apoBank analysiert Entwicklung bei ärztlichen Existenzgründungen

Rekordinvestitionen bei Arztpraxis-Gründungen


Dr. Hubert Ortner

Ärztliche Verschreibungen sind das Fundament, auf dem das Geschäft der Apotheken steht. Wir liefern Ihnen einen aktuellen Überblick zu den ambulanten Arztpraxis-Zahlen auf Basis der KBV-Statistiken und der jüngsten apoBank-Analyse zu ärztlichen Existenzgründungen.

Wie gut eine Apotheke läuft, steht und fällt mit den ärztlichen Verschreibungen: Schließlich tragen Rx-Medikamente den Löwenanteil zum Umsatz bei. Insofern schlägt die Entwicklung bei den Arztpraxen unmittelbar auf das Offizin-Geschäft durch.

Die Zahlen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigen, dass die Gesamtzahl der ambulanten Arztpraxen seit 2015 zwar um 6% geschrumpft ist; zugleich ist aber die Anzahl der Ärzte um 5% gestiegen. Die effektive Netto-"Arztzeit" – die letztlich entscheidende Größe – ist in den letzten fünf Jahren stabil geblieben (siehe Grafik und Interview "Das Versorgungsangebot ist stabil geblieben").

Laut apoBank-Analyse erfolgen ärztliche Niederlassungen hierzulande in 94% der Fälle durch Übernahmen bestehender Praxen, nur in 6% der Fälle handelt es sich um Neugründungen. Auf dem Land gibt es verhältnismäßig mehr Neugründungen – da dort zum Teil Unterversorgung herrscht. Ein Zehntel der Ärzte, die sich 2019/2020 für die Niederlassung in einer ländlichen Region entschieden, haben die Praxis dort neu aufgebaut. Im Vergleich dazu lag der Anteil an Neugründungen in der Großstadt mit 4% deutlich niedriger.

Ein Blick auf die letzten fünf Jahre zeigt, dass die Einzelpraxis nicht an Attraktivität verloren hat: 61% der ärztlichen Existenzgründer wählten diese Niederlassungsart im Analysezeitraum 2019/2020. Diese Praxisform ist vor allem bei Fachärzten beliebt – 63% entscheiden sich für Einzelpraxen – während Hausärzte etwas stärker zur Kooperation tendieren (45%).

Teure Großstadtpraxen

In der Großstadt zahlen Ärzte für den Traum von der eigenen Praxis die höchsten Preise – für hausärztliche Einzelpraxen durchschnittlich 117.600€. Auf dem Land waren es mit rund 70.000€ deutlich weniger. Im Durchschnitt sind die Gesamtinvestitionen für die Übernahme einer Hausarztpraxis – inklusive Kosten für Modernisierungsmaßnahmen und Ausstattung – 2019/2020 auf 169.300€ gestiegen (2017/2018: 146.400€) und haben damit einen neuen Höchststand erreicht. Dabei haben sich sowohl die Übernahmepreise (103.800€) als auch die weiteren Investitionen (65.500€) deutlich erhöht.

Die häufigste Art, sich in einer Kooperation niederzulassen, ist der Eintritt in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG). In diesem Fall tritt ein Praxisinhaber aus und verkauft seinen Praxisanteil an einen neuen Partner.

Große Diskrepanzen gibt es bei der Investitionshöhe von Praxisgründungen verschiedener Facharztrichtungen: Während Hausärzte dafür im Analysezeitraum durchschnittlich knapp 170.000€ investierten, waren es bei Frauenärzten über 300.000€ und bei Orthopäden sogar gut 400.000€. (ho)

Quelle: Analyse der ärztlichen Existenzgründungen 2019/2020 der apoBank und des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (Zi)

Dr. Hubert Ortner, Biochemiker, Chefredakteur AWA, E-Mail: hortner@dav-medien.de

Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker 2021; 46(24):9-9