z.B. hochwertigen Kosmetik-Kollektionen. Licht lockt nicht nur, sondern steuert auch Ihre Kunden – gern hin zu den (Spezial-)Segmenten, die Ihrer Profilierung und Ihrem Ertrag dienen.

Michael Höferlin, HÖFERLIN & HÖFERLIN, Apothekenplanung, 32756 Detmold, E-Mail: info@hoeferlinundhoeferlin.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(22):8-8