Editorial

Entspahnung in Sicht!


Dr. Hubert Ortner

Liebe Leserinnen und Leser,

ich freue mich, Sie ab sofort als neuer AWA-Chefredakteur mit den gewohnten Praxisthemen aus Wirtschaft, Politik und Recht begleiten zu dürfen. Mein Vorgänger Dr. Michael Brysch und Prof. Reinhard Herzog haben mir einen bestens bestellten Acker übergeben, den zu bebauen mich ausgesprochen reizt!

Der Nikolaustag steht vor der Tür, der uns dem Vernehmen nach diesmal eine neue Bundesregierung bescheren soll. Dem scheidenden Bundesgesundheitsminister dürften die wenigsten Apotheker allzu viele Tränen hinterher weinen: Schließlich agierte Jens Spahn mit seiner digitalen Profilierungs-Agenda häufig nach dem "Avanti Dilettanti"-Prinzip und setzte nicht selten bereits zur Rolle rückwärts oder seitwärts an, bevor die Vorwärtsrolle überhaupt zu Ende war. Dabei hätten Projekte wie die Einführung des E-Rezepts, die das Zeug zum "Game Changer" in die falsche Richtung haben, genau das Gegenteil gebraucht – eine ruhige Hand.

Wahrscheinlich wird der neue Bundesgesundheitsminister zunächst ganz andere Sorgen haben als die zügige Ablösung von Muster 16-Vordrucken, schließlich wird er seine Amtszeit inmitten der vierten Corona-Welle antreten. Insofern ist ein längeres Moratorium für den ohnehin ins Stocken geratenen E-Rezept-Rollout das naheliegendste Szenario. Dann kann der DAV in Ruhe seine digitalen Hausaufgaben zu Ende machen, die Ärzte bekommen eine weitere digitale Schonfrist und DocMorris kann weiterhin die deutschen Städte zuplakatieren.

Und Sie als Apotheker müssen sich ab 1. Januar 2022 weder mit halbgaren Lösungen noch mit massenhaft genervten Patienten herumplagen.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(23):2-2