Nicht ohne Spendenbescheinigung!

Liebe Leserinnen und Leser,

die Omikron-Variante treibt die Infektionszahlen auf neue Höchststände und bringt die deutschen Zentrallabore an ihre Kapazitätsgrenzen: Allein in KW 2 wurden dem RKI mehr als 2 Millionen PCR-Tests auf SARS-CoV-2 gemeldet. Eine Priorisierung soll Abhilfe schaffen, aber ist das wirklich der Königsweg? Sollen per Schnelltest positiv Getestete ohne Symptome künftig auf einen PCR-Test verzichten müssen, damit die Testkapazität für symptomatisch Erkrankte und Kontaktpersonen besonders vulnerabler Zielgruppen ausreicht?

Das mag auf den ersten Blick plausibel klingen. Tatsächlich ist das Problem knapper Kapazitäten aber ein künstliches: Es gibt nämlich tausende Apotheken, die jederzeit mit PoC-PCR-Tests loslegen könnten. Formal hat eine Änderung der Coronavirus-Testverordnung den Weg dafür ja bereits frei gemacht. Weil die Vergütung von 30 Euro je Test – falls das Bundesgesundheitsministerium nicht doch noch nachbessert, wie unlängst durchsickerte – aber nicht einmal die Materialkosten deckt, dürfte kaum ein Apotheker einsteigen. Zumindest eine "Spendenbescheinigung" müsste das BMG springen lassen – dann ließe sich wenigstens ein Teil des Verlusts als Sonderausgaben steuerlich geltend machen …

Nebenbei hätten PoC-PCR-Tests in der Apotheke noch den Vorteil, dass die Ergebnisse binnen 30 Minuten vorliegen. Davon würden übrigens auch die Beschäftigten in kritischen Infrastrukturen profitieren, die nicht erst ein bis zwei Tage auf das Laborergebnis warten müssten. Und dass die Apotheker, wenn es darauf ankommt, sehr schnell in die Bresche springen, haben sie schon mehrfach in der Pandemie bewiesen. Für dieses Engagement aber auch noch Geld draufzulegen – das ist dann doch zu viel verlangt.

Es grüßt Sie herzlichst

Ihr

Dr. Hubert Ortner